Das erste Viertel der Tennis-Saison wird am Sonntag mit dem Masters-1000-Turnier in Miami beendet. Roger Federers Titelverteidigung in Australian, Juan Martin Del Potros Siegesserie danach, Rafael Nadals Verletzung, Novak Djokovics Comeback-Versuche – die ersten drei Monate des Jahres waren gespickt von sportlichen Höhepunkten und Dramen.
Solche spielen sich aber auch abseits des grossen Scheinwerferlichts ab, wie zwei Fundstücke aus den unendlichen Weiten des Internets beweisen:
3:04 Stunden lang kämpften am 19. März dieses Jahres beim ITF-Turnier in Le Havre die beiden Französinnen Emmanuelle Girard und Esther Thebault um den Sieg. Thebault musste sich schliesslich mit 5:7 im dritten Satz geschlagen geben.
Number of the week - 42
— Davor (@davortenis) 18. März 2018
42 double faults for Esther Thebault in Le Havre Futures q pic.twitter.com/UGpbpTf6i0
Der Grund ist beim Betrachten der Statistiken offensichtlich: Die bald 20-Jährige, die noch kein WTA-Ranking besitzt, servierte insgesamt 42 Doppelfehler und schenkte ihrer Gegnerin so mehr als einen Drittel der 119 erzielten Punkte. Dass Thebault nur einen Punkt weniger gewann und durchaus hätte gewinnen können, grenzt da schon fast an ein Wunder.
Den Doppelfehler-Rekord auf der WTA-Tour hält übrigens noch immer Anna Kurnikowa. Beim Australian Open 1999 servierte die spätere Weltnummer 8 in ihrem Zweitrunden-Match gegen Miho Saeki 31 Doppelfehler. Trotzdem gewann sie den Match mit 1:6, 6:4 und 10:8, verspielte aber beinahe noch eine 5:0-Führung im letzten Satz. In der 1. Runde waren ihr bereits 23 Doppelfehler unterlaufen.
Bei den Männern ist ein Schweizer der Rekordhalter: Marc Rosset servierte 1995 in Wimbledon beim 0:6, 7:6, 5:7, 2:6 gegen den Amerikaner Michael Joyce 23 Doppelfehler.
Das zweite Fundstück. In der Qualifikation für das Future-Turnier im französischen Poitiers am 11. März holte der 34-jährige Franzose Freddy Prioton gegen seinen Landsmann Dan Added keinen einzigen Punkt. Das Punkteverhältnis beim sogenannten «Golden Match» für Added lautete am Schluss also 0:48 aus Priotons Sicht. Immerhin war sein Horror-Trip nach 30 Minuten bereits zu Ende.
Wie es genau zu diesem «Golden Match» kommen konnte, ist leider nicht bekannt. Für Prioton war es aber erst der zweite Auftritt auf Future-Stufe. Das Verrückte: Schon bei seiner Premiere vor zwei Jahren verlor er 0:6, 0:6. Wenigstens holte er damals gegen Lucas Poullain noch neun Punkte.
Einen «Golden Match» auf Profi-Stufe hat es noch nie gegeben und selbst verlustpunktfreie Sätze sind eine grosse Seltenheit. Erst vier Tennisspieler/-innen haben dieses Kunststück geschafft:
Das kürzeste Match der Profi-Geschichte geht auf das Konto von Bernard Tomic. Der australische «Bad Boy» verlor 2014 in in der 1. Runde des Masters-1000-Turnier von Miami gegen Jarkko Nieminen in exakt 28 Minuten mit 0:6 und 1:6.
Nur 13 Punkte holte die damalige Weltnummer 74 gegen den 36 Ränge besser klassierten Finnen. Zur Entschuldigung Tomics muss allerdings angefügt werden, dass der Australier gerade von einer Oberschenkelverletzung zurückkam, die ihn beim Australien Open gegen Rafael Nadal noch zur Aufgabe zwang.
Noch vernichtender als Tomics 28-Minuten-Untergang war wohl nur der «Double Bagel», den Steffi Graf im French-Open-Final 1988 der Weissrussin Natascha Zwerewa verpasste – obwohl das Spiel etwas länger dauerte.
Die Deutsche war damals erst 18-jährig, aber bereits die Weltnummer 1 und hatte bis in den Final in sechs Matches nur 20 Games abgegeben. Das Endspiel war schliesslich nach nur 34 Minuten zu Ende, die Regenpause während des ersten Satzes war fast doppelt so lang.