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Coronavirus: Schweizer Profi-Fussball und -Hockey erhalten 350 Millionen

Basels Fabian Frei jubelt nach seinem 3:0 Tor im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Zuerich und dem FC Basel 1893 im Letzigrund, am Samstag, 8. Februar 2020 in Zuerich. (KEY ...
Die grosse Frage: Welche Schweizer Profi-Klubs werden die Darlehen des Bundes beanspruchen?Bild: KEYSTONE

Fussball und Hockey erhalten 350 Millionen – aber «nicht für überrissene Spielerlöhne»

Die Corona-Soforthilfe für den Sport in Höhe von 100 Millionen Franken reicht nicht aus. Der Bundesrat hat deshalb Eckwerte für ein Stabilisierungspaket festgelegt. Dieses hat einen Gesamtumfang von 650 Millionen Franken, 350 Millionen sind für den Profi-Sport im Fussball und Eishockey reserviert.
13.05.2020, 17:2413.05.2020, 17:37
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Der Bundesrat hilft den Profi-Klubs der Swiss Football League und der Eishockey-Liga mit einem rückzahlbaren Darlehen von insgesamt 350 Millionen Franken, um den Betrieb der Saison 2020/21 sicherzustellen.

Eine erste Tranche à 175 Millionen Franken soll die Ertragsausfälle ab 1. Juni für die nächsten sechs Monate auffangen. Für den Fall, dass der Spielbetrieb während 12 Monaten nur eingeschränkt möglich ist, soll eine zweite Tranche von weiteren 175 Millionen Franken im Budget 2021 des Bundes eingestellt werden.

Bei beiden Tranchen gehen jeweils 100 Millionen Franken an die Swiss Football League und 75 Millionen Franken an die Eishockeyliga. Die Darlehen werden via Ligen ausbezahlt und sind mit Verpflichtungen und Auflagen verbunden: Zunächst muss ein solidarisch getragener Sicherheitsfonds für künftige Risiken geschaffen werden. Festgelegt wurde, dass die Klubs 30 Prozent der Einnahmen aus den Medienübertragungen und Marketingrechten entsprechend sichern werden.

Wer Geld will, muss Löhne kürzen

Zudem dürften die Bundesdarlehen nicht für die Deckung überdurchschnittlicher Gehälter verwendet werden. «Das Steuergeld darf nicht für überrissene Spielerlöhne genutzt werden. Wir werden das kontrollieren», erklärte Sportministerin Viola Amherd vor den Medien.

Die Fussball- und Eishockeyklubs haben sich gemäss Amherd ausserdem verpflichtet, die Durchschnittslöhne in den nächsten drei Jahren um 20 Prozent zu reduzieren, falls sie ein Darlehen in Anspruch nehmen. Weiter muss die Nachwuchsarbeit mindestens im gleichen Umfang wie vor der Pandemie weitergeführt werden.

Die erste Tranche der Darlehen müssen innert fünf Jahren, die zweite innert zehn Jahren zurückgezahlt werden. In den nächsten zwei Jahren sind die Darlehen laut Amherd zinslos, ab 2023 entfällt ein Zinssatz von mindestens einem Prozent darauf. Sie rechne nicht mit Ausfällen, sagte Amherd. «Wir prüfen, ob jemand überlebensfähig ist.» Eine hundertprozentige Garantie gebe es aber nie. Aber die Bundesrätin ist überzeugt: «Der Profi-Sport kann diese Kredite zurückzahlen.»

Bundesraetin Viola Amherd, rechts, und Matthias Remund, Direktor Bundesamt fuer Sport, BASPO, verlassen eine Medienkonferenz ueber die Begleitmassnahmen zur Stabilisierung des Schweizer Sports, am Mit ...
BASPO-Direktor Matthias Remund und Bundesrätin Viola Amherd informierten heute über die weitere Unterstützung für den Schweizer Spitzensport.Bild: KEYSTONE

Was der Bundesrat unter «überdurchschnittlichen Spielersalären» versteht, wurde nicht genauer erläutert. Ebenso wenig konnte die Frage schlüssig beantwortet werden, wie finanzschwächere Klubs wie beispielsweise der FC Thun die Lohnkosten in drei Jahren um 20 Prozent senken sollen.

«Für die Profiligen ist die Situation schwierig», sagte Amherd. Ein Zusammenbruch hätte laut dem Bundesrat enorme Folgen für die Nachwuchsförderung, die Ausbildung und auch die Medien. Es gehe darum, einen Minimalspielbetrieb aufrechterhalten zu können. Laut Matthias Remund, Direktor des Bundesamts für Sport (Baspo), sind die Profiligen froh um die strengen Kreditbedingungen. Er versicherte, dass Vereine, die Darlehen beziehen wollen, keine Dividenden auszahlen werden.

