Ein Drama in der Verlängerung (Chelsea gegen Paris), eine nicht belohnte Aufholjagd (Arsenal gegen Monaco) und ein klares Aus in zwei Spielen gegen eine klar bessere Mannschaft (ManCity gegen Barcelona) - so unterschiedlich die Ursachen, so gleich das Ergebnis: Auch in diesem Jahr sind keine englischen Teams mehr dabei, wenn am Freitag in Nyon das Viertelfinale der Champions League ausgelost wird.
Es ist bereits das zweite Mal innerhalb von drei Jahren, dass die reichste und nach eigenem Empfinden stärkste Liga der Welt nicht unter den besten acht Klubs Europas vertreten ist.
In den vergangenen fünf Jahren schafften es insgesamt sechsmal Premier-League-Vereine ins Viertelfinale, damit liegt England in dieser Statistik hinter der Bundesliga (siebenmal) und der spanischen Primera Division (13-Mal) nur auf Platz drei.
Chelsea war in diesem Zeitraum mit drei Viertelfinalteilnahmen (und dem Finalsieg 2012 in München) noch am konstantesten, Manchester United war zweimal dabei, Tottenham Hotspur einmal. Den FC Arsenal, Manchester City oder den FC Liverpool sucht man gänzlich vergebens.
Die Konstanz von Real Madrid oder dem FC Barcelona, die in den vergangenen fünf Jahren immer im Viertelfinale standen, oder des FC Bayern (viermal in fünf Jahren), erreichen die Engländer nicht - oder nicht mehr: Die stärkste Zeit hatten die Engländer zwischen 2006 und 2009.
Damals hatte die EU-Kommission der Premier League gerade eine goldene Zukunft beschert: die Rechte an den Live-Übertragungen mussten auf mindestens zwei Sender aufgeteilt werden, Skys Monopol war gebrochen. Es folgte ein Wettbieten, sofort stiegen die Erlöse von rund 470 Millionen Euro Millionen pro Jahr auf knapp 790 Millionen Euro.
Auch nach dem Ende der EU-Verordnung hält die Premier League an der Zwei-Sender-Regelung fest, die jüngste Folge: Im Februar sicherten sich Sky und BT Sports die Rechte von 2016 bis 2019 für insgesamt 5,136 Milliarden Pfund - umgerechnet etwa 6,9 Milliarden Euro.
Die Vereine kassieren üppige Anteile dieser Summen - warum aber schlägt sich dieser finanzielle Vorteil gegenüber den anderen Ligen nicht im Sportlichen nieder?
In England ist ein Schuldiger ausgemacht: der Spielplan. BBC-Experte und Ex-Nationalspieler Gary Lineker twitterte noch am Abend das, womit auch der «Daily Telegraph» seine Liste zur Rettung der Premier-League-Klubs aufmacht, nämlich der Einführung einer Winterpause.
Crisis point for @premierleague football. If no winter break at least play less games over Xmas and no FA Cup replays beyond 4th round.
— Gary Lineker (@GaryLineker) 18. März 2015
Tatsächlich sind viele Spieler, die in der Hinrunde grossartige Leistungen zeigten, zuletzt deutlich schwächer gewesen: Cesc Fabregas, Oscar (beide Chelsea), Alexis Sanchez (Arsenal) oder David Silva und Kun Agüero (beide Manchester City) wirken müde.
Dass die englischen Teams in zwei Pokalwettbewerben spielen, ist dafür nicht wirklich die Erklärung. Denn vor allem im League Cup laufen meist nur die Reservisten auf. Auch die Grösse der Premier League mit 20 Mannschaften statt 18 wie etwa in der Bundesliga ist nicht das wahre Problem.
Es ist vielmehr die Anzahl an Topmannschaften. Anders als in der Bundesliga und in Spanien, wo es überdeutliche Leistungsunterschiede zwischen dem/den Topverein(en) gibt, ist die Premier League deutlich ausgeglichener. Die ersten fünf Klubs - Chelsea, ManCity, Arsenal, ManUnited, Liverpool - können sich jederzeit gegenseitig gefährlich werden. Hinzu kommen gerade im Londoner Grossraum zahlreiche Derbys, die die Teams ähnlich fordern wie ein Spitzenspiel.
Und selbst Mannschaften wie der Tabellenletzte Leicester müssen mühsam besiegt werden, Siege mit sechs, sieben oder gar acht Toren, wie wie sie die Bayern oder Barça und Real abliefern, sind in der Premier League undenkbar.
Es ist diese Ausgeglichenheit auf nationaler Ebene, die die englischen Klubs physische und psychische Anstrengungen abverlangt. Die gute Nachricht ist: Darauf können sie sich jetzt für den Rest der Saison konzentrieren.