Sport
Kommentar

Kommentar zur Champions League im Schweizer Pay-TV

Wer auf Free-TV setzt, schaut heute Abend in die Röhre.
Wer auf Free-TV setzt, schaut heute Abend in die Röhre.bild: shutterstock
Kommentar

Für Juve gegen YB bezahlen? Kein Problem, aber das muss «tammi nomoll» einfacher gehen

Erstmals sehen Schweizer Fussball-Fans heute eine Champions-League-Spiel nur dann live, wenn sie dafür bezahlen. Juventus Turin gegen YB gibt's nur im Pay-TV. Das ist in Ordnung. Aber die TV-Leute machen es uns schwer, ihnen Geld zu geben.
02.10.2018, 16:0703.10.2018, 09:05
Ralf Meile
Folge mir
Mehr «Sport»

Um 18.55 Uhr betreten die Young Boys Neuland: In Turin bestreiten sie gegen Juventus Turin das erste Champions-League-Auswärtsspiel ihrer Klubgeschichte. Rund 2000 YB-Fans sind mitgereist, um live dabei zu sein.

Auch wer nicht in Turin ist, muss fürs Zuschauen Geld in die Hand nehmen. Für ein Pay-TV-Abo, für den Kauf des einzelnen Spiels beim Pay-TV-Anbieter oder für den Gang in eine Bar, welche die Partie überträgt. Rechteinhaber Teleclub übertragt das Spiel nur im Pay-TV.

Sparen lässt sich das Geld, wenn man einen illegalen Internet-Stream findet (der womöglich just dann abbricht, wenn Guillaume Hoarau in der 87. Minute beim Stand von 1:1 zum Penalty antritt).

Manchester United's Paul Pogba, left, talks to YB's Guillaume Hoarau after the UEFA Champions League group H matchday 1 soccer match between Switzerland's BSC Young Boys and England&#03 ...
Hoarau und der Weltmeister: Der YB-Stürmer mit Manchester Uniteds Pogba.Bild: KEYSTONE

Doch das Geld ist gar nicht das Problem. Alles im Leben kostet. Wir gehen ins Kino und ins Restaurant, amüsieren uns im Ausgang, lassen uns vom Musik-Stream berieseln und reisen auf der ganzen Welt herum. Die 7.50 Fr., die für Juventus gegen YB hingeblättert werden müssen, tun niemandem weh. Wer das Spiel unbedingt sehen will, soll bezahlen.

Wesentlich ärgerlicher ist die Unübersichtlichkeit im TV-Angebot. Swisscom oder UPC? Sunrise?! Fernseher oder Laptop? Welcher Anschluss in der Wohnung? Alles Fragen, die im Vorfeld zu klären sind, ehe man sich zum Kauf einer Fussballübertragung entschliessen kann. Und zum Bezahlen braucht's mal ein Benutzerkonto, mal reicht eine Kreditkarte. Mal kann man die Ausgabe direkt zu den Abo-Gebühren dazurechnen, mal muss man noch alles auf dem Smartphone bestätigen. Das muss einfacher gehen!

In Schweizer Läden kann man seit einiger Zeit einfach die Maestro- oder Kreditkarte an einen Scanner halten und der Einkauf ist bezahlt. Viel einfacher geht's nicht. Genau so simpel muss es im TV-Bereich werden.

Wir wollen nicht zwischen verschiedenen Anbietern auswählen müssen. Wir wollen aus dem ganzen Angebot auswählen können und wir wollen dafür ganz einfach bezahlen. Und nicht: Fussball gibt's nur bei Anbieter A, Eishockey bei Anbieter B und manchmal auch bei Anbieter A und C, aber nur am Dienstag – sofern es nicht Cup ist – und selten auch am Freitag, es sei denn, der Mond ist abnehmend in einem Monat, der nur 30 Tage hat und die Anspielzeit ist nicht 20.30 Uhr. Das führt zu Situationen wie jetzt, in der fast niemand mehr den Überblick hat.

Dabei hat es die junge und jüngere Generation zwischen 20 und 40 Jahren dank grösserem Technikverständnis noch verhältnismässig einfach. «Chasch jo mit eme Stick luege, wenn Cablecom häsch», sagt ein jüngeres Redaktionsmitglied, als wir das Thema diskutieren. Man stelle sich je nach Alter einen Vater oder eine Grossmutter vor, die irgendwo im hinteren oberen Emmental verzweifelt versuchen, den YB-Match zu schauen. Auf SRF 2 können sie heute stattdessen den Koch David Rocco nach Asien begleiten. Sticky rice statt Stick für YB.

