Teleclub hat viel Geld für die Rechte der Champions League bezahlt. Alle Spiele gibt es auf dem Bezahlsender zu sehen, das SRF hatte das Nachsehen und konnte sich bloss die Rechte für die Mittwochsspiele ergattern. Das Finale gestern bot Teleclub eine ganz grosse Chance – in der Schweiz war Liverpools Triumph exklusiv bei ihnen zu sehen.
Man musste für das Finale noch nicht einmal etwas bezahlen. Das Spiel war auf dem Gratissender Teleclub Zoom zu sehen – die Überlegung dahinter ebenso klar wie ausgefeilt: Kunden akquirieren, die sich nächste Saison ein Abo lösen oder zumindest einzelne Spiele mieten wollen.
Doch das Unheil nimmt bereits mit dem Anpfiff seinen Lauf: Marcel Reif liefert einen ersten kleinen, aber feinen Versprecher, als er Shaqiri als Shakira bezeichnet. Nicht deswegen und auch nicht wegen seines gut hörbaren Niesers, für den er sich artig entschuldigt, hat Reif als Kommentator gestern keine Eigenwerbung gemacht.
Viel mehr hat der 69-Jährige in einem schwachen Finale mit einer kaum zu erreichenden Gleichgültigkeit die 90 Minuten durchgeleiert. Das Finale war unspektakulär und ziemlich emotionslos, es gab noch nicht mal eine Verwarnung.
Das war qualitativ und vom Spannungsbogen her definitiv kein Spiel, um welches sich Fussballkommentatoren streiten würden. Und dennoch war Reif gestern so destruktiv, dass er dem Zuschauer damit die letzte Freude an der Partie nahm. Dass man an diesem Spiel denn auch keine Freude haben sollte, das wurde von Reif genügend erwähnt. Seine Performance war enttäuschend, das ist schade – auch für Teleclub.
Denn ich bin eigentlich grosser Fan der CL-Berichterstattung von Teleclub. Ich mag das Studio, ich mag die Experten. Teleclub braucht sich nicht vor dem SRF mit seiner langjährigen Erfahrung zu verstecken.
Die gestrige Entscheidung, auf den erfahrensten Kommentator zu setzen, war leider nicht die richtige. Marcel Reif macht als Experte jeweils einen deutlich besseren Eindruck – über 90 Minuten, lieber Teleclub, werdet ihr mit ihm nicht viele neue Kunden gewinnen.