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WM: Warum es gut ist, dass England gegen Kroatien verlor

England soccer fans react after England national soccer team lost the semifinal match between Croatia and England at the 2018 soccer World Cup, in Hyde Park, London, Wednesday, July 11, 2018. (AP Phot ...
Auch diese englischen Fans müssen weiter auf den grossen Erfolg warten.Bild: AP/AP
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Football is not coming home (yet) – und das ist gut so

Das Warten geht weiter: England scheitert im WM-Halbfinal an Kroatien und muss seine Titelträume vorerst begraben. Das ist hart für die Fans, aber wichtig für den Fussball.
12.07.2018, 11:10
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Sie haben gehofft, geträumt, gezittert und gelitten, doch am Ende wurden sie einmal mehr enttäuscht. Die englischen Fans mussten mit ansehen, wie ihr Nationalteam an einem grossen Turnier vor dem Endspiel scheitert (1:2 im Halbfinal gegen Kroatien). So knapp wie dieses Jahr in Russland war es schon lange nicht mehr.

Die Stimmung auf der britischen Insel begeisterte bis hierhin, mitten im europäischen Festland. In den englischen Public Viewings gab es keine Bierduschen, sondern regelrechte Bier-Platzregen. Vielerorts hätte man den «Three Lions» die Erlösung gegönnt – den zweiten WM-Titel, den ersten seit 1966. Aber es kam anders.

Und das ist gut so.

Denn nach der Niederlage gegen Kroatien bleibt England weiterhin England. Ein Mythos. Ein Team, das im Vorfeld jedes Turniers immer zu den Mitfavoriten zählt und letztlich doch scheitert. Einer der Gründe, weshalb sie überhaupt so viele Sympathien haben.

Irgendwann wird die Erlösung kommen. Dann werden die grossen Erwartungen in der Heimat bestätigt. Den standesgemäss übertriebenen Statements der englischen Medien wird Rechnung getragen. Und das Gefühl des Erfolgs wird süsser sein für jedes Jahr, das man zusätzlich leiden musste. Fragt mal die Fans der Young Boys, die können ein Lied davon singen.

Was heisst hier können? Die Fans von YB haben mit Züri Wests «Irgendeinisch fingt ds Glück eim» tatsächlich ein Lied gesungen. Ähnlich wie England mit «Football's coming home».Video: YouTube/BSC Young Boys

Will England vom ständigen Warten endlich erlöst werden, muss dies verdient sein – genau wie bei YB in der vergangenen Saison. 

Denn verdient wäre es dieses Jahr noch nicht gewesen. Klar, die junge Mannschaft von Trainer Gareth Southgate stand im Halbfinal und so etwas kommt nicht von ungefähr. So richtig überzeugt haben sie im ganzen Turnier allerdings höchstens zwei Mal. Beim Schützenfestival gegen Panama und beim souveränen Sieg gegen Schweden im Viertelfinal.

Ansonsten resultierte ein knapper Last-Minute-Sieg gegen Tunesien. Eine Niederlage gegen Belgien. Ein (historischer) Sieg im Penaltyschiessen gegen Kolumbien, obwohl dort laut englischen Medien 70 Prozent der Leistung hätten reichen müssen. Und nun die Niederlage gegen Kroatien. 

England's going home: Enttäuschte Gesichter der England-Fans

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England's going home: Enttäuschte Gesichter der England-Fans
Die englischen Fans trauern nach dem verlorenen Halbfinal.
quelle: epa/epa / andy rain
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Das Einzige, was bei den «Three Lions» restlos überzeugt hat, waren die Standardsituationen. 75 Prozent ihrer Tore erzielten sie nach einem ruhenden Ball. Der Turnierdurchschnitt liegt bei 43,5 Prozent. Im Spielaufbau und im defensiven Stellungsspiel gab es aber immer noch gewisse Mängel. 

Mängel, die sie bis zu den nächsten wichtigen Auftritten nun korrigieren können. Denn England ist die Mannschaft der kommenden Jahre. Jesse Lingard, Dele Alli, Raheem Sterling, Harry Kane und Marcus Rashford sind allesamt 25 Jahre oder jünger und werden noch einige Turniere bestreiten können.

Zudem stehen weitere Talente für die nächsten Jahre bereit: Youngsters wie Ryan Sessegnon, Jadon Sancho oder Tom Davies, die sich bereits in Profiligen bewiesen haben, oder Spieler aus den U20- oder U17-Nationalmannschaften, die vergangenes Jahr beide zum ersten Mal überhaupt den Weltmeistertitel feiern durften.

Sie wollen dafür sorgen, dass die A-Mannschaft bald nachzieht. In der Gegenwart stehen Kroatien und Frankreich im Rampenlicht. Doch die Zukunft gehört England.

«It's NOT coming home»

Video: watson

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Überglücklich im strömenden Regen: Der frischgebackene Weltmeister feiert mit dem Pokal.
quelle: epa/epa / facundo arrizabalaga
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31 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Connor McJesus
12.07.2018 12:04registriert November 2015
Diese Frage ob etwas "verdient" ist, ist langsam echt alt. Genau so gut könnte man sagen Frankreich und Kroatien hätten es nicht verdient, im Finale zu stehen, da sie auch nicht in jedem Spiel restlos überzeugt haben.
Letztendlich hat es sich jedocj jedes Team, welches am Ende gewinnt auf seine Art verdient, denn es zählt in der KO-Phase der Sieg und nicht mehr.
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Repplyfire
12.07.2018 12:04registriert August 2015
Naja, in Zukunft werden dann auch wieder Gegner wie Italien, Holland, Deutschland und Spanien in den Viertelfinals stehen. Einfacher wirds nicht mehr.
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Luca Brasi
12.07.2018 11:27registriert November 2015
Gehört die Zukunft wirklich England? Die Spieler werden jetzt auf der Insel wie Helden gefeiert. Die grossen Clubs werden sich wahrscheinlich viele Spieler dieser Mannschaft schnappen und vielleicht werden dann auch viele wiederum die Ersatzbank kennenlernen und in ihrer Entwicklung gestoppt. Auch an der EM 2004 waren die Medien voll des Lobes für den jungen Rooney und Gerrard...
Die anderen Nationen, die an diesem Turnier oder in der Quali versagt haben, schlafen nicht. Der Fussball entwickelt sich schnell und jedes Turnier hat seine eigene Geschichte.
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