Der ausserordentliche Staatsanwalt des Bundes sieht deutliche Anzeichen für ein strafbares Verhalten von FIFA-Präsident Gianni Infantino im Zusammenhang mit der Benutzung eines Privatjets. Für Stefan Keller ist eine Strafuntersuchung wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung angezeigt, wie er am Donnerstagabend mitteilte.
Keller stützt sich auf Befragungen und Recherchen, wie es in seiner Mitteilung heisst. Für die Eröffnung dieses Strafverfahrens ist er allerdings nicht zuständig. Das fällt in die Kompetenz der Bundesanwaltschaft.
Die Aufsichtsbehörde über die Bundesanwaltschaft (AB-BA) hatte den von ihr als Staatsanwalt des Bundes eingesetzten Stefan Keller mit der Prüfung verschiedener Strafanzeigen beauftragt, die im Zusammenhang mit der Benutzung eines Privatjets von Surinam in die Schweiz gegen Gianni Infantino eingegangen waren.
Mit seiner Wahl zum ausserordentlichen Bundesanwalt am 24. September hat die Bundesversammlung Stefan Keller mit dem Strafverfahren wegen der nicht protokollierten Treffen zwischen dem früheren Bundesanwalt Michael Lauber, FIFA-Präsident Infantino und weiteren Personen beauftragt.
Da am Flug mit dem Privatjet lediglich Infantino sowie weitere Privatpersonen beteiligt waren, nicht aber der frühere Bundesanwalt Michael Lauber, fällt dieser Sachverhaltskomplex nicht unter das Mandat der Bundesversammlung. Sie kann dieses daher auch nicht erweitern.
Keller hat das Ergebnis seiner Prüfung der Strafanzeigen deshalb der Bundesanwaltschaft übermittelt. Diese wolle sich der Sache nun mit eigenen personellen Ressourcen annehmen, heisst es im Communiqué.
Neben dem erwähnten Mandat der Bundesversammlung als ausserordentlicher Bundesanwalt wird Keller im Auftrag der AB-BA weitere Strafanzeigen zu verschiedenen Sachverhalten prüfen.
Die Fifa äusserte sich am Donnerstagabend in einer Mitteilung «schockiert» über die Verlautbarung von Keller. Diese sei «böswilliger» und «diffamierender» Natur und zeige eine extreme Voreingenommenheit.
Die ungerechtfertigte Veröffentlichung von Medienmitteilungen, um zu beschuldigen und zu diffamieren, grenze an Rufmord und werde von der Fifa und ihrem Präsidenten aufs Schärfste abgelehnt.
Die Fifa und ihr Präsident Gianni Infantino würden alle notwendigen rechtlichen Schritte und Rechtsmittel einleiten, «um diesen haltlosen und böswilligen Anschuldigungen ein Ende zu setzen». (pre/sda)