«Ich weiss es nicht», antwortet Bernhard Burgener auf die Frage, ob er im Sommer 2021 noch für den FCB verantwortlich sei. In einem Interview mit der «NZZ am Sonntag» hat der Mehrheitsaktionär des FC Basel seine Sicht der Dinge gestern noch einmal erklärt. Zu den vertraglichen Details mit Rivale und Minderheitsaktionär David Degen möchte sich Burgener nach wie vor nicht öffentlich äussern. Er verweist auf Verschwiegenheitsklauseln und sagt: «In ein paar Tagen werden wir mehr sagen können.»
Der Showdown rückt näher. Am heutigen Montag soll sich der Verwaltungsrat der FC Basel Holding treffen. Dann entscheiden Karl Odermatt und Peter von Büren, ob Degens Angebot für eine Klubübernahme dem existierenden Vorkaufsrecht entspricht und angenommen wird. Sie können sich in Basel nun zu «Helden» oder zu «Personae non gratae» machen.
Während Burgener in den vergangenen Tagen den sachlichen Weg einschlägt, wirbt Degen auch an diesem Wochenende weiter mit Emotionen. Auf Instagram veröffentlichte er am Samstag einen handgeschriebenen Brief, den Degen am Freitag zusammen mit einem alten Trikot bei Burgener im Büro abgegeben hat. «Der FCB ist eine Institution! Es geht um die Sache! Triff die richtige Entscheidung! Auch für Dich persönlich. Es ist Zeit», heisst er darin. Signiert ist der Brief mit «LG Dave».
David Degen geht sogar noch einen Schritt weiter. Zum Bild mit dem Brief postet er auch folgenden Text: «Es braucht einen Neuanfang. Und ich erwarte vom FCB-Verwaltungsrat, dass Abmachungen eingehalten werden.» Degen sieht sich im Recht. Doch trotzdem kann er nicht sicher sein, dass der Verwaltungsrat, in welchem mit Odermatt und von Büren zwei gute Freunde von Burgener sitzen, das genauso sieht. Er kann nur hoffen, dass sein Angebot für gut befunden wird oder dass Burgener von sich aus entscheidet, ihm seine Anteile zu überlassen. Doch letzteres wird wohl nicht passieren.
In besagtem Interview mit der «NZZ am Sonntag» sagt Burgener: «Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder finde ich einen kapitalkräftigen Partner, der einsteigt und Anteile übernimmt, wobei ich aber weiterhin die Kontrolle behalte. Oder ich verkaufe meine Anteile vollständig. Dann muss eine Basler Lösung her. Das habe ich immer gesagt, dazu stehe ich.»
Zwar wirbt Burgener erneut für den Einstieg ausländischer Investoren, solange er die Kontrolle behalte. Doch er lässt sich auch ein Hintertürchen offen, indem er die Tür für lokale Investoren erneut öffnet und damit eine Alternative zu der von den Fans verhassten ausländischen Lösung – wie sie zum Beispiel Centricus wäre – anbietet.
David Degen scheint allerdings nicht Teil einer solchen «Basler Lösung» zu sein. Denn Burgener sagt auch: «Bisher ist niemand mit einem rotblauen Portemonnaie aufgetaucht.» Erneut greift der aktuelle FCB-Boss auch auf seine beliebte Seemannsmetapher zurück: «Zurzeit befinden wir uns mitten in einem Sturm auf hoher See. Ich bin keiner, der in einem solchen Moment das Boot verlässt.»
Die guten Geschäftszahlen, die Burgener am Freitag präsentiert hat, sind das Argument, die seine Entscheidung, weitermachen zu wollen, legitimiert. Burgener sieht den FCB für die Zukunft gut aufgestellt und sich und den ebenfalls in der Kritik stehenden CEO Roland Heri als ideale Besetzung für die Zukunft, um den Klub «wirtschaftlich und sportlich so aufzustellen, dass er nicht nur langfristig überlebensfähig, sondern auch sportlich erfolgreich ist», wie er neuerlich betont.
Dass durch den öffentlich ausgetragenen Machtkampf andere leiden, wenn zum Beispiel bereits Nachfolgekandidaten für Heri oder Trainer Ciriaco Sforza gehandelt werden, nimmt Burgener auf seine Kappe. Er gibt zu: «Das belastet alle, bis in den Mannschaftsraum hinein. Dass da nicht mehr in Ruhe gearbeitet werden kann, ist klar.»
Doch ob in der kommenden Woche Ruhe einkehren wird, ist ungewiss. Weil keiner der beiden Kandidaten aufgibt, geht der Machtkampf weiter. Burgener, das wurde durch das Interview noch einmal bestätigt, wird Degen den Klub nicht freiwillig überlassen. Und da es sehr überraschend wäre, wenn sich der Verwaltungsrat mit Odermatt und von Büren für Degen und damit gegen Burgener entscheidet, bliebe dem Herausforderer nur noch eine Möglichkeit. Er müsste sein Vorkaufsrecht juristisch durchsetzen. Ob es am Ende dazu kommt, weiss derzeit aber wirklich noch niemand.
Darum finde ich David sollte unser neuer Schülersprecher werden.
LG