Der 21-jährige Thurgauer bekam im Anschwingen einen vermeintlich nicht ganz so starken Gegner vorgesetzt. Doch Nick Alpiger, aussichtsreichster Athlet des Nordwestschweizer Verbands, warf den Favoriten ins Sägemehl. Giger schlug danach Joel Strebel, doch nach einer weiteren Niederlage musste er die Träume vom Königstitel begraben. Gegen René Suppiger lief Giger voll in einen Konter und erlitt im dritten Gang seine zweite Niederlage.
Auch die ganz grosse Hoffnung der Einheimischen stach nicht. Pirmin Reichmuth verlor erst gegen Christian Stucki und stellte danach gegen Dominik Roth. Dass er danach Shane Dändliker nicht mit einem «Zähni» ins Sägemehl drückte, kostete den Zuger weiteres Terrain. Im SRF-Interview sprach Reichmuth erstaunlich offen Klartext:
Er habe gehofft, sagte Reichmuth, dass es nicht dazu komme. «Aber ich war nicht bei mir selber heute Morgen, war im Kopf an tausend anderen Orten und so kann man nicht schwingen. Es ist sehr schade, aber ich bin nicht der erste, dem das passiert ist.»
Matthias Glarner wird nicht erneut König werden. Der Sieger des Eidgenössischen 2016 in Estavayer konnte erst im vierten Gang gegen Urs Doppmann erstmals gewinnen. Der Berner hatte nach seinem Sturz von einer Gondel vor zwei Jahren nie mehr zu seiner einstigen Stärke zurückgefunden. «Der Wurm war drin. Was schief gehen konnte, ging schief», haderte Glarner.
Ein ganz grosser Geschlagener ist Arnold Forrer. Der 40-jährige Toggenburger, Schwingerkönig von 2001, konnte keinen seiner vier Gänge gewinnen und ist nach einer Niederlage und drei Gestellten vorzeitig ausgeschieden. Zwar hatte Forrer nicht zu den Favoriten auf den Titel gezählt, aber dass er den Kranz so deutlich verpasste, konnte dennoch nicht erwartet werden. «Viel mieser als im Moment könnte es mir nicht gehen», gab Forrer zu. «Das tut weh, im Kopf und im Herzen.» Der 147-fache Kranzgewinner (Rekord) liess offen, ob er die Karriere fortsetzt.
Strahlt morgen einer dieses Trios mit Siegermuni Kolin an seiner Seite?
Vier Gänge, vier Siege: Der Bündner zeigte, weshalb er als Topfavorit antrat. Drei Jahre, nachdem Orlik im Schlussgang verloren hatte, greift er erneut nach der Krone. Der 24-Jährige eröffnete das Fest mit einem Sieg über König Matthias Glarner, diesem liess er Erfolge über Florian Gnägi, Stefan Arnold und Patrick Schenk folgen. «Meine Form stimmt», durfte der wortkarge Orlik feststellen.
Von allen Athleten überzeugte Wicki wohl am meisten. Der 22-Jährige aus Sörenberg brillierte als Kurzarbeiter: Wicki gewann alle vier Gänge im Eiltempo. Insgesamt stand er nur eineinhalb Minuten im Einsatz und konnte in der Hitze Kräfte für den zweiten Tag sparen. Macht er so weiter, kann die Innerschweiz vielleicht endlich ihren erst zweiten Schwingerkönig nach Harry Knüsel 1986 bejubeln. Wicki drückte der Reihe nach Matthias Aeschbacher, Simon Anderegg, Jonas Lengacher und Domenic Schneider ins Sägemehl.
«Zum Glück habe ich noch nicht so viel Energie verbraucht, das wird mir helfen», wusste Wicki im SRF-Interview. «Ich muss weiter fighten und alles geben, morgen geht es um den Titel.» Die Hoffnung der ausrichtenden Innerschweizer sprach zudem von der Schwierigkeit, in der riesigen Arena zu bestehen. «Du darfst nicht zu viel Emotionen zeigen. Aber das Publikum reisst einen so mit, es ist schwierig, damit umzugehen. Man sollte es auch geniessen.»
Der 34-jährige Berner Seeländer zählt seit eineinhalb Jahrzehnten zu den dominierenden Schwingern. Stucki triumphierte schon am Unspunnen und am Kilchberger, wurde an Eidgenössischen Zweiter, Dritter und Vierter. Oft wurde an diesem grössten Fest die Kondition des Kolosses in Frage gestellt, ein Einbrechen am zweiten Tag prognostiziert. Doch heuer wirkt Stucki so fit wie nie und er legte eine Entschlossenheit an den Tag, die nur etwas heissen kann: Er will den Königstitel wie er ihn vielleicht noch nie wollte. Stucki weiss, dass die Zeit gegen ihn arbeitet und er in Zug wohl seine letzte Chance hat. Pirmin Reichmuth, Christoph Bieri, Werner Suppiger und Matthias Herger bekamen dies zu spüren.
Der Turnerschwinger aus Edlibach ist der vierte Schwinger, der alle seine Gänge gewinnen konnte. Bieri liegt nur einen Viertelpunkt hinter dem Spitzentrio zurück. Sein Vorstoss ist überraschend, nun wird er die Siege gegen grosse Kaliber bestätigen müssen. Der 24-jährige Primarlehrer zeigte aber etwa gegen Willy Graber oder Bernhard Kämpf, was in ihm steckt. Bieri hat als Aussenseiter nichts zu verlieren.
Der Schwingerkönig von 2010 galt als Mann der zweiten Reihe. Nach einem sehr guten Tag mit drei Siegen und einem Gestellten (gegen Michael Bless) rückte der Berner definitiv in den Fokus. «Ich darf wirklich zufrieden sein, der Start ist mir im Gegensatz zu den zwei vergangenen Eidgenössischen geglückt», zeigte sich der routinierte Kilian Wenger erfreut. «Der Fahrplan stimmt, morgen nehme ich einfach Gang für Gang.» Mit einem Wenger in dieser Verfassung gerechnet werden.
Der erste Tag des #ESAF kurz zusammengefasst. #srfschwingen pic.twitter.com/Q9Ph9zP8Xs
— SRF Sport (@srfsport) August 24, 2019
Diese Schwinger haben wie Wenger drei Siege und einen Gestellten auf dem Konto:
Am Sonntagmorgen kommt es zu diesen Spitzenpaarungen: