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Der neue FCB-Präsident Reto Baumgartner im Interview

Reto Baumgartner will den FCB wieder in ruhigere Gewässer steuern.
Reto Baumgartner will den FCB wieder in ruhigere Gewässer steuern.bild: fcb.ch
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FCB-Präsident Baumgartner: «Eine Stabsübergabe mit Burgener hat es nicht gegeben»

Reto Baumgartner ist seit Montag der neue Vereinspräsident des FC Basel. In seinem ersten Interview in dieser Funktion spricht er über seine Ziele, die schwierige Rolle als Vermittler sowie über Vorgänger und Chef Bernhard Burgener.
18.11.2020, 11:12
Jakob weber/ ch media
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Herr Baumgartner, Sie sind der neue FCB-Präsident. Glückwunsch zur Wahl. Wie lief das am Montag ab?
Reto Baumgartner: Ich habe es an der Online-Sitzung des Vorstands erfahren. Benno Kaiser, Dominik Donzé und ich haben uns sehr gefreut. Einerseits, dass wir wiedergewählt wurden, andererseits auch für mein persönliches – ich sag jetzt mal – Glanzresultat.

Was hat Ihnen Ihr Vorgänger Bernhard Burgener zum Amtsantritt mit auf den Weg gegeben?
Er hat mir einfach gratuliert. Aber eine Stabsübergabe hat es nicht gegeben. (lacht)

Es hat sich sehr rausgezögert, bis das Videostatement von Burgener am Abend veröffentlicht wurde. Kennen Sie da die Gründe?
Nein, da müssen Sie ihn fragen.

Burgener war ja auch bei der Sitzung dabei, weil er noch im Vorstand war.
Ja. Die Kommunikation lief dann aber über Burgener und die FCB-Kommunikationsabteilung. Da waren wir nicht mehr involviert. Unsere Sitzung ging nicht bis 21 Uhr. Wir waren früher fertig.

Konnten Sie also schon persönlich feiern, dass Sie jetzt FCB-Präsident sind?
Ja. Ich habe mir ein Mövenpick-Glace geholt und das dann am Abend mit der Familie zum Dessert gegessen. (lacht) Das war ein bisschen ein anderes Feiern. Bewusst ist es mir aber noch nicht wirklich, was da passiert ist.

Sind Sie sich schon bewusst, was da auf sie zukommt?
Das schon. Das Vertrauen der Mitglieder ist eine Verantwortung, aber auf die freue ich mich eigentlich sehr.

Im Vorstand sind nur noch drei Personen, weil die Leute von Yystoo und die anderen Kandidaten kein absolutes Mehr erhalten haben. Ist das ein Problem?
Nein, kein Problem, aber eine Überraschung. Wenn Sie mich vorher gefragt hätten, hätte ich gewettet, dass zwei von Yystoo es schaffen und wir ein Fünfer-Gremium sein werden. Jetzt sind wir nur drei. Die nächste Mitgliederversammlung ist aber schon in einem halben Jahr. Wir werden besprechen, was wir mit den Posten machen. Ich gehe davon aus, dass wir noch die ein oder andere Person dazu nehmen werden.

Jetzt haben die Mitglieder bis auf wenige Ausnahmen eigentlich alles abgewählt, was man vorgeschlagen hat. Sie wollen keine Statuten, sie wollen auch nicht, dass Sie als Delegierter in der AG Bernhard Burgener und Roland Heri wählen. Wie beurteilen Sie das grundsätzliche Misstrauen?
Es ist ein bisschen eine Mischform. Einerseits der Wunsch nach Kontinuität durch die Wahl der drei Ehemaligen. Anderseits die Skepsis gegenüber Burgener und Heri. Hier habe ich das Gefühl, dass das Votum, diese Retourkutsche, der Vergangenheit geschuldet ist. In den letzten drei bis vier Monaten herrschte Ruhe im Verein und es wird auch vorwärts geschafft.