Die 10 schlechtesten Symbolbilder von Menschen, die Fussball im TV schauen

1 / 13
Die 10 schlechtesten Symbolbilder von Menschen, die Fussball im TV schauen
Der 08/15-Fussballfan ist dick, weil er während des Spiels zwei Schalen Chips, drei Hamburger und einen Berg Donuts verdrückt und dazu Cola trinkt.
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Das hört sich jetzt vielleicht alles nach Klagen im Stile von «früher war alles besser» an. Das war es nicht, noch nie war die Auswahl so gross wie heute. Doch diese Wahl ist wahrhaftig eine Qual. Und so lange das so sein wird, so lange werden sich Zuschauer ärgern und ihr Geld für sich behalten. Das Interesse am Fussball ist zweifellos vorhanden. Aber die TV-Macher schaffen es nicht, den Kunden das Geld aus der Tasche zu ziehen, welches diese bereit sind, los zu werden.

Auch die Klubs müssen ein Interesse daran haben, dass ihre Spiele von möglichst vielen Zuschauern gesehen werden. Man muss kein Prophet sein: Sehr viele Fussballfans in unserem Land werden Juventus Turin – YB heute Abend nicht sehen. Entsprechend wird das Spiel morgen in Schweizer Büros, auf den Baustellen und auf den Pausenplätzen ein weniger grosses Gesprächsthema sein, als es das sein könnte – auch weil das SRF erst ab Mitternacht Zusammenfassungen der Champions-League-Spiele bringen darf. Das kann nicht im Interesse des BSC Young Boys sein, nicht im Interesse des Fussballs.

Die 10 Stadien der EM 2024

1 / 12
Die 10 Stadien der EM 2024 in Deutschland
Berlin: Olympiastadion (Austragungsort des EM-Finals 2024), 74'475 Sitzplätze.
quelle: pixathlon / sebastian wells/pixathlon
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Vor 20 Jahren gekauft, jetzt versinkt das Haus im Boden

Video: srf/SDA SRF

Unvergessene Champions-League-Geschichten

Alle Storys anzeigen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
76 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Hüendli
02.10.2018 16:26registriert Januar 2014
Zum Kommentar gibt es eigentlich nichts weiter hinzuzufügen. Auch dass das zum Sparen verdonnerte SRF bei diesem millionenteuren Spiel nicht mehr mitmacht, geht in Ordnung.
Die Frage, die ich mir aber noch stelle: Warum um Himmels Willen bringen sie den Match nach den Zusammenfassungen noch in voller Länge inklusive eigenem Kommentar? Trötzelei oder Beschäftigungstherapie? Interessieren tut es bestimmt niemanden mehr.
23711
Melden
Zum Kommentar
avatar
Walt White
02.10.2018 16:22registriert November 2015
Danke für diesen Kommentar! Wie wahr, ich würde gerne bezahlen wenn ich denn nur könnte...
Die Unübersichtlichkeit aller Angebote ist kaum mehr zu überbieten. UPC, Swisscom, Sunrise, DAZN, Sky etc. etc. rauft euch zusammen und macht endlich etwas gescheites!
1634
Melden
Zum Kommentar
avatar
forevernewbie
02.10.2018 17:25registriert März 2018
ich muss immernoch lachen...abschnitt des jahres..
"Fussball gibt's nur bei Anbieter A, Eishockey bei Anbieter B und manchmal auch bei Anbieter A und C, aber nur am Dienstag – sofern es nicht Cup ist – und selten auch am Freitag, es sei denn, der Mond ist abnehmend in einem Monat, der nur 30 Tage hat und die Anspielzeit ist nicht 20.30 Uhr."
1270
Melden
Zum Kommentar
76
Fiala trifft und verhilft den Kings zum Ausgleich in der Serie gegen Edmonton
Die Los Angeles Kings mit Torschütze Kevin Fiala gleichen in der NHL im Playoff-Achtelfinal gegen die Edmonton Oilers aus. Das Team aus Kalifornien gewinnt das zweite Auswärtsspiel 5:4 nach Verlängerung.

Diesen Sieg verdienten sich die Kings redlich – in einem Spiel, in der sie nie in Rückstand gerieten. Adrian Kempe, vor sechs Jahren Teil von Schwedens Team, das im WM-Final die Schweiz 3:2 nach Penaltyschiessen bezwungen hatte, brachte Los Angeles im ersten Drittel 2:0 in Führung. Nach den ersten 20 Minuten lagen die Gäste 3:1 vorne.

Zur Story