Fast alle waren gekommen: Mutter Lynette, Vater Robert, die Zwillingsmädchen Myla und Charlene – nur auf den ersten öffentlichen Auftritt von Leo und Lenny Federer warteten die 18'400 Zuschauer in der restlos ausverkauften Palexpo-Halle von Genf vergebens. Aber dafür waren sie auch nicht gekommen.
Sie wollten vor allem Roger Federer siegen sehen. Und der Maestro liess sich nicht lumpen. In 2:19 Stunden setzte er sich souverän, aber ohne Vollgas geben zu müssen, mit 7:6, 6:4, 6:4 durch.
Mit den Erwartungen hatte die Weltnummer 2 keine Probleme. «Am Anfang meiner Karriere hatte ich Mühe, vor meinen Eltern, Freunden und der Familie zu spielen. Ich wollte es dann immer besonders gut machen. Mittlerweile ist es eine Freude für mich, dass wir das gemeinsam erleben dürfen.»
Auch die 18'400 Zuschauer versteht Federer als Freunde. «Ich kenne sie zwar nicht, aber ich weiss, dass sie in der Nacht aufstehen, um meine Spiele zu sehen und sich auf diesen Event hier freuen.» So war es denn auch: Die Halle war von Anfang an ein Tollhaus. Nicht nur beim Matchball, fast jeder Punkt des Publikumslieblings wurde von tosendem Applaus begleitet.
Bloss die Zwillingsmädchen Myla und Charlene schienen nicht sonderlich interessiert am Geschehen auf dem Platz. Sie steckten ihre Nase lieber in ein Bilderbuch vom «kleinen Maulwurf» – auf slowakisch notabene. Wer will es den Kleinen auch verübeln, schliesslich haben sie ihren Papi schon so oft spielen sehen.
Allzu oft werden sie ihren Papa an diesem Wochenende aber wohl nicht zu Gesicht bekommen. Denn auf Federer warten unzählige Termine. Nach seiner Partie musste er umgehend zur Pressekonferenz, was ihn ein wenig verärgerte. «Ich würde eigentlich lieber Stan zuschauen», gestand er vor versammelter Medienschar. «Aber ich werde da immer in die Pressekonferenzen reingepeitscht, weil es sonst Bussen gibt.»
Gesagt, getan: «Jetzt gehe ich Stan schauen, die Massage kann noch etwas warten. Ob die Familie noch da ist, weiss ich nicht. Sie sollen machen, was sie müssen. Aber ich habe mich sehr gefreut, dass sie da waren. Denn es ist ein spezieller Tag heute.»
Roger is supporting Stan! A lot of "come ons" and "chum jetze"! #SupportTheSwiss pic.twitter.com/xK9dr2pdQR
— Swiss Tennis (@swiss_tennis) 12. September 2014
Doch auch nach Wawrinkas Match ist noch längst nicht Feierabend. «Wir werden auf jeden Fall noch übers Doppel sprechen», verrät Federer. «Nach den beiden Einzeln gibt es immer eine Standortbestimmung: Wie fühlt sich Stan? Wie fühle ich mich? Wie ist die Ausgangslage? Ist das Doppel das wichtigste oder konzentriert man sich besser auf die Einzel? Das werden wir jetzt noch sehen.»