Olympische Winterspiele! Ein Fest für jeden Schweizer Sportfan. Denn Winter, das können wir! Nirgends sind wir so gut: Nicht bei Sommerspielen, nicht bei Fussball-Turnieren. In Pyeongchang stehen praktisch täglich Wettkämpfe auf dem Programm, bei denen unsere Sportler brillieren können. Das Schweizer Aufgebot ist mit 171 Athleten so gross wie noch nie: Viele Favoriten, noch mehr potenzielle Medaillengewinner.
Freudig reiben wir uns die Hände in Erwartung eines Dutzends Medaillen. Doch noch vor dem Start häufen sich schlechte Nachrichten: Die junge Ski-Hoffnung Mélanie Meillard muss mit einem Kreuzbandriss wieder heimfliegen. Halfpipe-Olympiasieger Iouri Podladtchikov ist nach einem schweren Sturz noch nicht einsatzfähig, mit Dave Hablützel muss eine weitere Snowboard-Medaillenhoffnung aus gesundheitlichen Gründen passen. Dazu nervt der Wind, der das Ski-Programm – das Herz der Olympischen Spiele – durcheinander wirbelt.
Und wenn dann doch Sport getrieben wird, hält jeder neue Tag neue Enttäuschungen bereit. Dario Cologna kann im Skiathlon nicht mit den Norwegern mithalten. Simon Ammann gelingt kein Exploit. In der Kombination enttäuscht Weltmeister Luca Aerni schwer und in der Abfahrt reicht's Topfavorit Beat Feuz gerade noch zu Bronze, wo wir uns doch alle schon so sehr auf den Abfahrts-Olympiasieg gefreut haben. Die zweite Medaille erst nach Silber im Mixed-Curling.
So gehen die Rodler, die Rodler gehen so... 🍾🍾🍾🍾🍾 @TeamD @WendlArlt #PyeongChang2018 pic.twitter.com/0Wxahs7GYk
— Eurosport DE (@Eurosport_DE) 15. Februar 2018
Da geht's unseren Nachbarn viel besser. Die Deutschen kommen aus dem Feiern gar nicht mehr heraus, es schmerzt schon langsam, ihnen dauernd zusehen zu müssen. Schwarz-Rot-Gold jubelt im Biathlon, triumphiert im Skispringen, siegt natürlich im Rodeln, feiert in der Nordischen Kombination und strahlt im Eiskunstlauf. Mit acht Mal Gold hat Deutschland die Ausbeute von Sotschi bereits jetzt, nach einem Drittel der Spiele, erreicht. Die Equipe verkraftet auch Ausfälle von Topshots wie Felix Loch im Rodeln oder Viktoria Rebensburg im Riesenslalom und führt den Medaillenspiegel an.
Die Norweger folgen dahinter, sie sind ebenso dann bereit, wenn es zählt. Sweep im Männer-Skiathlon, jetzt Gold und Silber durch Aksel Lund Svindal und Kjetil Jansrud in der Abfahrt, zahlreiche weitere Medaillen. Die holländischen Favoriten halten dem Druck ebenfalls Stand und dominieren im Eisschnelllauf-Oval.
Nóg een record! 🥇🥈🥈🥉🥇🥇🥉🥇🥈🥈🥇
— TeamNL🇳🇱 (@TeamNLtweets) 14. Februar 2018
Nooit eerder haalden we zoveel medailles in de eerste 5 dagen 🔥#ZoDoenWeDat pic.twitter.com/8Mo6rIV480
Auch unseren Lieblingsfreunden aus Österreich läuft's besser. Dass sie in der Abfahrt das Podest verfehlen, können sie angesichts des ersten Olympiasiegs ihres Ski-Gotts Marcel Hirscher verschmerzen. In Slalom und Riesenslalom kann er nach der Kombination den Gold-Hattrick schaffen. Und mit David Gleirscher hat ein Österreicher auch bereits das geschafft, worauf wir Schweizer noch warten: den grossen Coup eines Aussenseiters. Denn der Rodler triumphiert sensationell, noch ehe er im Weltcup überhaupt ein einziges Mal aufs Podest fuhr.
Ja, es wachsen auch Schweizer Sportler über sich hinaus im fernen Südkorea. Die Biathleten bringen in den ersten fünf Bewerben fünf Athlet/innen in die Top Ten, in jedem Rennen ein/e andere/r. Langläuferin Nathalie von Siebenthal wird zwei Mal Sechste und die Eishockey-Nati der Frauen gewinnt alle drei Gruppenspiele.
Das ist schön und gut – aber doch nicht viel wert. Denn bei Olympischen Spielen, das sagen alle, zählen am Ende nur die Medaillen. Und da hat das Schweizer Team bis zum offiziellen Ziel «11 plus» noch sehr viel Luft nach oben.
Die Hoffnung geben wir deswegen noch lange nicht auf. Morgen greift Dario Cologna über 15 km Skating wieder an, Wendy Holdener drücken wir im Slalom beide Daumen und Beat Feuz will sich im Super-G an den Norwegern rächen. Morgen, das spüre ich, wird unser grosser Schweizer Tag! Und sonst dann halt übermorgen oder überübermorgen …