15 Punkte betrug der Vorsprung von Lausanne-Sport auf die ersten Verfolger FC Vaduz und GC, als die Corona-Pandemie Ende Februar für den Unterbruch der Meisterschaft sorgte. 13 Runden vor Schluss ein sehr komfortabler Vorsprung.
Und wie sich zeigen sollte, ein Polster, das die Waadtländer benötigten. Denn seit wieder gespielt wird, stolpert das Team von Giorgio Contini über die Plätze. In den vier Liga-Spielen seit dem Wiederbeginn holte Lausanne nur drei Unentschieden in Wil, gegen Vaduz und gestern im Derby gegen Stade Lausanne-Ouchy. Dazu setzte es in der vorletzten Runde eine 1:3-Pleite gegen GC ab.
Die Grasshoppers ihrerseits haben zur grossen Aufholjagd angesetzt. Torreiche Heimsiege gegen Aarau, Lausanne und Wil und ein Unentschieden gegen Winterthur sorgten dafür, dass der Rückstand der Zürcher nur noch halb so gross ist. Mit acht Punkten ist er zwar immer noch beträchtlich. Aber bei einem Blick auf die Formkurven der zwei Konkurrenten und noch ausstehenden neun Partien ist es nicht unmöglich, die Lücke noch zu schliessen. Auch Vaduz mischt noch mit, es liegt zwei Punkte hinter GC. Am Freitag kommt es im Fürstentum Liechtenstein zum Direktduell.
Beim ambitionierten Lausanne, das dem britischen Chemiekonzern Ineos gehört und unbedingt aufsteigen will, droht das grosse Nervenflattern. Und der Stuhl von Trainer Giorgio Contini droht, ins Wackeln zu geraten. Sportchef Pablo Iglesias musste bereits gehen, für die Super League und die Zukunft wurde Souleymane Cissé engagiert. Der Ivorer formte einst in Monaco den jungen Kylian Mbappé. Contini ist sich bewusst, dass er liefern muss: «Vergeigen wir es, habe ich hier nichts mehr zu suchen», sagte der 46-Jährige unlängst.
Mitten in einem Umbruch befindet sich auch GC – das ebenfalls zurück zu alter Grösse finden möchte. Zwar gibt es nach wie vor atmosphärische Störungen beim ruhmreichen Rekordmeister. Doch sportlich gibt es nach dem Besitzerwechsel zu chinesischen Investoren wenig zu meckern.
Der Challenge League tut Lausannes Schwäche gut, so ist wenigstens der Aufstiegskampf noch interessant. Der Rest ist eine einzige Witzveranstaltung. Weil niemand absteigen kann, verkommen die meisten Partien zu solchen mit dem Charakter von Freundschaftsspielen. Zahlreiche Verträge, die per 30. Juni endeten, wurden nicht verlängert, mancherorts füllen nun Junioren die Kader auf.
Auf die Spitze treibt es das abgeschlagene Schlusslicht Chiasso, das nur dank der Corona-Krise zweitklassig bleibt. Die Tessiner liessen die Verträge von gleich acht Spielern auslaufen und müssen den Rest der Saison mit einer Rumpftruppe absolvieren.
So gesehen kann sich Lausanne-Sport im Aufstiegsrennen nur selber stoppen. Kann es sich gegen solche Gegner nicht durchsetzen, ist es selber schuld. Mit dem schwer enttäuschenden Aarau und Chiasso haben die Waatdländer nun als nächste Gegner zwei Teams, die ideale Aufbaugegner sein müssten.
Es ist ausserdem sehr schade, dass die Super League nicht aufgestockt wird. Lausanne und GC hätten bestens Platz und würden die Lige deutlich interessanter machen.