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Fussballtransfers: Chelsea bedient sich im Ausland, Sassuolo nur im Inland

Die Chelsea-Spieler Cesc Fabregas, Diego Costa und Eden Hazard (im Vordergrund, von links): Allesamt im Ausland erstanden. 
Die Chelsea-Spieler Cesc Fabregas, Diego Costa und Eden Hazard (im Vordergrund, von links): Allesamt im Ausland erstanden. 
Bild: Getty Images Europe

Chelsea bedient sich im Ausland, Sassuolo nur im Inland – Transferideologien im Vergleich

Wenn man vergleicht, wie häufig sich europäische Fussballklubs bei Transfers im Ausland bedienen, zeigt sich ein interessantes Bild. Die Extreme sind Chelsea und Sassuolo. In der Schweiz überrascht nicht Serienmeister Basel, eher Aufsteiger Lugano und Thun.
05.04.2016, 17:3706.04.2016, 12:46
Donat Roduner
Donat Roduner
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Woher rekrutieren die Klubs der fünf grossen europäischen Ligen ihre Spieler? Dieser Frage ging das in Neuenburg beheimatete CIES Football Observatory nach. Das Institut stellte fest, dass die Mehrheit der Akteure bereits im entsprechenden Land unter Vertrag war. Dies trifft auch auf die Super League zu, deren Daten wir selbst erhoben haben.

Anteil Transfers aus dem Ausland in %

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Im europäischen Vergleich zeigt sich, dass in England im Verhältnis die meisten Spieler aus dem Ausland geholt werden. Dahinter liegen die weiteren Ligen relativ dicht beisammen, wobei sich Frankreich gegen unten doch noch ein bisschen absetzen kann. Will heissen: In der Ligue 1 wird noch am meisten auf im Inland ausgebildete und/oder tätige Spieler gesetzt.

Premier League

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England tut sich schon länger schwer mit der hohen Ausländerdichte in der Premier League. Die Spitzenklubs setzten meist lieber auf eingekaufte Stars als auf die selbst ausgebildeten britischen Talente, was der englischen, der walisischen oder der schottischen Nationalmannschaft auf lange Dauer schadet. 

Es überrascht wenig, dass in Sachen Transfers aus dem Ausland die «neureichen» Vereine Chelsea und Manchester City die Nase vorn haben. Ihre Investoren scheuen sich nicht davor, in den Transferperioden jeweils eine Stange Geld in die Hand zu nehmen – ein Konzept, dass beiden Vereinen je zwei Meistertitel in den letzten sechs Jahren eingebracht hat. Deutlich Letzter in der Tabelle ist Aufsteiger Bournemouth, der den Ligaerhalt allerdings schaffen dürfte. Aktuell stehen die «Cherries» auf Rang 13.

Super League

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Auch in der Schweiz zeigen sich ziemlich grosse Unterschiede, was die Transferpolitik anbelangt. Erstaunlicherweise liegt aber der FC Basel, das am meisten international ausgerichtete und tätige Team, nicht an der Spitze. Die Basler beherrschen es nämlich auch, sich mit Inland-Transfers zu verstärken (Beispiele: Lang, Zuffi, Steffen) und holen darum Spieler «nur» zur Hälfte aus dem Ausland.

Bei Lugano wurden 16 der 24 Spieler im aktuellen Kader im Ausland akquiriert, wobei drei davon Schweizer sind. Begünstigt wird dies natürlich von der geografischen Nähe des Tessins zu Italien und den dort ansässigen Ligen. Praktisch nur an in der Schweiz tätigen Spielern interessiert ist Thuns Sportchef Andres Gerber. Bei den Berner Oberländern stehen mit Sandro Wieser (von Hoffenheim) und Marco Rojas (von Greuther Fürth) nur zwei Spieler unter Vertrag, die nicht bereits zuvor in der Schweiz tätig waren.

