Noch immer ist GC der Rekordmeister im Schweizer Fussball. 27 Titel haben die Zürcher errungen. Der FC Basel kann also frühestens 2024 aufschliessen. Aber der Rekordmeister GC steckt in einer tiefen Krise. Einen einzigen Punkt hat GC in den sieben Spielen der Rückrunde gewonnen. Fast noch besorgniserregender als die Resultate ist die Art und Weise, wie sich GC derzeit präsentiert. Die 1:2-Niederlage gegen Vaduz gestern war der nächste Tiefpunkt. So spielt ein Absteiger!
Noch ist es nicht so weit. Aber der freie Fall in Richtung Tabellenende hat Folgen. GC entlässt seinen Trainer. Auf Pierluigi Tami folgt der geübte Feuerwehrmann Carlos Bernegger. Der Trainerwechsel ist die logische Reaktion der Führungsetage auf die Negativspirale. Der Entscheid ist richtig. Warum, zeigt ein Blick zurück in die letzte Saison. Da verpasste es der FC Zürich, rechtzeitig zu reagieren. Er trennte sich von Sami Hyypiä erst, als es schon zu spät war. Und bezahlte dies mit dem Abstieg. Soweit soll es bei GC ein Jahr später nicht kommen.
Carlos Bernegger ist bereits seit genau fünf Monaten im Verein. Am 12. Oktober engagierte ihn GC als Nachwuchstrainer. Nun soll er der Super-League-Mannschaft jenes Selbstvertrauen einimpfen, das sie in den letzten Wochen unter Tami verlor. Der argentinisch-schweizerische Doppelbürger war bereits zwischen 2000 und 2007 bei den Grasshoppers engagiert – und übernahm in dieser Zeit ganze dreimal als Feuerwehrmann. Er war stets eine gute Übergangslösung. Wenn Bernegger etwas zur Genüge bewiesen hat, dann genau dies: Einer Mannschaft das verlorene Feuer zurückzugeben.
Doch was wird aus Pierluigi Tami? Er ist ein guter Trainer, ein hochanständiger Typ ebenfalls. Einer, der sich nie in den Mittelpunkt stellt. Entsprechend akzeptiert er nun auch seine Entlassung ohne Groll. Er hat selbst gemerkt, dass GC in der aktuellen Situation neue Impulse braucht. Trotzdem braucht er sich für die Zukunft keine Sorgen zu machen. Denn der Fussball, für den er steht, ist hoch attraktiv, seine taktischen Fähigkeiten weitherum anerkannt. Auch darum hatte ihn der (damalige) Bundesligist VfB Stuttgart im Dezember 2015 auf dem Radar.
Tami ist am Ende auch ein Opfer des aktuellen Systems bei GC geworden: Wegen finanziellen Problemen müssen die besten Spieler immer wieder verkauft werden. Das geht soweit, bis irgendwann keine Talente mehr da sind, die verkauft werden können. An diesem Punkt steht GC jetzt. Beunruhigend ist, dass es keinerlei Anzeichen auf Besserung gibt. Selbst wenn der Abstieg verhindert werden kann, zumindest finanziell bleibt GC ein Patient. Wie auch immer der Trainer heisst.