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So will der FC Basel trotz Unruhen gegen YB den Cupfinal gewinnen

Basels Cheftrainer Marcel Koller verabschiedet sich von den Zuschauern nach dem Fussball Schweizer Cup Halbfinal zwischen dem FC Basel 1893 und dem FC Winterthur im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am ...
Marcel Koller will sich mit einem zweiten Cupsieg aus Basel verabschieden.Bild: keystone

Dem Zirkus zum Trotz: Wie der FC Basel den Cupsieg holen will

Der FC Basel versinkt kurz vor dem Cupfinal im Chaos. Die wachsende Wut könnte der Schlüssel zum Erfolg sein.
29.08.2020, 11:17
Céline Feller / CH Media
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«Aber nur Fragen zum Cupfinal, zum anderen Zirkus sage ich nichts.» Diese Worte spricht Marcel Koller zum Schluss der Pressekonferenz des FC Basel im Hinblick auf das Endspiel vom Sonntag. Und wer es bis dahin noch nicht gemerkt hat: Der Noch-Trainer der Basler ist genervt. Entnervt. Ja, vielleicht trifft es das Wort «sauer» gar eher.

Verständlich, schliesslich zwingt ihn das Protokoll dazu, ein letztes Mal vor einem Spiel auf das Podium zu sitzen. Dabei hatte er keine Lust dazu, nachdem am Tag zuvor am selben Ort sein Nachfolger präsentiert worden war. Etwas, was Koller mit einem saftigen «ich habe mich gefragt, wieso das sein muss» quittiert. «Damit hätte man auch warten können, bis dieses so wichtige Spiel durch ist.» Denn dieses Spiel ist schliesslich der Cupfinal vom Sonntag, gegen keinen geringeren Gegner als den grossen Widersacher aus Bern, Meister YB.

Berns Nicolas Moumi Ngamaleu, links, im Kampf um den Ball gegen Basels Fabian Frei, rechts, im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel 1893 und dem BSC Young Boys im Stadio ...
Schwierige Aufgabe: Der FCB muss im Cupfinal gegen Meister YB ran.Bild: keystone

Aber irgendwie hat man ja das Gefühl, dass dieses Spiel in Basel kaum jemanden interessiert. Zu viel ist in den letzten Wochen passiert. Der Verein zeigt Auflösungserscheinungen. Der Sportchef ist zurückgetreten. Der U21-Trainer ist weg. Ricky van Wolfswinkel wird ebenfalls gehen. Allesamt verkündeten sie ihre Abschiede via soziale oder traditionelle Medien – und überrumpelten den Klub damit.

Sforza schon in Basel – Koller unzufrieden

Das tat auch derjenige, der sich selber via Exklusiv-Interview im Boulevard ankündigte: Neo-Trainer Ciriaco Sforza. Der FCB weist mehr Facetten auf als der als FC Hollywood bezeichnete FC Bayern. Nicht nur, weil Sforza einst da kickte. Und auch nicht im positiven Sinn.

Ebendieser Sforza wurde am Donnerstag vorgestellt und sagte brav, dass er «der Mannschaft ein Kompliment ausspreche, und auch Marcel Koller, der viel Energie gebraucht hat». Sforza fügte an, man möge am Sonntag den Titel holen. Bis dahin möchte er nach eigener Aussage nicht stören. Doch in den Augen Kollers tat er genau das: Stören. Schliesslich ist es sein Abschiedsspiel, das 101., und das in einem Final. Es hätte eine schöne Geschichte werden können. Hätte.

Dass der 59-Jährige seinem Unmut nun so laut Luft macht, passt nicht zu ihm. Koller wahrte stets Contenance und Ruhe, zumindest in der Öffentlichkeit. Von den höchsten Angestellten glänzte er am meisten mit Professionalität und Souveränität. Jetzt, da sich sein Engagement dem Ende neigt, scheint er keine Lust mehr zu haben, das perfekte Bild zu wahren. Anders sind seine Äusserungen nicht zu verstehen. Und sein ungewohnt deutliches Selbstlob.

Koller würde sich einen Orden geben

Am Freitag sagte Koller, «dass ich nicht überheblich sein will. Aber man müsste uns einen Orden verleihen für alles, was wir ertragen und aushalten mussten.» Er spielt auf die sportlichen Abgänge an, die Abläufe im Joggeliturm und die Animositäten zwischen allem und jedem im Verein. Nur «das Team im Keller, wir da unten» halte noch zusammen und versuche das Maximum rauszuholen.

ARCHIVBILD ZUR MELDUNG, DASS SICH DER FC BASEL UND MARCEL KOLLER ENDE SAISON TRENNEN --- Marcel Koller, coach of FC Basel, reacts, during the Super League soccer match of Swiss Championship between Se ...
Vor seinem letzten Spiel als FCB-Trainer fand Marcel Koller ungewohnt kritische Worte.Bild: keystone

Man hat das Gefühl, dies sei der einzig positive Nebeneffekt, dass die Mannschaft und der Staff, deren Zusammenarbeit keinesfalls immer von Harmonie geprägt war, zusammengefunden haben. So ist es auch von den Spielern zu hören. Dass man nicht nur diesen Cupfinal gewinnen, sondern dies auch für den Coach schaffen möchte. Oder für Ricky van Wolfswinkel. Für jene Leute eben, die respektlos behandelt wurden und ein schöneres Ende verdient hätten.

Die Spieler selbst wollen sich zu den Störfeuern nicht äussern. Stellvertretend sagt Captain Valentin Stocker: «Für die Mannschaft geht es einzig um den Cupfinal. Alles andere will ich nicht ins Team tragen, das Drumherum geht uns nichts an.»

Dass sich die Mannschaft durch solche Dinge nicht ablenken lässt und in einem einzigen, entscheidenden Spiel liefern kann, hat sie in dieser Saison mehrfach eindrücklich bewiesen. Es wirkt gar viel mehr, als würden Spieler und Staff aus dem Zirkus, wie es Koller nennt, zusätzliche Kraft ziehen. So paradox es klingt. Der Wille und der Trotz waren lange nicht so gross. Es sind Brandbeschleuniger für das Feuer, welches es braucht, um als Underdog zu reüssieren und einer sportlich guten Saison die Krone aufzusetzen.

Ob all dieser Wut als Katalysator wirken Stockers Worte am Freitag fast wie eine Drohung: «Ich glaube daran, dass wir dazu imstande sind, zu gewinnen. Es wäre eine Genugtuung.» Für alle. Vor allem auch für Marcel Koller.

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12 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ketchum
29.08.2020 12:20registriert August 2015
Die Sforza-Pressekonferenz ist exemplarisch für die Ära Burgener: Den alten Trainer verärgert, den Neuen schon mal massiv unter Druck gesetzt ("Meistertitel")
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Vinyl only
29.08.2020 12:26registriert August 2019
Ich hoffe, die Spieler und der Staff vergessen bei diesen tiefen Gräben die mitleidenden Fans nicht, die das Team lange nicht mehr vor Ort unterstützen konnten. Dazu gehören auch provokative Banner, die eine wichtige Wahrheit wieder spiegeln: der FCB wird von einer dilettantischen Spitze mit einer neuen Marionette geführt.
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Lowend
29.08.2020 12:44registriert Februar 2014
Ein Cupsieg wäre vielleicht für die Mannschaft verdient, aber nicht für diesen Verein!
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