Der Rücktritt von Jürgen Klinsmann als Trainer von Hertha BSC hat Geschmäckle, wie der Schwabe sagt.
Auf Facebook erklärte der 55-Jährige am Dienstagvormittag, dass er «nach langer Überlegung» zu dem Schluss gekommen sei, sein «Amt als Cheftrainer der Hertha zur Verfügung zu stellen» – «HaHoHe Euer Jürgen».
Die Pressestelle des Klubs konnte dies kurz darauf noch nicht bestätigen. Klinsmann, der nur zehn Wochen auf der Trainerbank sass, hatte Hertha BSC offenbar nicht über seinen bevorstehenden Abgang informiert. Keine Vorwarnung, keine Absprache, nichts, nur grosse Verwunderung.
HaHoHä?
Per Facebook den Trainerposten im Alleingang hinzuwerfen, das zeugt von schlechtem Stil des ehemaligen Bundestrainers. Er hätte das der Vereinsführung wenigstens kommunizieren können.
Am Montagabend war Klinsmann noch in einem Livechat-Video auf Herthas Facebookseite zu sehen, in dem er den Fans gut gelaunt Fragen beantwortete.
Klinsmann sagt in dem Video Sachen wie:
Von einem Rücktritt am Tag darauf war da noch nichts zu spüren. Und jetzt macht er sich einfach aus dem Staub, so wirkt es. Der Abgang kommt so plötzlich wie seine Einstellung als Trainer vor wenigen Wochen.
Damit hinterlässt Klinsmann Chaos in der Mannschaft. Klinsmann krempelte Hertha in der Winterpause mit seiner Strahlkraft und dem Geld von Investor Lars Windhorst um.
Fast 60 Millionen Euro steckte der Hauptstadtklub fast hysterisch in vier neue Starspieler, um dem Abstiegsstrudel zu entkommen. Andere Spieler mussten dafür weichen, altgediente Leistungsträger wie Salomon Kalou zeigten offen ihren Unmut über diese neue Situation, fühlten sich vergrault. Auch im Trainerstab setzte Klinsmann an. Das wiederum führte zu Unzufriedenheit bei den Torhütern: Den langjährigen Torwarttrainer Zsolt Petry bestellte er ab, ersetzte ihn durch den der U23.
Was hat das alles gebracht?
Zumindest keinen grossen sportlichen Erfolg. Drei knappe Siege, vier Niederlagen, drei Unentschieden. In TV-Interviews unmittelbar nach Abpfiff grinste und scherzte Klinsmann viel und gerne, auch bei Pleiten. Als Beobachter wurde man das Gefühl nicht los, dass Klinsmann seine Sache nur halbernst nimmt und nur als Schönredner fungiert.
Und so steht am Ende ein riesengrosser PR-Unfall, der dem selbsternannten «Big City Club» gar nicht gut steht.
Ob Klinsmann sich wirklich «wieder auf die ursprüngliche langfristig angelegte Aufgabe als Aufsichtsratsmitglied zurückzuziehen» wird, wie er in seiner Facebook-Rücktrittserklärung schreibt? Dafür hat dieser Abgang eigentlich einen viel zu faden Beigeschmack. Oder wie der Schwabe sagt: Geschmäckle.
Das Loch, das er hinterlässt, ersetzt ihn vollständig.
Als Trainer hat er nichts gerissen, ausser Schönreden und Phrasen dreschen.
Selbst das Sommermärchen, wovon er eigentlich die ganze Zeit gezehrt hat, haben wohl eher Löw, die Spielergeneration um Klose, Schweinsteiger, Lahm etc und die damalige allgemeine Euphorie zu verantworten.
Nach seinem katastrophalen Bayern-Intermezzo und jetzt diesem stillosen Abgang hat sich das mit einem Trainer-Job in der Bundesliga hoffentlich für alle Zeiten erledigt.