«Konditionen sind hart und herausfordernd»

Das Schweizer Eishockey freut sich tatsächlich über die ausgesprochene Bundeshilfe. Ligadirektor Denis Vaucher deutet das als ganz starkes Zeichen der Politik an den Sport. «Zuerst möchten wir dem Bundesrat herzlich danken für die Unterstützung», so Denis Vaucher, «sie ist nicht selbstverständlich. Alle, die behauptet haben, der Sport verfüge in der Politik über keine Lobby, wurden anders belehrt. Wir verfügen durchaus auch über eine Lobby.»

Dass in der Erklärung des Bundesrats von Ertragsausfällen ab 1. Juni für sechs Monate die Rede war, sei primär wegen des Fussballs so. Man könne aus diesem Fahrplan heraus nicht schlussfolgern, dass bis Ende November sicher nicht vor Publikum gespielt werden könne. Die neue Eishockey-Saison soll am 18. September beginnen; ab diesem Datum kann das Eishockey Erwerbsausfälle geltend machen.

Denis Vaucher, Direktor National und Swiss League, spricht waehrend einer Medienkonferenz nach einer ausserordentlichen Ligaversammlung ueber die Entscheidungen betreffend dem Schweizermeister sowie d ...
Denis Vaucher bekräftigt, dass im Schweizer Eishockey an der Kostenschraube gedreht werden muss.Bild: KEYSTONE

«Die Darlehen des Bundes sind an die Bedingung geknüpft, dass gespielt wird», sagt Denis Vaucher. Und der Bund will die Unterstützung des Sports nicht zum Fenster raus werfen. Die Darlehen müssen zurückbezahlt werden. «Die Konditionen für Darlehen sind hart und herausfordernd», so Vaucher. «Es ist ganz wichtig, dass wir auf der Kostenseite auch Massnahmen ergreifen, damit die Darlehen auch zurückbezahlt werden können.»

Dass sich die Politik in die Lohnpolitik der Klubs einmischt, stört im Eishockey niemanden. Stellvertretend für viele Klubvertreter sagt Marc Lüthi (CEO des SC Bern): «20 Prozent reichen nicht». Erwartet wird, dass die Durchschnittslöhne im Eishockey markanter sinken werden.

Auch SFL über Bundeshilfe erfreut
Die Swiss Football League (SFL) ist erfreut über die staatliche Finanzhilfe. In den letzten Tagen habe sie zusammen mit den zuständigen Behörden mit Hochdruck die Eckpunkte für eine finanzielle Unterstützung des Bundes für die Profi-Klubs definiert, teilte die SFL mit.

Zu den provisorischen Eckpunkten der Absichtserklärung in Bezug auf die Verpflichtungen und Auflagen wollte sich die SFL zum jetzigen Zeitpunkt nicht äussern. (pre)

Keine Dividenden, kein Geld für FIFA und UEFA

Bundesdarlehen werden auch für internationale Sportverbände geprüft, die in der Schweiz ansässig und durch die Coronakrise in finanzielle Schieflage geraten sind. Ausgenommen hiervon: Die finanzstarken Fussball-Verbände FIFA, UEFA und das Internationale Olympische Komitee. Das IOK soll sich zu 50 Prozent an der Unterstützung beteiligen, Kantone und Bund zusammen ebenfalls mit 50 Prozent.

Geld gibt es auch für den Breitensport. Für diesen stellt der Bundesrat dieses Jahr 50 Millionen Franken zur Verfügung, für 2021 sogar 100 Millionen. Im Gegensatz zum Profisport handelt es sich hier um A-fonds-perdu-Beiträge. (pre/sda)

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47 Kommentare
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circumspectat animo
13.05.2020 16:37registriert März 2019
Aha die Klubs dürfen keine Dividenden auszahlen, aber die UBS Nestle Novartis und Co dürfen es ?
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ferdi nand
13.05.2020 16:36registriert Dezember 2019
Und was ist mit Vereinen welche bereits jetzt ein relativ tiefes Lohnniveau haben, ich denke da an Challenge League Teams oder Clubs wie Thun oder Xamax. Wird da auch erwartet, dass die Löhne um 20% gesenkt werden? Denn bei solchen Vereinen sind die Löhne (meistens) auch nicht höher, als bei einem "normalen" Beruf.
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Miami Greis
13.05.2020 19:59registriert Oktober 2017
GC z.B. hat seinen Spielern nach dem Abstieg die Löhne um bis zu 50% reduziert und massiv Personal abgebaut um als Verein zu überleben. Wenn das ohne Corona und aus rein sportlich/wirtschaftlichen Gründen geht, dann sollte es jetzt, wo staatliche Gelder eingesetzt werden, auch gehen. Die Clubs betonen ja immer das sie KMU’s sind. Also sollen sie auch nach marktwirtschaftlichen Regeln funktionieren.
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