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Bis zum Clásico gegen Real Madrid am 2. April war alles gut beim FC Barcelona. Sehr gut sogar. Die Primera Division führten die Katalanen mit dem komfortablen Polster von neun Punkten an und auch in der Champions League war man auf Kurs. Sagenhafte 35 Spiele blieb Barcelona ungeschlagen – Rekord für ein spanisches Team.
Doch dann kassierte der FCB gegen den Erzrivalen aus Madrid eine empfindliche 1:2-Heimniederlage, die offenbar mehr bewirkt hat, als zuerst gedacht. Seither verloren die Katalanen in der Liga zwei weitere Spiele (gegen San Sebastian und Valencia) und schieden zusätzlich ohne Glanz gegen Atlético Madrid im Champions-League-Viertelfinal aus.
Barcelona steht aktuell bei drei Niederlagen in Serie. Dass darum bei der Blaugrana sämtliche Alarmglocken läuten, davon kann Louis van Gaal ein Liedchen singen. Trotz zwei Meistertiteln wurde der Holländer 2000 bei Barça nach vier verlorenen Spielen hintereinander als Trainer entlassen.
Besonders nahe zu gehen scheint die unerwartete Krise Neymar. Bis zum besagten Clásico verbuchte der Brasilianer in 38 Spielen beneidenswerte 50 Skorerpunkte. Doch in den letzten fünf Spielen war der 24-Jährige an keinem einzigen Tor mehr beteiligt. Bei der 1:2-Heimniederlage vergangenen Sonntag liess Neymar seinem Frust dann vollen Lauf, wie die folgenden Videos belegen:
Erst vergriff sich der Stürmer in der Wortwahl gegenüber seinem Teamkollegen Jordi Alba, nachdem ihn dieser den Ball für einmal nicht zugepasst hatte. Wütend rief der Brasilianer dem Spanier zu: «Verpiss dich!» Und die Replik konterte er wenig angetan mit: «Was? Was? Hast du ein Problem?»
Auch das Verhalten dem Gegner gegenüber war äusserst unrühmlich. Statt ihm nach dem Abpfiff zum Sieg zu gratulieren, verpasste Neymar Valencias Verteidiger Antonio Barragan eine Ohrfeige. Weil das Ganze im Rücken des Schiedsrichters passierte, ist es durchaus möglich, dass diese Szene weitere Konsequenzen nach sich ziehen wird.
Über die Ursache von Neymars Missmut sind bereits wilde Gerüchte im Umlauf. Die Vermutung liegt nahe, dass sie über die sportliche Situation bei Barça hinausgeht. Die Kollegen von Sport1.de führen beispielsweise Party-Reisen oder die unangenehme Situation mit der brasilianischen Nationalmannschaft ins Feld. Eine weitere Mutmassung ist, er könnte einen Wechsel im Sommer erzwingen wollen, um seinen bereits schon horrenden Lohn weiter aufzubessern.
Gründe für die Krise von @neymarjr gibt es viele... #Neymar #FCB #Barca https://t.co/Kn7paIR8Ab pic.twitter.com/XONXD613bH
— SPORT1 (@SPORT1) 20. April 2016
Naheliegender ist die Theorie, dass der Barça-Krise physiologische Ursachen zugrunde liegen. In einer Saison mit Dreifachbelastung hat Trainer Luis Enrique stets auf seine Stammformation im bewährten 4-3-3-System gesetzt. Das Rotationsprinzip kam trotz breitem Kader nur selten zum Zug.
«Ja gut,» wird sich nun manch einer denken, «warum etwas ändern, das funktioniert?» An dieser Frage ist etwas dran. Doch unter dem Strich sind auch Messi, Suarez und Neymar nur Menschen und haben ihre Leistungsgrenzen. Vielleicht ist für Luis Enrique angesichts der drohenden vierten Niederlage die Zeit gekommen, ein Umdenken einzuleiten und seinen Stars ab und zu eine Auszeit zu gönnen. Symptomatischerweise hat er aber gerade am Sonntag gegen Valencia keinen einzigen (!) Wechsel vorgenommen.
Um Barça und den Trainer abzuschreiben, ist es aber allgemein noch zu früh. Auch wenn sie Atlético in der Liga punktemässig aufschliessen lassen mussten, das Restprogramm ist machbar bis einfach. Die restlichen Gegner (La Coruña, Gijon, Betis Sevilla, Espanyol und Granada) sind allesamt in der unteren Tabellenhälfte zu finden. Zudem ist das Double noch möglich, der Copa-del-Rey-Final gegen den FC Sevilla steigt am 22. Mai.