Während Novak Djokovic und seine Kollegen halbnackt und völlig enthemmt durch Belgrad tanzen, dröhnt durch die Lautsprecher das Lied, das die Ignoranz der Elitesportler in einer Zeile kondensiert: «A Little Party Never Killed Nobody» – eine kleine Party hat noch nie jemanden getötet.
Eine Woche später ist zwar niemand, der an der von Djokovic initiierten Adria-Tour teilnahm, tot, dafür haben sich vier Personen mit dem Coronavirus infiziert, und sind in andere Länder Europas gereist. Über 100 Menschen sind in Quarantäne.
Seine Absichten sind unbestritten gute. Novak Djokovic, Kind des Balkans, wollte der Heimat mit der Adria-Tour unbeschwerte Momente schenken. Die epidemiologischen Empfehlungen seien befolgt worden, heisst es.
Doch es gibt zwei Ebenen: die gesetzlich, nach der Djokovic vielleicht richtig gehandelt hat. Aber auch die moralische. Die Adria-Tour ist eine Veranstaltung, die während einer globalen Gesundheitskrise, nicht nötig gewesen wäre. Djokovic zeigt mit ihr dem Rest der Welt den Mittelfinger.
Für ein Virus ist ein Tennis-Spieler der ideale Wirt. Es sind junge, gesunde Menschen mit hohem Mobilitätsgrad. Grigor Dimitrov weilte in den letzten zwei Wochen in vier Ländern, reiste von Florida nach Serbien, weiter nach Kroatien, danach nach Monte Carlo, wo er einen Test machen liess.
Er ist der 100. Coronafall im Fürstentum, aber der erste seit drei Wochen. Das Verhalten der Sportelite ist verantwortungslos. Mehr noch: ein Risiko für die Weltgesundheit. Eine Party, die für andere tödlich enden könnte. Djokovic, Dimitrov, Thiem, Zverev und Konsorten verhielten sich nicht wie Vorbilder, sondern wie betrunkene Autofahrer, die andere gefährden.
Dass Djokovic erst sagte, er lasse sich nicht testen, weil er keine Symptome habe, zeigt vor allem eines: Djokovic hat gar nichts verstanden. Jüngst sagte sein Vater Srdjan, Roger Federer solle doch Ski fahren und sich um seine Kinder kümmern, statt Tennis zu spielen. Vielleicht würde es nicht schaden, wenn Srdjan Djokovic seinen Sohn ins Gebet nehmen würde.
Er kennt sicher genügen Personen auf der ganzen Welt, welche ihm eine kritische Zweitmeinung geben würden.