Sie unterstützen Burgener, müssen aber in der AG nach dem Willen der Mitglieder gegen ihn stimmen. Eine komische Situation oder nicht?
Einerseits schon, andererseits ist ja der Auftrag klar. Also es ist ja nichts zum Diskutieren und das hat auch nichts mit Emotionen zu tun, sondern es ist ein sachlicher Auftrag, den ich dort einbringen werde. Es ist den beiden Herren ja auch bekannt, wie das läuft. Von dem her sehe ich da jetzt überhaupt kein Problem.

Wie sieht es mit den Statuten aus? Sie haben sich ja auch im Vorfeld dafür ausgesprochen, dass man die annimmt. Jetzt ist es nicht passiert. Ist das jetzt Ihr erstes grösseres Projekt als neuer Präsident? Oder weiterhin das von Heri?
Nein, das ist das Projekt vom Vereinsvorstand und das hat eigentlich auch die höchste Priorität. Wir werden uns umgehend darum kümmern, damit wir da zügig eine angepasste Form der Statuten präsentieren können.​

Praesident Bernhard Burgener spricht an einer Medienkonferenz des FC Basel 1893 in Basel, am Dienstag, 18. Juni 2019. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)
Bernhard Burgener bleibt Hauptaktionär beim FC Basel. Bild: KEYSTONE

Haben sie da schon eine Idee, wie man da mehrheitsfähige Statuten erarbeiten will?
Wir müssen das im Vereinsvorstand anschauen und werden uns bis Ende November besprechen. Mit den Rückmeldungen von Yystoo und anderen FCB-Mitgliedern ist ja eine gute Basis da. Und ich sage jetzt mal, 90 Prozent der neuen Statuten sind auch gut und unbestritten. Das Feintuning kriegen wir bis zur nächsten GV hin.

Suchen sie aktiv den Dialog mit Yystoo?
Ja. Aber nicht nur mit Yystoo sondern auch mit anderen Mitgliedern. Das ist auch die Aufgabe vom Vereinsvorstand. Wir leben ja nicht in einer Glocke. Es ist auch unser Ziel, dass wir die Meinung der Vereinsmitglieder vertreten und auch einholen.

Was ändert sich jetzt kurzfristig im Verein? Was haben Sie überhaupt für gestalterische Möglichkeiten?
Es wäre jetzt ein bisschen früh, das vorzugreifen. Die Statuten haben aus meiner Sicht die höchste Priorität. Dann müssen wir die Dossiers verteilen und Schnittstellen mit der Geschäftsstelle abklären. Wir streben keine Parallelorganisation an. Es soll ein «Zusammen» sein. Auch die AG und die Geschäftsstelle sind froh um Unterstützung.

Eine Flagge mit der Aufschrift "Yystoo fuer e FCB!" haengt an einem Fenster in Basel, am Freitag, 23. Oktober 2020. Mit diesem Slogan wollen einige Fans ein Zeichen gegen FCB-Praesident Bern ...
Die Bewegung «Yystoo für e FCB!» ist trotz grossem Engagement nicht im Vorstand vertreten.Bild: keystone

Ist die Grundkonstellation problematisch, dass in der AG Leute sitzen, welche die Basis nicht will und Sie da als Vereinspräsident, der Burgener eigentlich positiv gesinnt ist, vermitteln müssen?
Nein, das ist so wenig problematisch wie es bisher auch war. Es ist ja ein Dialog und ich gehe davon aus, dass der Dialog noch verstärkt wird. Das ist ja auch nicht das Ziel, dass man immer der gleichen Meinung ist, sondern dass man in der Sache unterschiedlicher Meinung ist und dann einen Konsens findet. Und das Wichtigste ist ja, dass wir alle das Beste für den FCB wollen. Das heisst sportlich und auch im ganzen Umfeld. Das ist das, was im Vordergrund steht.

Sie wollen mehr Leben in den Verein bringen und unabhängiger werden. Wie schafft man das konkret, jetzt wo sie am Steuer sind?
Wir werden den Fokus etwas mehr auf das Vereinsleben legen. Ob es Veranstaltungen sind, ob es irgendwelchen sozialen Engagements sind. Das hat aber weniger mit mir zu tun sondern mit der neuen Richtung des Vereins.

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