Sport
International

«Wir haben Beweise dafür» – Staat dopte mehr als 1000 russische Sportler

«Wir haben Beweise dafür» – Staat dopte mehr als 1000 russische Sportler

09.12.2016, 12:2709.12.2016, 18:02
Mehr «Sport»

Prominente Sportler von A bis Z, die beim Doping erwischt wurden

1 / 59
Prominente Sportler von A bis Z, die mit Doping erwischt wurden
Von Kokain über EPO über Nandrolon, Wachstumshormone und Steroide bis Blutdoping: Quer durch alle Sportarten werden Dopingsünder ertappt. Diese Diashow bildet lediglich einen Bruchteil der Überführten ab.
quelle: epa/apa / roland schlager
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Der zweite und abschliessende Teil des Berichtes über verbotene Machenschaften im russischen Spitzensport untermauert den Vorwurf von staatlich gelenktem Doping der Grossmacht.

Der von der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) eingesetzte unabhängige Chefermittler Richard McLaren stellte am Freitag in London weitere belastende Erkenntnisse für systematischen Betrug der Russen vor.

Demnach seien mehr als 1000 russische Sportler von 2011 bis 2015 Teil des staatlich institutionalisieren Betrugssystems gewesen, so McLaren. Betroffen sind 30 Sommer- und Wintersportarten sowie die Olympischen Spiele 2012 in London und 2014 in Sotschi.

«Es ist alarmierend zu lesen, dass 1000 Athleten als involviert identifiziert werden können, weil sie an den Manipulationen beteiligt waren oder davon profitiert haben»
Richard McLaren, who was appointed by the World Anti-Doping Agency (WADA) to head an independent investigative team, presents his report in Toronto, Ontario, Canada July 18, 2016. REUTERS/Peter Power
Richard McLaren bucht seine nächsten Ferien wohl nicht in Russland.Bild: PETER POWER/REUTERS

Bereits im ersten Teil seines Berichtes im Juli hatte McLaren von weitreichenden Dopingvergehen und Vertuschung durch staatliche Stellen berichtet. So sollen unter anderem Hunderte positive Proben aus diversen Sportarten verschwunden oder manipuliert worden sein. Es lägen Beweise vor, dass Dopingproben von insgesamt zwölf Medaillengewinnern der Olympischen Winterspiele in Sotschi 2014, unter ihnen handle es sich in vier Fällen um Gewinner von Goldmedaillen, manipuliert worden seien.

McLaren betonte, dass er mit seinem Team ausreichend Belege für die jahrelangen Betrügereien der Russen gesammelt habe. «Das russische Team hat die Spiele von London in einer Weise korrumpiert, die nie dagewesen ist. Das ganze Ausmass dessen wird wohl nie bekannt werden», sagte McLaren.

Die Ermittler haben nach eigenen Angaben zahlreiche Interviews mit Zeugen sowie Datensätze, E-Mails und über 4000 Excel-Dokumente ausgewertet. Und dennoch scheinen die ersten Erkenntnisse erst die Spitze des Eisbergs zu sein. «Das Bild ist noch nicht komplett. Wir hatten nur Zugriff auf einen kleinen Teil der Daten und des Beweismaterials, das möglicherweise existiert», so McLaren weiter.

Doping
AbonnierenAbonnieren
«Die russische Sehnsucht nach Medaillen war stärker als der kollektive moralische Kompass.»

In den vergangenen Monaten sind vom IOC bereits etliche russische Sportler durch Nachtests überführt und gesperrt worden. Weitere könnten nach der erneuten Analyse der 254 Urinproben russischer Athleten von Sotschi sowie aller Proben von den Sommerspielen 2012 in London hinzukommen, die das IOC am Donnerstag angekündigte. Auch die Fachverbände wie der Leichtathletik-Verband (IAAF) haben bereits Verfahren eingeleitet und abgewickelt. McLaren attestierte Russland zudem, seit dem ersten Bericht einiges unternommen zu haben. «Ich denke, sie haben etwas verändert.»

Als der erste Teil des Berichts dreieinhalb Wochen vor Beginn der Olympischen Spiele in Rio auf dem Tisch lag, delegierte das IOC die Einzelfallprüfung an die internationalen Sportverbände. Diese kamen ihrer Verantwortung aber kaum nach, gut 280 russische Sportler durften in Brasilien teilnehmen. Inzwischen hat das IOC zwei Kommissionen eingesetzt, die den Vorwürfen nachgehen sollen. (sda/apa/dpa/reu/afp)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
17 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
saukaibli
09.12.2016 14:11registriert Februar 2014
Überrascht das jetzt echt noch jemanden? Aber die Russen werden trotzdem weiter an Grossanlässen teilnehmen dürfen. Das IOC ist schliesslich mindestens so korrupt wie die FIFA, seit Thomas Bach am Ruder ist vermutlich noch mehr, auch wenn das kaum zu glauben ist.
493
Melden
Zum Kommentar
avatar
Homelander
09.12.2016 14:09registriert Oktober 2014
Ja, und? Die Athleten wurden ja trotzdem zu Olympia zugelassen. Man hatte nur den Mut, die Athleten für die Paralympics zu sperren...

«Was sollen die Krüppel schon machen, mich mit Rollstuhl überfahren?»
«Wir haben Beweise dafür» – Staat dopte mehr als 1000 russische Sportler
Ja, und? Die Athleten wurden ja trotzdem zu Olympia zugelassen. Man hatte nur den Mut, die Athleten für die Paralympics z ...
401
Melden
Zum Kommentar
avatar
c_meier
09.12.2016 14:15registriert März 2015
"... zwölf Medaillengewinnern der Olympischen Winterspiele in Sotschi 2014, unter ihnen handle es sich in vier Fällen um Gewinner von Goldmedaillen..."

NAMEN?? seit Juli 2016 heisst es vom IOC dass Medaillengewinner von London 2012 bis Sotschi 2014 erwischt wurden, aber Namen hat man noch keine gesehen...
2920
Melden
Zum Kommentar
17
Universität Harvard entfernt Menschenhaut vom Einband eines Buches

Die US-Elite-Universität Harvard hat menschliche Haut von dem Einband eines ihrer Bücher entfernt. Nun sei sie dabei, weitere Nachforschungen zum Buch und der anonymen Patientin vorzunehmen, deren Haut für den Einband verwendet worden sei, teilte die Uni-Bibliothek in Cambridge (Massachusetts) am Mittwoch (Ortszeit) mit.

Zur Story