Sport
Fussball

FCB-Showdown: Warum fast alles von Karl Odermatt abhängt

Bernhard Burgener, Praesident des Verwaltungsrats, spricht an der Medienkonferenz zum Geschaeftsjahr 2020/2021 der FC Basel 1893 AG in Basel, am Freitag, 26. Maerz 2021. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)
Bleibt Bernhard Burgener der starke Mann beim FC Basel?Bild: keystone

FCB-Showdown rückt näher – warum jetzt fast alles von Karl Odermatt abhängt

Sowohl Bernhard Burgener als auch David Degen nutzten das Wochenende, um für sich zu werben. Jetzt kommt es zum Showdown rund um die Besitzverhältnisse beim FC Basel.
29.03.2021, 10:5929.03.2021, 11:02
jakob weber / ch media
Mehr «Sport»

«Ich weiss es nicht», antwortet Bernhard Burgener auf die Frage, ob er im Sommer 2021 noch für den FCB verantwortlich sei. In einem Interview mit der «NZZ am Sonntag» hat der Mehrheitsaktionär des FC Basel seine Sicht der Dinge gestern noch einmal erklärt. Zu den vertraglichen Details mit Rivale und Minderheitsaktionär David Degen möchte sich Burgener nach wie vor nicht öffentlich äussern. Er verweist auf Verschwiegenheitsklauseln und sagt: «In ein paar Tagen werden wir mehr sagen können.»

Der Showdown rückt näher. Am heutigen Montag soll sich der Verwaltungsrat der FC Basel Holding treffen. Dann entscheiden Karl Odermatt und Peter von Büren, ob Degens Angebot für eine Klubübernahme dem existierenden Vorkaufsrecht entspricht und angenommen wird. Sie können sich in Basel nun zu «Helden» oder zu «Personae non gratae» machen.

Burgener sachlich, Degen emotional

Während Burgener in den vergangenen Tagen den sachlichen Weg einschlägt, wirbt Degen auch an diesem Wochenende weiter mit Emotionen. Auf Instagram veröffentlichte er am Samstag einen handgeschriebenen Brief, den Degen am Freitag zusammen mit einem alten Trikot bei Burgener im Büro abgegeben hat. «Der FCB ist eine Institution! Es geht um die Sache! Triff die richtige Entscheidung! Auch für Dich persönlich. Es ist Zeit», heisst er darin. Signiert ist der Brief mit «LG Dave».

David Degen geht sogar noch einen Schritt weiter. Zum Bild mit dem Brief postet er auch folgenden Text: «Es braucht einen Neuanfang. Und ich erwarte vom FCB-Verwaltungsrat, dass Abmachungen eingehalten werden.» Degen sieht sich im Recht. Doch trotzdem kann er nicht sicher sein, dass der Verwaltungsrat, in welchem mit Odermatt und von Büren zwei gute Freunde von Burgener sitzen, das genauso sieht. Er kann nur hoffen, dass sein Angebot für gut befunden wird oder dass Burgener von sich aus entscheidet, ihm seine Anteile zu überlassen. Doch letzteres wird wohl nicht passieren.

In besagtem Interview mit der «NZZ am Sonntag» sagt Burgener: «Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder finde ich einen kapitalkräftigen Partner, der einsteigt und Anteile übernimmt, wobei ich aber weiterhin die Kontrolle behalte. Oder ich verkaufe meine Anteile vollständig. Dann muss eine Basler Lösung her. Das habe ich immer gesagt, dazu stehe ich.»

Zwar wirbt Burgener erneut für den Einstieg ausländischer Investoren, solange er die Kontrolle behalte. Doch er lässt sich auch ein Hintertürchen offen, indem er die Tür für lokale Investoren erneut öffnet und damit eine Alternative zu der von den Fans verhassten ausländischen Lösung – wie sie zum Beispiel Centricus wäre – anbietet.

Degen ist laut Burgener keine Basler Lösung

David Degen scheint allerdings nicht Teil einer solchen «Basler Lösung» zu sein. Denn Burgener sagt auch: «Bisher ist niemand mit einem rotblauen Portemonnaie aufgetaucht.» Erneut greift der aktuelle FCB-Boss auch auf seine beliebte Seemannsmetapher zurück: «Zurzeit befinden wir uns mitten in einem Sturm auf hoher See. Ich bin keiner, der in einem solchen Moment das Boot verlässt.»

