Sogar Messi selbst war es wohl etwas peinlich, als er nach dem verlorenen WM-Final die Treppe zur Ehrentribüne hochgehen und sich den «Goldenen Ball» für den besten Spieler der WM abholen musste. So manch einer rieb sich vor dem Fernseher die Augen. Messi, der beste Spieler?
Die Wahl kam tatsächlich etwas überraschend. Zwar hatte Messi in der Vorrunde vier Treffer erzielt und Argentinien quasi im Alleingang in die K.o.-Runde geschossen. Doch ausser dem tödlichen Pass auf Angel Di Maria in der Verlängerung gegen die Schweiz gelang «La Pulga» dort nichts Entscheidendes mehr.
Es hätte durchaus würdigere Alternativen zu Messi gegeben: Arjen Robben, Thomas Müller, Toni Kroos oder James Rodriguez haben in Brasilien mehr überzeugt. Aber die FIFA, genauer gesagt die Technical Study Group um Ex-Liverpool-Trainer Gerard Houiller, hielt es offenbar für nötig, dem am Boden zerstörten Messi einen Trostpreis mit auf den Nachhauseweg zu geben.
Es ist so wahr. #WM2014 #Neuer #Messi #FIFA pic.twitter.com/5PRX6bsMM7
— Justin TimberChaze (@Chazewill) 14. Juli 2014
Doch nicht nur die TV-Zuschauer waren von Messis Wahl überrascht, auch FIFA-Präsident Sepp Blatter staunte nicht schlecht. «Soll ich diplomatisch sein oder die Wahrheit sagen? Also, ich war selber ein wenig überrascht, als ich erfuhr, dass Messi der beste Spieler des Turniers ist», sagte der Walliser auf seiner Bilanz-Pressekonferenz. Diplomatisch fügte er sofort hinzu: «Aber seine Tore waren entscheidend.»
Sogar Diego Maradona kritisierte die Entscheidung der FIFA lautstark. «Wenn diese Marktschreier wollen, dass er etwas gewinnt, was er eigentlich nicht verdient hat, ist es ungerecht», sagte der Weltmeister von 1986. «Ich würde Lionel den Himmel schenken. Aber es ist nicht richtig, wenn jemand etwas gewinnt nur aufgrund irgendeines Marketingplans.» Klare Worte.
Immerhin erhält Messi Unterstützung von jemandem, von dem man dies nicht gerade erwartet hätte: José Mourinho. Der Chelsea-Trainer lobte den «Floh» nach dem verlorenen WM-Final über den Klee: «Messi hat sich für sein Team aufgeopfert. Er wollte gewinnen, nicht Torschützenkönig oder der beste Spieler werden», glaubt Mourinho.
Messi habe auf einer Position gespielt, die ihm nicht liege. «Er hatte immer zwei bis drei Spieler vor sich. Wenn er nur für sich geschaut hätte, hätte er nur ganz vorne neben Higuain stehen und auf seine Chance warten müssen.»
Dann holt Mourinho noch zu einem kleinen Seitenhieb aus: «Messi hat all meinen Respekt verdient, weil er sich für sein Team aufgeopfert hat. Das kann man nicht von allen Spielern bei dieser WM sagen.» Na, gemerkt, wen «Mou» hier meint? Kein Schelm, wer an Cristiano Ronaldo denkt.
Aber zurück zu Messi. Was sagen denn die Statistiken zu seinen Leistungen bei der WM? , ist die Auszeichnung definitiv an den falschen Mann gegangen. Dieser ist ein Instrument der FIFA, das jeden Spieler nach genau definierten Kriterien wie Laufdistanz, Ballabgaben in den Strafraum oder dem Gesamtbeitrag zur Teamleistung bewertet. Demnach hätte Toni Kroos mit 9,79 Punkten den «Goldenen Ball» erhalten sollen. Messi schaffte es in dieser Wertung nur auf Rang 11. Glaubt man dem Castrol-Index
Andere Datensammler kommen allerdings auf ein ganz anderes Resultat. Die Statistiker von Who Scored sehen wie die FIFA Messi als besten Spieler des Turniers. Mit 8,52 Punkten setzt er sich dabei vor James Rodriguez (8,4), Arjen Robben (8,37), Neymar (8,22) und Thomas Müller (8,11) durch. Bei diesem Rating wurden unter anderem Kriterien wie Tore, Assists, Torschüsse, Schlüsselzuspiele, Pass- und Schussgenauigkeit und erfolgreiche Dribblings berücksichtigt.
GRAPHIC: James Rodríguez - 2nd highest rated player at the 2014 World Cup (5+ apps) #col pic.twitter.com/Xis2bEUyTR
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Player Focus: Lionel Messi - World Cup 2014 Player of the Tournament - article by @alitweedale http://t.co/jYSprysUKm pic.twitter.com/4uyCeESQW9
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