Bayern München steuert auf den achten Meistertitel in Folge zu. Der Vorsprung auf den BVB beträgt dank dem Auswärtssieg im Geisterspiel in Dortmund sieben Punkte. Für die Entscheidung sorgte Joshua Kimmich. Kurz vor der Pause bezwang er Roman Bürki mit einem Geniestreich. Der Schweizer Keeper brachte bei Kimmichs Lob zwar noch die Hand an den Ball, konnte diesen aber nicht mehr entscheidend ablenken.
«Wir können nichts anderes machen, als unsere Spiele zu gewinnen und gleichzeitig auf drei Ausrutscher der Bayern in sechs Spielen hoffen», war sich BVB-Captain Mats Hummels im «Sky»-Interview bewusst. Wenn RB Leipzig am Mittwoch Hertha BSC besiegt, sind die Ostdeutschen punktgleich mit den nach wie vor zweitplatzierten Dortmundern.
«Sieben Punkte Rückstand bei sechs Spielen – das wird brutal schwer», weiss auch Borussia-Trainer Lucien Favre. Der Coach, dem in Deutschland besonders vom Boulevard fast nonstop ein scharfer Wind entgegenweht, deutete im Interview an, sich nach dieser Saison möglicherweise zurückzuziehen.
Auf die Frage, ob er Sorgen habe vor einer aufkommenden Diskussion, dass Favre halt kein Meistertrainer sei, antwortete er: «Das sagt man hier seit Monaten. Ich lese nicht die Zeitung, aber ich weiss, wie es geht. Ich werde in ein paar Wochen darüber sprechen.»
Ein schlechtes Spiel sei es nicht gewesen, betonte Hummels. Beide Teams seien in einer guten Verfassung. «Am Ende hat uns einfach ein kleiner Ticken gefehlt. In der ersten Halbzeit waren wir vor dem Tor vielleicht etwas zu verspielt. Und der letzte Pass kam nicht an, so dass wir zu wenig zum Abschluss kamen.»
Mehr Grund zur Freude als Hummels hatte Bayerns Matchwinner. «Ich freue mich extrem über diesen Sieg», sagte Joshua Kimmich. «Jetzt haben wir ein gutes Polster. Für die Dortmunder wird es schwierig, noch dran zu bleiben. Es war sehr, sehr intensiv und hintenraus mussten wir uns die drei Punkte auch erarbeiten.» Kimmich sah eine «relativ ausgeglichene Partie, gerade in der ersten Halbzeit.» Dass man vor leerer Kulisse spielen musste, sei wohl ein Vorteil für Dortmund gewesen, da es sich ohne Druck der vielen Fans etwas ruhiger aufbauen liesse.
«Wir wussten, dass Bürki oft relativ hoch steht. Und in der Situation rechnet ein Torhüter wohl eher mit einem strammen Schuss. Mit etwas Glück ist es aufgegangen. Das war wahrscheinlich der schönste Treffer meiner Karriere», befand Kimmich, während der an ihm vorbeilaufende Thomas Müller bestens gelaunt «Das war ein Golatzo!» zur Kamera rief (ja, Golatzo rief er, nicht Golazo).
Während «Sky»-Experte Lothar Matthäus beim Tor befand, Bürki habe schlecht ausgesehen, wollte sich BVB-Trainer Lucien Favre nicht darüber auslassen. «Alle waren überrascht, dass Kimmich so geschossen hat, da muss man ihn dafür loben», sagte der Romand zum einzigen Treffer. Das Spiel seines Teams fand er «sehr gut, vor allem am Anfang. Aber der letzte Pass hat gefehlt. Wir hätten ein Unentschieden verdient.»
Während im Vorfeld mit einem Stürmerduell zwischen Erling Haaland und Robert Lewandowski spekuliert wurde, stand am Schluss keiner der beiden im Fokus. Dafür spielte Bayern-Goalie Manuel Neuer einmal mehr zu null. «Es liegt an uns», sagte Deutschlands Nummer 1 über die Meisterchancen. «Das war ein wichtiger Sieg heute.» (ram)
Borussia Dortmund - Bayern München 0:1 (0:1)
Tor: 43. Kimmich 0:1. - Bemerkungen: Dortmund mit Bürki und Akanji, ohne Hitz (Ersatz), Reus, Schulz und Zagadou (verletzt). Bayern München ohne Thiago, Coutinho, Süle und Tolisso (alle verletzt). 83. Pfostenschuss Lewandowski. (sda)