Christian Constantin, der Cup-Mythos im Wallis hat gelitten: Da war 2017 die erste Finalniederlage, kurz darauf das frühe Aus gegen Stade Lausanne. Wie zentral ist der Cup noch für Sion?
Christian Constantin: Der Cup passt weiterhin zu uns, da sind mehr Emotionen drin als in der Meisterschaft, das gefällt den Wallisern. Aber ob Sion immer noch eine Cup-Mannschaft ist? Das kann ich Ihnen nach dem Cupfinal beantworten.
Man sagt, dass Sie jeden Monat rund 400'000 Franken für den FC Sion aufwenden. Schmilzt da das Vermögen von angeblich rund 1.5 Milliarden Franken langsam – oder holen Sie im Immobiliengeschäft monatlich so viel rein?
Da fliesst so viel rein, so schwierig ist das nicht. Ich kann vielleicht folgende Zahl nennen: Die Steuern, die ich dem Wallis vergangenes Jahr bezahlte, betrugen vier Millionen Franken. Aber: Auch ich muss arbeiten, um Geld zu verdienen.
Warum stecken Sie so viel in den Fussball?
Weil mich der Sport fasziniert. Wenn man keinen hat, der Geld reinsteckt, ist der Club verloren. Sion wäre längst nicht mehr in der Super League.
Man sieht keine VIP-Logen in Tourbillon, eher Raclettezelte.
Wir haben keine Kundschaft für diese Sachen. Wenn ich solche Logen machen würde, die Leute kämen sich veräppelt vor. Das Tourbillon ist ein hübscher Platz, das braucht nicht mehr.
Ihre Art brachte Ihnen Sympathien ein: Sie sind wild, direkt, farbig. Nach den Schlägen gegen Rolf Fringer änderte sich die öffentliche Wahrnehmung grösstenteils. Nehmen Sie das auch so wahr?
Ich hatte ein Problem mit Rolf, das ist geregelt. Man hat genug darüber gesprochen. Die Leute dürfen denken, was sie wollen. Das verändert mich nicht.
Bedauern Sie die Schläge heute?
Schauen Sie, ich habe Rolf immer wieder gesagt: Hör auf! Ich lasse mir schlicht nicht auf die Füsse stehen.
Der Tenor war: Es ist eine Grenze überschritten. Was sagen Sie dazu?
Dass man sich nicht zu sehr auf die Füsse stehen sollte. C’est tout.
In einem hat Fringer ja recht: Mit mehr Ruhe würde man erfolgreicher arbeiten.
Das weiss ich nicht. Ich bin seit 19 Jahren Präsident, sieben Cupsiege, ein Meistertitel, ein Double, ein verlorener Cupfinal. Will man mehr Erfolg? Ohne mich wäre man in der Challenge League. Man kann immer mehr Erfolg haben. Man kann es immer besser machen.
Kritisiert wird auch, dass ein erfahrener Sportchef fehlt.
Mein Sohn Barthélemy lernt das Metier. Er, der Trainer und ich entscheiden gemeinsam, mein Entscheid hat das grösste Gewicht. Das funktioniert so.
Reden Sie bei der Aufstellung rein? Derzeit ist zum Beispiel seltsam, dass Paitjm Kasami nicht spielt.
Das ist die Entscheidung des Trainers, nicht meine. Ich spreche mit dem Trainer, beeinflusse ihn aber nicht. Das war bei keinem Trainer so. Nie, nie, nie. Natürlich bin ich auch mal während der Spiele in der Kabine. Ich will sehen, was abgeht. Ich bin ja kein normaler Zuschauer – da bin ich eher Mitspieler.
Wie regen Sie sich ab? Yoga? Meditation?
(lacht) Eher Boxen als Yoga.
Im Ernst?
Wirklich, ja. Ich absolviere gerne Boxtrainings, manchmal zwei- bis dreimal die Woche. Nicht richtige Kämpfe, aber Seilspringen und so weiter. Sehr gutes Training, sage ich Ihnen.
Kommt es vor, dass Sie nach einer Trainerentlassung diesen Schritt bereuen?
Ja, das kommt vor. Das Problem ist, die Spieler ändern sich meist nicht mit einem Trainerwechsel. Das ist nicht immer richtig, klar. Aber wenn du ihn nicht wechselst, hast du noch immer das Problem. Man kann im besten Fall die Stimmung verbessern.
Werden Sie – bei guter Gesundheit – auch in zehn Jahren noch Sion-Präsident sein? Das weiss ich nicht. Sicher noch eine Weile. Zehn Jahre? Das wäre sicher das Maximum.