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Nati-Trainer Petkovic appelliert in einem Brief an die Bevölkerung

epa09278243 Switzerland's head coach Vladimir Petkovic (L) gives instructions to his player Ruben Vargas during the UEFA EURO 2020 group A preliminary round soccer match between Italy and Switzer ...
Nati-Trainer Vladimir Petkovic gibt seinem Spieler Ruben Vargas letzte Anweisungen. Bild: keystone

Emotionaler Appell von Trainer Petkovic: «Wir brauchen die Solidarität von Euch allen»

Die Schweizer Nati musste in den letzten Tagen viel Kritik einstecken. Nun appelliert Trainer Vladimir Petkovic in einem offenen Brief an die Unterstützung der Bevölkerung.
19.06.2021, 08:2319.06.2021, 08:24
Vladimir Petkovic / ch media
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Liebe Schweizerinnen und Schweizer

Wir wollten Euch eine magische Nacht schenken. Euch stolz machen auf uns und auf unsere Schweiz. Wir wollten Euch nach den vielen Entbehrungen der langen Zeit der Pandemie glücklich machen mit einem Sieg gegen Italien. So vieles hatten wir uns dafür vorgenommen. Zu viel vielleicht. Und am Schluss blieb nichts als Enttäuschung. Für Euch, für uns und für viertausend Schweizerinnen und Schweizer, die nach Rom gereist sind. Das tut uns von Herzen leid.

Seit dem 26. Mai, dem ersten Tag der Vorbereitungen, leben wir nun schon zusammen. In Hotels zwischen Zimmer, Esssaal und Fussballplatz. Dabei verfolgen wir alle ein einziges Ziel: Spiele für Euch und für die Schweiz zu gewinnen. Andere Nationalmannschaften zu besiegen. Alle wollen wir dabei das Beste geben. Jede Minute und jede Sekunde.

Im Vorfeld des letzten Spiels habt Ihr viel gelesen, gehört und diskutiert über dieses und jenes, was wir falsch machen. Als Trainer und Spieler der Nati stehen wir in der Pflicht und unter besonderer Beobachtung. Nicht immer erfüllen wir, was Ihr von uns erwartet. Wir sind Menschen, die versuchen, diesen Ansprüchen gerecht zu werden, was uns aber leider nicht immer gelingt.

Wir sind wie eine grosse Familie, in der es kracht, in der es Verfehlungen gibt, die wir dann zusammen besprechen und klären, um uns wieder umarmen und gemeinsam unsere hochgesteckten Ziele erreichen zu können.

Ich kann Euch versichern, dass wir den Fokus immer aufs Spiel gerichtet haben. Ich kann Euch garantieren, dass wir uns minutiös, mit Fleiss und Konzentration auf jeden Match vorbereiten.

Morgen ist ein neuer Tag. Gegen die Türkei haben wir nun noch einmal die Chance, uns für den Achtelfinal zu qualifizieren. Gegen Italien ist es mir nicht gelungen, unsere Nati so einzustellen, dass wir die starken Italiener hätten besiegen können. In diesem Spiel der letzten Chance müssen wir neben der richtigen taktischen Ausrichtung nun auch wieder alle unsere Werte und Tugenden auf den Platz bringen: Solidarität, Identifikation, Freude und Respekt. Dann können wir es schaffen.

Gestern ist Yann Sommer von seiner kurzen Reise nach Hause zu uns zurückgekehrt. Als frischgebackener Vater von Töchterchen Nayla. Das war ein wunderschöner Moment für uns alle. Fussballspieler und Trainer haben Gefühle, Sorgen, Ängste und Freuden wie alle anderen. Wir sind genauso verletzlich.

Und deshalb brauchen wir vor diesem entscheidenden Spiel die Unterstützung von Euch allen. Eure Solidarität. Eure Positivität. Wir werden alles dafür tun, dass wir uns am Sonntagabend alle gemeinsam freuen können. Dass wir zusammen stolz sein können. Auf unsere Nati und auf unsere Schweiz!

Herzlich, Euer Vladimir Petkovic

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Die Noten der Schweizer Nati-Spieler gegen Italien
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Die Noten der Schweizer Nati-Spieler gegen Italien
Yann Sommer, Goalie, Note 3,5: Zeit für den Cappuccino auf einer Piazza in Rom hat Sommer nicht. Auszeichnen kann er sich ebenfalls nicht, auch wenn im Stadio Olimpico die Musik vor seinem Sechzehner spielt. Bei allen drei Gegentreffern ist der Schweizer Goalie wie die knapp 16'000 Fans nur Zuschauer.
quelle: keystone / jean-christophe bott
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200 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Geff Joldblum
19.06.2021 08:50registriert August 2019
Im erster Linie brauchen wir eine kämpfende, mutige, sich aufopfernde Mannschaft mit Wille und Einsatzbereitschaft.
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SBP
19.06.2021 09:05registriert Mai 2018
Sportler sind Mitarbeiter die viel Geld mit ihrem Beruf verdienenen und somit auch eine grosse Verantwortung tragen. Wenn ich in der Firma Faulheit, sowie pupertäres und egoistisches Verhalten an den Tag lege, meine Verantwortung nicht wahrnehme und mich während der Arbeitszeit nicht an die Regeln halte, dann bekomme ich auch eine Abreibung, das ist ganz normal. Und wenn ich dann sage: „Wir sind doch eine grosse Familie“, dann werde ich höchstens ausgelacht.

Mund abwischen, Eier in die Hand nehmen, kämpfen und sich die Zuneigung der Schweizer wieder erarbeiten, so einfach ist das!
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SJ_California
19.06.2021 08:39registriert März 2016
Das ist wohl eher ein Appell an die Mannschaft als an die Öffentlichkeit… mal schauen, ob dies reicht um ein Team auf dem Platz zu haben am Sonntag
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