Die guten Geschäftszahlen, die Burgener am Freitag präsentiert hat, sind das Argument, die seine Entscheidung, weitermachen zu wollen, legitimiert. Burgener sieht den FCB für die Zukunft gut aufgestellt und sich und den ebenfalls in der Kritik stehenden CEO Roland Heri als ideale Besetzung für die Zukunft, um den Klub «wirtschaftlich und sportlich so aufzustellen, dass er nicht nur langfristig überlebensfähig, sondern auch sportlich erfolgreich ist», wie er neuerlich betont.

Dass durch den öffentlich ausgetragenen Machtkampf andere leiden, wenn zum Beispiel bereits Nachfolgekandidaten für Heri oder Trainer Ciriaco Sforza gehandelt werden, nimmt Burgener auf seine Kappe. Er gibt zu: «Das belastet alle, bis in den Mannschaftsraum hinein. Dass da nicht mehr in Ruhe gearbeitet werden kann, ist klar.»

Doch ob in der kommenden Woche Ruhe einkehren wird, ist ungewiss. Weil keiner der beiden Kandidaten aufgibt, geht der Machtkampf weiter. Burgener, das wurde durch das Interview noch einmal bestätigt, wird Degen den Klub nicht freiwillig überlassen. Und da es sehr überraschend wäre, wenn sich der Verwaltungsrat mit Odermatt und von Büren für Degen und damit gegen Burgener entscheidet, bliebe dem Herausforderer nur noch eine Möglichkeit. Er müsste sein Vorkaufsrecht juristisch durchsetzen. Ob es am Ende dazu kommt, weiss derzeit aber wirklich noch niemand.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die turbulente FCB-Zeit unter Präsident Burgener
1 / 38
Die turbulente FCB-Zeit unter Präsident Burgener
11. Mai 2021: Bevor es zu einem Gerichtstermin kommt, einigen sich David Degen (links) und Bernhard Burgener darüber, wie es mit dem Klub weitergeht. Degen, bisher Verwaltungsrat, übernimmt die Anteile von Besitzer Burgener.

Es ist der vorerst letzte Akt in der von Tiefschlägen geprägten Ära von Präsident Bernhard Burgener.
quelle: keystone / georgios kefalas
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Büne Huber: «Fussball ist doch ein Pussy-Sport!»
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
21 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
c-bra
29.03.2021 09:23registriert April 2016
Ich finde den Brief von David voll gut. Er hat viele Fremdworte genutzt. Die Satzstellung finde ich auch gut.

Darum finde ich David sollte unser neuer Schülersprecher werden.

LG
3688
Melden
Zum Kommentar
avatar
fidget
29.03.2021 10:46registriert Dezember 2018
Wie unprofessionell wirkt denn bitteschön diese Karte? Und dann noch mit einem schludrigen "LG" unterschreiben und ein altes "Tschütteler-Liibli" beilegen. So einer soll erfolgreich einen Club übernehmen?
1267
Melden
Zum Kommentar
avatar
Gaston Monescu
29.03.2021 09:46registriert April 2020
Schon eine Respektlosigkeit, einen von Hand verfassten Brief, in solch einer wichtigen Angelegenheit, einfach mal auf die Schnelle wie ein SMS unter Teenagern mit "LG Dave" zu unterschreiben. Sinkflug eigentlich schon vorprogrammiert mit solch einem Intellekt.
998
Melden
Zum Kommentar
21
Artur Jorge feiert einzigen Sieg als Nati-Trainer – es ist der Anfang vom schnellen Ende
24. April 1996: In der Schweiz herrscht kollektives Aufatmen. Nach dem 1:1 gegen Luxemburg und dem 0:1 gegen Österreich gewinnt die Schweiz zum ersten Mal unter dem neuen Nati-Trainer Artur Jorge. Doch es sollte das einzige Erfolgserlebnis für den unbeliebten Portugiesen bleiben.

Artur Jorges Nati-Debüt geht gründlich in die Hose. Nach dem blamablen 1:1 in Luxemburg titelt die grösste Schweizer Boulevard-Zeitung: «Senhor Jorge, so wird unsere Nati morsch!» Auch das zweite Testspiel unter dem Portugiesen geht in die Hose. Nach dem nicht weniger blamablen 0:1 in Österreich muss am 24. April 1996 im dritten Test vor der EM 1996 unbedingt ein Sieg her.

Zur Story