Es sind noch keine drei Wochen vergangen, seit Tottenham-Trainer José Mourinho seinen ständig verletzten Schützling Gareth Bale öffentlich harsch kritisiert hatte. Der «Special One» ärgerte sich über einen Social-Media-Post des walisischen Flügelstürmers, der damit suggerierte, er sei fit, obwohl er sich zuvor für das FA-Cup-Duell gegen Everton verletzt abgemeldet hatte.
Bale hatte sich damals zu Wochenbeginn nicht wohl gefühlt und überraschend um eine Untersuchung und Extra-Schichten mit dem Physiotherapeuten gebeten. «Sein Post aber lautete: ‹Super Trainingseinheit›, ich bin also bereit. Und das war völlig falsch», so Mourinho. Seit Saisonbeginn versuche er, alles was Bale betreffe, sehr vertraulich zu behandeln. «Aber nun hatte ich das Gefühl, dass ich die Situation ansprechen muss.» Gut möglich, dass die Kritik intern noch heftiger ausgefallen ist.
Was Mourinho besonders freuen wird: Sein kleiner Giftpfeil in Richtung Bale hat voll ins Schwarze getroffen. Der ehemals teuerste Fussballer der Welt, der nach seiner Rückkehr auf die Insel immer wieder körperliche Probleme hatte, tritt plötzlich wie verwandelt auf. Seit er wieder fit ist, hat er in vier Spielen vier Tore und drei Assists erzielt. In der Europa League traf er je einmal beim souveränen Weiterkommen gegen Wolfsberg und in der Premier League doppelt beim erlösenden 4:0-Sieg gegen Burnley.
Gegen die «Clarets» durfte Bale erst zum dritten Mal in der Liga von Beginn an ran. In Mourinhos bevorzugtem 4-2-3-1-System kam er auf dem rechten Flügel zum Zug und zeigte eindrücklich, dass er noch immer zu den besten Fussballern dieses Planeten gehören kann. Zusammen mit Harry Kane und Heung-min Son sowie dem etwas zurückhängenden Lucas Moura wirbelte Bale die gegnerische Defensive gehörig durcheinander. Neben seinem Doppelpack bereitete er das 2:0 von Kane vor und er hatte auch beim 3:0 durch Lucas Moura seine Füsse im Spiel.
🥵 𝙏𝙝𝙚 𝙥𝙖𝙨𝙨... #THFC ⚪️ #COYS pic.twitter.com/PoGyL8HWdw
— Tottenham Hotspur (@SpursOfficial) February 28, 2021
Von Trainer Mourinho, der zuvor nach fünf Niederlagen in sechs Premier-League-Spielen etwas in Erklärungsnot geraten war, gab es für einmal nur Lob für seinen Schützling. «Das ist der beste Bale, den wir in dieser Saison bislang gesehen haben, ich bin sehr glücklich für ihn. Wir wissen, dass ihr manchmal Dinge schreibt, die nicht wirklich wahr sind, aber es gibt keinen einzigen Trainer auf der Welt, der Gareth Bale nicht aufstellt, wenn Gareth Bale topfit ist.»
Danach plauderte Mourinho noch etwas aus dem Nähkästchen, wie es ist, mit Bale zu arbeiten: «Er ist ruhig, er spricht nicht mit dir, er liest wahrscheinlich, sieht wahrscheinlich zu oder hört zu, vielleicht aber auch nicht. Das hat er sich wohl in Madrid angewöhnt. Trotzdem bin ich happy, denn er macht momentan aussergewöhnliche Dinge. Er schiesst nicht nur Tore, er bringt Tempowechsel rein und spielt auch mal vertikal, zieht in die Mitte oder lässt sich auf den Flügel fallen. Er hat wirklich ein sehr gutes Spiel gezeigt.»
🗣 "He's quiet, he doesn't speak to you, he probably reads, probably watches or listens, maybe not because he has all that school from Madrid."
— Football Daily (@footballdaily) February 28, 2021
Jose Mourinho gives an insight into working with Gareth Bale after his MOTM performance pic.twitter.com/DZDXMrEYHc
Natürlich war auch Bale, der wettbewerbsübergreifend bei 8 Toren und 3 Assists in 20 Spielen steht, mit seiner Leistung zufrieden. «Es hat offensichtlich eine Weile gedauert, bis ich endlich wieder ganz fit geworden bin. Jetzt kommt meine Form zurück und ich bin froh, dem Team helfen zu können», erklärte die Real-Leihe und fügte an: «Ich werde weiter hart arbeiten. Ich weiss, ihr habt viel zu kritisieren, aber ich bin erfahren genug, um mich zurückzuhalten und nichts Dummes zu sagen.»
🗣 "It's understandable, my form is coming back."
— Football Daily (@footballdaily) February 28, 2021
Gareth Bale on his journey getting himself back into the starting line-up pic.twitter.com/8w81LsXVc8
Grosse Worte werden wir von Bale in den kommenden Wochen also nicht hören. Aber vielleicht ist es ohnehin besser für alle, wenn Bale sein fussballerisches Können für sich sprechen lässt. Mit ihm in Topform haben die «Spurs» endlich einen Schritt nach vorne gemacht und können wieder angreifen.
Das erklärte Ziel – das Erreichen der Champions-League-Plätze – liegt noch längst nicht ausser Reichweite. Bei einem Spiel weniger auf dem Konto liegt Tottenhams Rückstand auf das Viertplatzierte West Ham momentan bei sechs Punkten. Die zwei bevorstehenden Derbys gegen Crystal Palace und Arsenal werden wohl wegweisend sein.