Shakira performt «Waka Waka», den WM-Song 2010. Bild: EPA
Fremdschämen mit DJ Antoine und dem Schweizer Fussballverband. Der WM-Song des Baslers ist so kreativ wie ein Querpass von Johann Vogel, so treffsicher wie Marco Streller beim Penalty gegen die Ukraine und so stimmungsvoll wie ein Heimspiel von Lausanne-Sport im nebligen November bei -10 Grad.
Was macht ein Lied zu einem WM-Song der Schweizer Nati? Sicher nicht schlecht: Ein Bezug zum Fussball. Und: ein Bezug zur Schweiz. Beides fehlt im neusten Werk von DJ Antoine, welcher der offizielle Song des Schweizer Nationalteams ist. Auch mit Russland, dem Gastgeberland der WM 2018, hat «Ole ole» nicht das Geringste zu tun.
Die gute Nachricht: Wir werden uns diesen Song wohl kaum je anhören müssen. Denn dass ihn die Radios spielen, scheint ausgeschlossen. Und das SRF wird für seine WM-Berichterstattung ein eigenes, anderes Lied benutzen.
Falls DJ Antoine noch einmal die Lust packen sollte, einen Song für eine WM, eine EM oder für Olympische Spiele zu schreiben, dann hätten wir da ein paar Inspirationen.
Mit «From Jamaica to the world» beginnt der Song des Franzosen Bob Sinclair für die WM in Deutschland. Macht nichts. Es ist nicht der offizielle Song des Turniers, sondern des Maskottchens Goleo, einem Löwen ohne Hose. Keine Single verkauft sich 2006 in Deutschland öfter. Video: YouTube/Embassy One
DJ Igo nutzt die Euphorie nach der ersten Schweizer WM-Qualifikation seit 28 Jahren und mixt Matthias Hüppi mit Adolf Ogi und schrecklichem Technobeat. Der Song klettert auf Rang 1 der Hitparade. Video: YouTube/GPCuser
Gloria Estefan mit einer zeitlosen Hymne voller Pathos. Äusserst passend für Olympische Spiele in den USA. Video: YouTube/GloriaEstefanVEVO
Der WM-Song 1986 stammt von Soca-Musiker Arrow, mit bürgerlichem Namen Alphonsus Celestine Edmund Cassell, von der Karibik-Insel Montserrat. Video: YouTube/cool4rocknroll
Den Song von Anastacia wählt das ZDF für seine Berichterstattung aus den USA. Wenige Monate später kommt auch der offizielle Song der Fussball-WM 2002 von Anastacia: «Boom». Video: YouTube/AnastaciaVEVO
Nelly Furtado, Kanadierin mit portugiesischen Wurzeln und ein Superstar, steuert den offiziellen Song für die EM 2004 in der Heimat ihrer Eltern bei. Video: YouTube/Anonymous H
Die Sportfreunde Stiller rechnen clever vor, wie Deutschland im eigenen Land zum vierten Mal Weltmeister wird. Das klappt zwar nicht, dafür erreicht der Song Platz 1 in den deutschen Charts. Video: YouTube/SprtfrndStillerVEVO
Der britische DJ Paul Spencer nennt sich Dario G in Anlehnung an Dario Gradi, Manager seines liebsten Fussballklubs Crewe Alexandra. Da passt es, dass sein «Carnaval de Paris» vom ZDF für die WM 1998 in Frankreich ausgewählt wird. Video: YouTube/RHINO
Der kanadische Songwriter und Produzent David Foster ist einer der erfolgreichsten Musiker überhaupt. Für die Winterspiele in seiner Heimat liefert er 1988 diesen Instrumental-Track. Heute wird er vom Bellagio Hotel in Las Vegas für seine Wasserfontänen-Show verwendet. Video: YouTube/gville612