Primera Division

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In Spanien sind es nicht die sportlich erfolgreichsten Equipen, die die Spitze unter sich ausmachen. Während Real Madrid hinter Sevilla Platz 2 belegt, finden sich Atletico Madrid und der FC Barcelona nur im Mittelfeld. Sie setzen mehrheitlich auf Talent aus dem Inland.

Dass Athletic Bilbao den letzten Platz für sich beansprucht, überrascht nicht, denn der Tabellen-Fünfte verfolgt konsequent die Politik, dass sämtliche Spieler im Kader der ersten Mannschaft baskischer Herkunft sein müssen. Ausnahmen werden nur gemacht, wenn der Spieler beim Verein ausgebildet wurde, was beim (nicht-baskischen) Franzosen Aymeric Laporte der Fall ist. Für den Vier-Prozent-Ausschlag verantwortlich ist der Spanier Mikel San Jose, der sich beim FC Liverpool versuchte. 

Bundesliga

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Die Bundesliga zeigt ein von Bayern München angeführtes, ziemlich ausgeglichenes Bild. Das erstaunt, weil es ja oft heisst, dass die Münchner der direkten Konkurrenz jeweils die besten Spieler gezielt abzuwerben pflegen, um die eigene Position zu stärken.

In den Fällen von Robert Lewandowski und Mario Götze ist das sicher nicht von der Hand zu weisen, doch «Opfer» Dortmund bedient sich selbst auch gern auf dem inländischen Markt. Nur jeder fünfte Zuzug bei den Westfalen stammt aus dem Ausland – ein Wert, den nur Aufsteiger Darmstadt unterbietet.

Serie A

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Die US Sassuolo ist im europäischen Vergleich aktuell die einzige Mannschaft, die gänzlich ohne im Ausland erworbenen Spieler auskommt. Auch die drei Ausländer im Team spielten zuvor bereits in Italien. Und so schlecht kann die lokale Ausrichtung nicht sein, Sassuolo rangiert in der Serie A auf Platz 7. Die anderen beiden unteren Extreme befinden sich ebenfalls auf gesicherten Positionen, Chievo Verona ist 9., Empoli 14.

Überraschend international ausgerichtet ist Lazio Rom, das die Auflistung deutlich anführt. Überraschend deshalb, weil die Anhängerschaft von Rechtsextremen durchzogen sein soll und regelmässig wegen rassistischer Vorkommnisse in den Schlagzeilen landet. Der Ausländer-Anteil bei Lazio ist mit zwei Dritteln auch erstaunlich hoch.

Ligue 1

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Die Ligue 1 ist im Vergleich die europäische Liga, die am meisten auf Transfers im Inland setzt. Wirft man einen Blick auf die Grafik, fällt auf, dass der Durchschnittswert noch ein Stück tiefer sein könnte. Die beiden Liga-Krösusse Monaco und Paris Saint-Germain, die in umgekehrter Reihenfolge auch die Tabellenspitze belegen, haben sich klar abgesetzt.

Auch wenn die gezeigten Daten erstaunliche Fälle zutage führen, lässt sich nicht abschliessend und pauschal sagen, welche Transferpolitik nun die beste sei. Tendenziell greifen die erfolgreicheren Vereine sicherlich öfter im Ausland zu. Aber das ist vermutlich der Tatsache geschuldet, dass diese von vornherein ein grösseres Transferbudget zur Verfügung haben.

Welche Transferpolitik ist dir bei deinem Lieblingsverein am liebsten?

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7 Kommentare
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Leroy Jethro Gibbs
05.04.2016 18:04registriert Mai 2015
Am besten, finde ich es so, wie es momentan GC macht. Eine oder zwei erfahrene Teamstütze(n) aus dem Ausland und daneben junge, selbstausgebildete Schweizer.
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Illuminati
05.04.2016 17:52registriert März 2015
Die Super League Rangliste in Sachen Ausländereinkäufe hätte ich auch praktisch gleich getippt. So nimmt man es als Fussballfan auch wahr.
Sion noch hinter Lugano überrascht doch ein wenig.
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