Und plötzlich gerät die Schweiz noch ins Zittern. In Panik gar. Gegen den Fussball-Zwerg Andorra? Ist das wirklich möglich? Man reibt sich die Augen. Und der helvetische Fan betet, dass die scheinbar so grossartige Ausgangslage nicht plötzlich wieder verloren geht
2:1 steht es am Ende. Aber es ist ein Sieg, der sich fast wie eine Niederlage anfühlt. Vor allem nach dieser Schlussphase. Bei aller Kritik, die nach einem solchen Abend fällig wäre, weil Tempo, Dynamik und Zielstrebigkeit fehlen, ist trotzdem ein wenig Gnade angebracht. Weil das ein Team verdient hat, das nach drei Spielen und Siegen gegen Portugal und Ungarn mit neun Punkten an der Tabellenspitze dieser WM-Qualifikation steht.
Trainer Vladimir Petkovic wird froh sein, dass dieser Ausflug nach Andorra vorbei ist. Und vor allem, dass sein Team zuvor zweimal siegte. Nicht auszudenken, was los wäre, wenn dieses Spiel auf zwei Niederlagen wie zu Beginn der letzten EM-Qualifikation gefolgt wäre. Es wäre wohl ein Grund gewesen, das Experiment Petkovic vorzeitig abzubrechen.
Die Schweiz ist mit einem blauen Auge davongekommen. Und Petkovic bleibt richtigerweise von Polemiken verschont. Und wer dieses Spiel genau betrachtet, hat irgendwie auch Verständnis für den fehlenden Fluss. Ein Spiel auf überlangem Kunstrasen, gegen elf Akteure, die nur das eigene Tor verbarrikadieren. So kann Fussball keinen Spass machen. Und es fragt sich wieder einmal, warum die FIFA für die schlechtesten Teams keine Vor-Qualifikation einführt. Vielleicht genau wegen solch knapper Resultate, die es am Ende doch allzu häufig gibt.
Vielleicht erinnern wir uns im Rückblick in einigen Jahren doch noch gerne an diesen Abend. Warum? Wegen Granit Xhaka. Mit 24 Jahren und 13 Tagen hat er die Schweiz erstmals als Captain aufs Feld geführt. Auch wenn es nicht Xhakas grosser Abend war, er hat das Potenzial, dereinst Heinz Hermann als Schweizer Rekordcaptain (49 Spiele) abzulösen.
«Irgendwann einmal ist mit der Schweiz ein WM-Halbfinal möglich», hat Xhaka vor vier Jahren bereits gesagt. Solche Worte lösen gerade nach einem Spiel wie jenem in Andorra ein eher mulmiges Gefühl aus. Genauso wie seine Überzeugung, dass die Schweiz schon vor dem letzten Quali-Spiel in Portugal für die WM qualifiziert ist. Und doch: Die Schweiz braucht Spieler mit grossen Träumen. Nur so kommt sie weiter.