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«Champions League bleibt dosenfrei!» – Die unendliche Geschichte des Salzburger Scheiterns geht weiter

Backen aufgeblasen, Blick nach unten: Der geschlagene Salzburg-Trainer Adi Hütter auf dem Weg in die Kabine.
Backen aufgeblasen, Blick nach unten: Der geschlagene Salzburg-Trainer Adi Hütter auf dem Weg in die Kabine.Bild: EPA/APA
Sisyphus ist ein Österreicher

«Champions League bleibt dosenfrei!» – Die unendliche Geschichte des Salzburger Scheiterns geht weiter

In unserer Welt, die sich immer schneller dreht, ist nur auf zwei Sachen Verlass: Am Silvester kommt «Dinner for One» im Fernsehen und Red Bull Salzburg verpasst Jahr für Jahr die Champions League. Auch der siebte Versuch misslang.
28.08.2014, 08:4228.08.2014, 09:31
Ralf Meile
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Konstanz ist es, wonach die meisten Fussballklubs streben. Doch das Beispiel von Red Bull Salzburg zeigt, dass es nichts Verfluchteres als die Konstanz gibt. Wie sehr sehnt man sich in der Stadt Mozarts nach einem Ausreisser nach oben. Wie sehr würde man gerne endlich, endlich auch einmal in der Champions League spielen!

Aber nichts da. Konstanz ist es, was Salzburg auszeichnet. National unangefochten, international zum Scheitern verurteilt. Zum siebten Mal ist der österreichische Meister nun vergeblich angerennt beim Versuch, in die Millionenliga zu kommen, dieses Mal gegen Malmö FF. Nach einem 2:1-Sieg zuhause ging Salzburg im Rückspiel in Schweden mit 0:3 unter.

Malmös 2:0, ein Sonntagsschuss am Mittwochabend

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Malmös 3:0, ein Genuss

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Wie einst gegen Düdelingen

Zyniker könnten nun einwenden, das sei immerhin eine Steigerung. Schliesslich war für die Bullen vor zwei Jahren noch der luxemburgische Vertreter F91 Düdelingen eine zu hohe Hürde. Und dass man sich ja doch für einen Wettbewerb qualifiziert habe: einmal mehr für die Europa League.

Die Direktbeteiligten teilen diesen Blickwinkel nicht. «Wir arbeiten die ganze Saison darauf, haben zwei super Jahre hinter uns – wir wären so weit gewesen und lassen uns das alles in 90 Minuten wegnehmen. Das ist sehr bitter», ärgerte sich Defensivspieler Stefan Ilsanker. Sein Trainer Adi Hütter sprach von einer «bitteren Stunde. Es ist sehr, sehr enttäuschend, dass wir ausgeschieden sind. Wir haben den Kampf von der ersten Minute zu wenig angenommen, Malmö hat viel körperbetonter gespielt, das hat uns nicht gut getan.»

Fassungslose Bullen: Christian Schwegler (links) und Teamkollege Christoph Leitgeb (Red Bull Salzburg). Die Champions League war zum Greifen nah, den Bidon mit dem Logo und den Aufnäher fürs Trikot ha ...
Fassungslose Bullen: Christian Schwegler (links) und Teamkollege Christoph Leitgeb (Red Bull Salzburg). Die Champions League war zum Greifen nah, den Bidon mit dem Logo und den Aufnäher fürs Trikot hatten sich die Salzburger schon besorgt.Bild: APA

«Völlig verkorkste Aufstellung von Trainer Hütter»

Der Schweizer Verteidiger Christian Schwegler suchte keine Ausreden und sagte, man habe kein gutes Spiel gemacht. «Besonders in der ersten Halbzeit, da haben wir die Zweikämpfe nicht angenommen.» Es sei Salzburg dann nicht mehr gelungen, die Partie nach der Pause zu drehen. «Der Glaube nach dem 0:2 war bei uns einfach nicht gross genug», stellte Schwegler fest, «das müssen wir jetzt genau analysieren.»

Der Trainer ist für den «Kurier» der Hauptschuldige am neuerlichen Debakel. «Eingeleitet wurde das Ausscheiden von einer völlig verkorksten Aufstellung von Trainer Hütter», kritisiert das Blatt. Er habe damit überrascht, viel riskiert und alles verspielt. Viel zu reden gibt im Nachbarland, dass Flügel Sadio Mane wegen einer Disziplinlosigkeit suspendiert worden war. Offenbar will der Senegalese einen Transfer durchstieren.

Wann konzentriert sich Mateschitz auf RB Leipzig?

Salzburgs Sportdirektor Ralf Rangnick befand, man sei «unterm Strich verdient ausgeschieden.» Die Enttäuschung sei natürlich riesengross. Wie lange darf er noch werkeln? Wann verliert Red-Bull-Zampano Dietrich Mateschitz das Interesse an seinem Werksteam? Mit der deutschen Filiale Leipzig läuft es rund, ein Durchmarsch von der dritten in die erste Bundesliga ist durchaus vorstellbar.

Während sich Malmö wie der FC Basel auf die Auslosung der Gruppen für die Champions League heute Abend freuen darf, erlebt Salzburg morgen in Monaco ein Déjà-vu: Zum siebten Mal in Folge wird das Los der Roten Bullen bloss für die Europa League gezogen. Eine Konstanz, über die sich in Salzburg niemand freut.

Im Gegenwind: Sportdirektor Ralf Rangnick.
Im Gegenwind: Sportdirektor Ralf Rangnick.Bild: EPA/APA

Mitleid? Fehlanzeige …

Die Anteilnahme an Salzburgs Schicksal hält sich im Rest Österreichs nach dem neuerlichen Ausscheiden in sehr engen Grenzen. Viel zu unbeliebt ist der heimische Dominator, das mit viel Geld um sich schmeisst. Das zeigt ein Blick in die Kommentarspalten der Online-Portale:

«Vorher gross die Klappe aufreissen und wenn's dann um was geht, sang- und klanglos untergehen. In der heimischen Kasperlliga gross auftrumpfen, klar, da spielen meist die Blinden gegen die Lahmen.»
User-Kommentar auf orf.at
«7x probiert, 7x ist nix passiert, 7x nicht dabei, Champions League bleibt dosenfrei!»
User-Kommentar auf kurier.at mit der Melodie von Klaus Lages «1000 Mal berührt» im Kopf
«Wenn sie in einem unbedeutenden Freundschaftsspiel den FC Bayern schlagen, sind sie natürlich die Weltbesten. Es war höchst an der Zeit, den arroganten Dosen-Fans zu zeigen, wo der Hammer wirklich hängt.»
User-Kommentar auf orf.at
«Verein verkaufen oder auflösen, jedes Jahr das gleiche Debakel, euch fehlt Herzblut ihr Pfeifen!»
User-Kommentar bei den Salzburger Nachrichten
«In der Österreichischen ‹Krauthappel-Liga› kann man leicht spielen und gewinnen. International sind sie trotz einem Bomben-Budget eine Doppel-Null.»
User-Kommentar auf krone.at
«In der Meisterschaft gegen Altach wird's schon wieder klappen, wenn sie noch ein, zwei Verstärkungen holen.»
User-Kommentar auf kurier.at
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