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Diese verflixten Superbayern! Früher konnte man sie noch ungeniert hassen, heute machen sie's einem schon verdammt schwer

Die Bayern fegen Porto 6:1 vom Platz und stürmen in den Halbfinal der Champions League.
Die Bayern fegen Porto 6:1 vom Platz und stürmen in den Halbfinal der Champions League.Bild: EPA/DPA

Diese verflixten Superbayern! Früher konnte man sie noch ungeniert hassen, heute machen sie's einem schon verdammt schwer

Der 6:1-Sieg gegen Porto mit der rauschenden ersten Halbzeit machte es nicht zum ersten Mal deutlich: Bayern München ist sexy. Das zuzugeben, tut nach dem triumphalen Einzug in den Halbfinal der Champions League vielen Fussballfans weh.
22.04.2015, 11:1922.04.2015, 13:45
Ralf Meile
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Ich war nie und bin kein Bayern-Fan, aber ich habe die Bayern auch nie gehasst. Ich bin wohl einer der wenigen Fussballanhänger, die gegenüber dem FC Bayern München eine ziemlich gleichgültige Haltung haben. Also bestens geeignet für den nüchternen Vergleich zweier Epochen.

Früher: Da waren die Bayern immer die hässliche Fratze des hässlichen deutschen Fussballs. Sie hatten immer nur Dusel, dazu viel zu viel Geld und sie holten sich einen Pokal nach dem anderen.
Heute: Da sind die Bayern die Visitenkarte des hochgelobten deutschen Fussballs. Sie sind ihren Gegnern überlegen, haben immer noch sehr, sehr viel Geld und sie holen sich einen Pokal nach dem anderen.

Das Wichtigste, nämlich der Erfolg, ist geblieben. Doch ansonsten hat sich seit der Jahrtausendwende einiges getan an der Säbener Strasse.

Die arroganten Gockel von damals

Nichts zeigt dies schöner als der Blick zurück auf das legendäre Champions-League-Finale am 26. Mai 1999 in Barcelona. Im Nou Camp führt Bayern gegen Manchester United bis zur Nachspielzeit und verliert das Spiel auf dramatische Art und Weise doch noch. Und man mag es den Deutschen so richtig gönnen, dass endlich einmal die anderen den Bayern-Dusel haben.

Denn was stehen da nicht für Reizfiguren im Team: Oliver Kahn! Lothar Matthäus! Stefan Effenberg! Jens Jeremies! Mario Basler! Carsten Jancker! Da kann Sammy Kuffour noch so sympathisch sein und Mehmet Scholl einen Spruch nach dem anderen klopfen: Dieses Team verdient keine Liebe von neutralen Fans.

Jancker und Effenberg am Boden zerstört: Ein herrliches Bild für jeden Nicht-Bayern-Fan!
Jancker und Effenberg am Boden zerstört: Ein herrliches Bild für jeden Nicht-Bayern-Fan!Bild: AP

Die Metarmorphose eines Klubs

Und heute? Da haben die Bayern immer noch Reizfiguren – alles andere wäre auch nicht normal bei einem Klub von dieser Grösse und diesen Erfolgen. Sie haben Arjen Robben, den Schwalbenkönig. Thomas Müller, das Grossmaul. Mario Götze, den abtrünnigen Dortmunder. Aber sonst? Sie fallen in erster Linie dadurch auf, dass sie – wie die DFB-Weltmeister in Brasilien – wunderbar Fussball spielen.

Die Bayern 2015 haben mit Manuel Neuer den besten Torhüter der Welt, der meist wie ein elfter Feldspieler agiert und das Spiel mitgestaltet. Sie haben ein Kombinationsspiel, das Trainer Pep Guardiola auf der Basis des Tiki-Taka weiterentwickelt hat. Sie haben überragende Tormaschinen wie Müller und Robert Lewandowski. Und sie haben, wenn es mal nicht läuft, fantastische Techniker, die ein Spiel im Alleingang entscheiden können: Robben und Franck Ribéry.

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Ein Tor, wie ein Gemälde: Bayerns 3:0 gestern gegen Porto.GIF: ZDF

Keine Angst, lieber Bayern-Hasser

Wird das jetzt immer so weitergehen mit dieser Dominanz? Die objektive Antwort lautet «Nein», denn dass im Fussball immer auch schwächere Phasen kommen, gehört dazu. Wobei die subjektive Antwort «Vermutlich ja» lautet, schliesslich ist weit und breit kein deutsches Team in Sicht, das den Bayern über eine ganze Saison Paroli bieten kann.

Und falls doch, dann bleibt den Münchnern immer noch der bewährte Trick: Die Konkurrenz zu schwächen, indem man rasch zum Portemonnaie greift. Dann werden halt zig Millionen locker gemacht, um Reus oder Hummels aus Dortmund zu holen, De Bruyne oder Rodriguez aus Wolfsburg, Xhaka oder Herrmann aus Mönchengladbach, Bellarabi aus Leverkusen.

Keine Angst, lieber Bayern-Hasser: Du wirst weiterhin genug Gründe finden, die deine Abneigung berechtigen.

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Der Bayern-Jubel nach der Gala

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21.04.2015: Bayern-Jubel nach der Gala gegen Porto
Thomas Müller schnappt sich ein Megafon und feiert den 6:1-Sieg mit den Bayern-Fans.
quelle: bongarts / lennart preiss
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15 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Triumvir
22.04.2015 13:57registriert Dezember 2014
Wer hasst, verpasst das Leben (und das ist schon kurz genug). Positive Gefühle hingegen, auch wenn's manchmal schwer fällt, versüssen einem das Leben und sind zudem Balsam für das eigene Gemüt und den Seelenfrieden. Ich bin kein Bayern Fan, aber ich empfinde für die gestrige Leistung dieser Bayern nichts anderes als echte, neidlose Bewunderung. Besser kann man fast nicht Fussballspielen (zumindest was die erste Halbzeit betrifft). Deshalb chapeau liebe Bayern. Ihr habt die Bewunderung aller Fussballfans verdient!
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