Das Lied erscheint 1987 als spannendes Projekt von Queen-Sänger Freddie Mercury und Opernsängerin Montserrat Caballé. Fünf Jahre später ist es die Hymne der Spiele von Barcelona, doch Mercury ist da schon tot und kann es nicht mehr selber singen. Video: YouTube/Freddie Mercury Solo
Der italienische «Synthesizer-Gott» Giorgio Moroder liefert den offiziellen Song der Spiele, bei denen an der Eröffnungsfeier ein Astronaut durchs Stadion fliegt und Leichtathlet Carl Lewis vier Mal Gold holt. Wir werden Moroder noch weitere Male begegnen in diesen Charts ... Video: YouTube/Peter Müller
Die deutsche Band «The Winners» liefert einen äusserst eingänglichen Refrain und textet explizit für Seoul 1988. Vielleicht mit ein Grund, dass das Lied in der Versenkung verschwunden ist und hinter zwei anderen Songs anstehen muss, die hier gleich noch vorgestellt werden. Video: YouTube/ItaloDiscoCat
Viel einfacher kann man einen Text, den alle mitsingen sollen, nicht verfassen: «Here we go! Allez, allez, allez! Go, go, go! Allez, allez, allez!» Ricky Martin singt den offiziellen Song der WM 1998 in Frankreich. Video: YouTube/RomeoTeacherUSA
Mit Shakira kommt die Hymne für die erste Fussball-WM auf dem afrikanischen Kontinent von einem absoluten Superstar. Mit dem Gute-Laune-Song «Waka Waka» gelingt ihr ein grosser Wurf. Video: YouTube/shakiraVEVO
Die Castingshow «Musicstar» gewinnt Baschi zwar nicht, dafür aber wenig später die Herzen der Schweizer Sportfans. Seine Forderung, den WM-Pokal mit nach Hause zu bringen, wird zur erfolgreichsten Schweizer Single aller Zeiten. Video: YouTube/Schweizer Radio und Fernsehen
«Football's Coming Home», freuen sich die zwei Komiker David Baddiel und Frank Skinner gemeinsam mit den Lightning Seeds. Der Hit schlägt voll ein – und der Inhalt, das sehnsüchtige Warten auf einen zweiten Titel nach dem WM-Erfolg 1966, ist nach wie vor aktuell. Video: YouTube/LightningSeedsVEVO
Whitney Houston beschreibt im Lied den langen, mühsamen Weg eines Sportlers vom fleissigen Talent zum Olympiasieger. Das Video zeigt nicht die Sängerin, sondern Szenen vergangener Spiele, oft in Zeitlupe, weshalb Gänsehaut-Momente garantiert sind. Video: YouTube/whitneyhoustonVEVO
Der Song des somalisch-kanadischen Künstlers K'naan wird in den Werbespot von Coca-Cola rauf und runter gespielt. In der Schweiz, in Deutschland und Österreich winkt die Fahne von Platz 1 der Hitparade. Video: YouTube/KnaanVEVO
Der zweisprachige Song (englisch und koreanisch) ist der offizielle der Sommerspiele in Südkorea – produziert von Giorgio Moroder (siehe 10). Eine Goldmedaille gibt's für die Schweiz in Seoul nicht, dafür kommt das Lied so gut an, dass es bei uns auf Platz 1 der Hitparade stürmt. Video: YouTube/jangvisual
Von «Notti magiche» singen Gianni Nannini und Edoardo Bennato von magischen Nächten. Es ist längst ein Stück italienisches Kulturgut, auch wenn die Squadra Azzurra im eigenen Land nicht den WM-Titel holen kann. Nannini lehnt ihre Beteiligung zunächst ab und ist nur dabei, um ihrem Vater einen Gefallen zu tun, der ein grosser Fussballfan ist. Auch dieses Lied stammt aus der Feder von Giorgio Moroder (siehe 10 und 2). Video: YouTube/liver04
(Der Artikel erschien in veränderter Form erstmals im Juli 2017.)
Video: watson/Kevin Berner, Emily Engkent