So gut wie die letzten beiden Olympia-Gastgeber wird Südkorea höchstwahrscheinlich nicht abschneiden. Denn Russland (33 Medaillen in Sotschi, wobei 14 seither wegen Dopings aberkannt wurden) und Kanada (26 Medaillen in Vancouver) liegen ausser Reichweite. Aber die Marke von 11 Medaillen der Italiener 2006 in Turin liegt drin für die Koreaner.
In erster Linie dank der Shorttracker, die 42 der bislang 53 Wintersport-Medaillen errungen haben. Die anderen steuerten Eisschnellläufer (9 Medaillen) und die Eiskunstläuferin Kim Yuna (Gold 2010, Silber 2014) bei. Nun könnte sich eine weitere Sportart dazu gesellen: Skeleton.
Als wir ihn vor zwei Jahren vorstellten, war er ein Talent, das im Weltcup schon auf dem Podest stand, aber noch nie siegte. Mittlerweile gewann Yun sieben Weltcuprennen, er ist aktuell Führender im Gesamtweltcup. Der 23-Jährige wird in Pyeongchang als Favorit starten.
Der Bobpilot gewann zwei Weltcuprennen und 2015/16 die Zweierbob-Gesamtwertung. In diesem Winter ist Won noch nicht auf Touren gekommen, ein sechster Platz ist sein bestes Resultat. Sein Vorteil könnte sein, dass die Bahn den Piloten der Heimnation in der Regel viel öfter für Trainingsfahrten zur Verfügung steht als der Konkurrenz.
Im Sommer wird der koreanisch-norwegische Doppelbürger erst 20 Jahre alt – Pyeongchang kommt für den Langläufer ein bisschen zu früh. In die Weltcuppunkte schaffte er es noch nie. Am ehesten liegt eine Überraschung im Sprint drin, wo er die Finalläufe einmal nur um eineinhalb Sekunden verpasste. Kürzlich an den norwegischen Meisterschaften wurde er 41., hinter 39 Norwegern und einem Briten. Gut für Kim (und auch alle anderen Teilnehmer), dass bei Olympia nur vier Norweger antreten dürfen.
Im letzten Winter gewann er Slalom-Gold an den Asien-Spielen in Sapporo. Auch im Weltcup hat der 29-Jährige zuletzt Fortschritte gemacht: In dieser Saison holte Jung in Adelboden als 27. einige Weltcuppunkte, er ist derzeit die Nummer 37 der Weltrangliste. Eine Olympia-Medaille ist zwar utopisch, aber der beste südkoreanische Skirennfahrer kann eine Platzierung in den Top 20 anvisieren. Sein Bestresultat ist ein 14. Platz in Zagreb aus der letzten Saison.
Der Skispringer hüpft wie sämtliche Teamkollegen der Konkurrenz nur hinterher. Im Weltcup sind die Koreaner in diesem Winter noch nie dabei gewesen. Wenn der 35-jährige Choi trotzdem für Pyeongchang nominiert wird, werden es seine fünften Olympischen Spiele sein.
Ihr Problem konnte in den vergangenen zwei Jahren nicht aus der Welt geschafft werden: You Young ist – nomen est omen – zu jung für eine Teilnahme an den Spielen 2018. Denn sie ist erst 13 Jahre alt. Erst ab 15 Jahren ist es Eiskunstläuferinnen gestattet, bei Olympia dabei zu sein. Eine Ausnahme gibt's für die Einheimische nicht. Dafür durfte die junge Sportlerin im November die erste Fackelträgerin sein, nachdem das olympische Feuer seinen Weg von Griechenland nach Südkorea gefunden hatte.
Bis zu acht Medaillen sollen im Shorttrack zusammenkommen, hoffen die Koreaner. Shim Suk-Hee, Choi Min-Jeong und Hwang Dae-Hon heissen die Topshots. Auch beim Eisschnelllauf soll das eine oder andere Edelmetall errungen werden, in den drei Curling-Bewerben liegt vielleicht eine Überraschung drin.
Während im Shorttrack genügend Nachwuchs vorhanden ist, musste bei anderen Disziplinen künstlich nachgeholfen werden. Im Biathlon wurden flugs russische Athleten eingebürgert. Timofei Lapschin hat am ehesten das Potenzial für eine Medaille, im Sprint-Weltcup liegt er momentan auf Rang 7.
Auch die Eishockey-Nationalmannschaft Südkoreas besteht nicht nur aus Herren mit Familienname Kim und Lee. Zahlreiche kanadische Spieler, die seit einigen Jahren dort in der Liga spielen, wurden im Vorfeld der Olympischen Spiele eingebürgert. Aber kaum, damit Südkorea eine Medaillenchance hat – viel eher, dass es nicht jedes Spiel zweistellig verliert.