3:0 siegte der FC Barcelona gestern im Halbfinal-Rückspiel der Copa del Rey beim Erzrivalen Real Madrid und qualifizierte sich so nach dem 1:1 im Hinspiel zum sechsten Mal in Folge für den Final. Auch sonst bot der 241. Clásico viel Gesprächsstoff. Da waren …
Angeführt von wieselflinken und technisch versierten Vinicius Junior ist Real Madrid zu Beginn die klar bessere Mannschaft und kommt immer wieder zu Topchancen. Doch Barça-Keeper Marc-André Ter Stegen hält seinen Kasten rein, trotz 14:4 Torschüssen für Real.
Zum Matchwinner avancierte Luis Suarez, der vor und nach dem Eigentor von Raphael Varane für das 1:0 und das 3:0 zuständig war. Es waren in seinem 13. Clásico die Tore Nummer 10 und 11 gegen Real. Damit rückt der Uruguayer auf Rang 9 der ewigen Bestenliste vor. Angeführt wird das Ranking von Lionel Messi mit 26 Treffern.
Für den FC Barcelona war es im 241. Clásico der 95. Sieg. Damit sind die Katalanen mit Real gleichgezogen, 51 Mal gab's ein Unentschieden. Am Samstag im nächsten Duell gegen den Erzrivalen in der Meisterschaft hat Barça nun die Chance an den Königlichen vorbeizuziehen – zum ersten Mal seit 87 Jahren.
📊 El Clasico Record:
— Vincent Atta Mensah (@VincentLucho) 28. Februar 2019
🏟 241 Games
⚪ 95 RealMadrid Wins
🔵 95 FCBarcelona Wins
🤝 51 Draws
⚽ 801 Goals
⚪ 403 RealMadrid Goals
🔵 398 FCBarcelona Goals
Barcelona have now made 6 straight Copa Del Rey finals. pic.twitter.com/7E6Ibp3dLE
Trotz all dieser Highlights und Statistiken war eines augenscheinlich: Ohne Cristiano Ronaldo ist der Clásico einfach nicht mehr dasselbe. Seit 2009 hatte das Duell zwischen ihm und Lionel Messi auch das Duell der beiden Erzrivalen geprägt. Nicht nur sportlich, sondern auch medial. Real gegen Barcelona – das war automatisch Ronaldo gegen Messi. Oder Gut gegen Böse, je nachdem welcher der beiden fünffachen Weltfussballer einem sympathischer ist. Tage im Voraus und auch im Nachhinein wurde noch über das Geschehen im Clásico diskutiert.
Und jetzt? Barcelona hat 3:0 gewonnen, na und – schon geht alles wieder zur Tagesordnung über. Der Sport lebt von Rivalitäten: Ob Federer gegen Nadal, Zurbriggen gegen Girardelli, Crosby gegen Owetschkin, Ali gegen Frazier oder Prost gegen Senna – ihre Duelle faszinierten uns und waren das Salz in der Suppe des jeweiligen Wettbewerbs.
Mit dem Transfer von Ronaldo zu Juventus Turin hat Messi seinen grossen Rivalen verloren. Ramos gegen Pique, Bale gegen Suarez oder Modric gegen Messi – einfach nicht dasselbe. Aus einem Duell zwischen den beiden besten Fussballern der Welt ist wieder ein ordinäres Duell zwischen zwei sich rivalisierenden Fussball-Klubs geworden, wie beispielsweise Liverpool gegen Manchester United oder Bayern München gegen Borussia Dortmund. Immer noch ein wichtiges Spiel, aber eben nicht mehr das Spiel der Spiele.
Gestern schien es fast so, als würde selbst Messi seinen Rivalen Ronaldo vermissen. Vom Clásico-Rekordtorschützen war im Estadio Santiago Bernabéu wenig bis nichts zu sehen und es schien mal wieder fast so, als würde sich «La Pulga» ein wenig langweilen.
«Donde está CR7?», sangen die Barça-Fans kurz vor Spielschluss im muxmäuschenstillen Bernabéu: «Wo ist CR7?» Nie traf der in Spanien längst bekannte Spottgesang so sehr ins Schwarze wie gestern Abend und es wurde wohl auch Präsident Florentino Perez hoch oben auf der Tribüne klar, dass Ronaldos Fussstapfen für Bale, Benzema und wie sie alle heissen viel zu gross sind. No Ronaldo, no Party. Zumindest nicht für Real.
Heisst das jetzt, dass ein allfälliges Duell zwischen Juventus Turin und Barcelona in der Champions League den Clásico als wichtigstes Fussball-Duell des Jahres ablösen könnte? Klar wäre das eine reizvolle Affiche, aber speziell am Duell zwischen Messi und Ronaldo war eben auch, dass die so gegensätzlichen Superstars für die grössten Klubs der Welt mit ihren unterschiedlichen Philosophien spielten. Hier der introvertierte Supertechniker Messi im Tika-Taka-Ensemble von Barcelona, dort die extrovertierte Tormaschine Ronaldo im «Weissen Balett».
Ähnliche Rivalitäten wie die zwischen Messi und Ronaldo sind momentan leider nicht in Sicht. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Was, wenn Neymar zu Barcelona zurückkehrt und Eden Hazard zu Real Madrid wechselt? Was, wenn sich Vinicius Junior weiter so entwickelt und die Katalanen sich Mbappé krallen? Träumen ist erlaubt!
Real Madrid's Vinicius Jr has been called up to the Brazil senior squad for the first time 🇧🇷 pic.twitter.com/OjHvWJvuP8
— B/R Football (@brfootball) 28. Februar 2019