Der FC Bayern, Juventus Turin und Paris Saint-Germain – es sind grosse Namen von Klubs, die sich in der Champions League schon vor dem fünften Spieltag für die Achtelfinals qualifiziert haben. Ihnen werden in diesen Tagen Real Madrid, Manchester City, Liverpool und – vielleicht – Barcelona folgen.
Oder Dortmund, falls es im Camp Nou gewinnt. Der Auftritt der Borussia interessiert in dieser Königsklassenwoche aus Schweizer Sicht am meisten. Trainer Lucien Favre, Torhüter Roman Bürki und Innenverteidiger Manuel Akanji stehen mit den Gelb-Schwarzen beim Leader der Gruppe F vor einer Herkulesaufgabe. Für Ersteren geht es gar um den Job. Die Spanier führen das Klassement mit einem Punkt Vorsprung auf Dortmund und vier Zählern auf Inter Mailand an. «Wir haben nur den Sieg im Kopf, denn wir wissen, dass wir Gruppenerster sind, wenn wir Dortmund schlagen», sagt Barcelonas Stürmer Luis Suarez. «Das muss als beste Mannschaft der Welt aber auch unser Anspruch sein.»
Es gibt für einen Trainer gewiss einfachere Destinationen als die katalanische Hauptstadt, um seinen Kopf zu retten. Der FC Barcelona hat von den letzten 14 Heimspielen gegen deutsche Klubs 13 gewonnen und ist in der Champions League zu Hause bei 30 Siegen seit 34 Partien unbesiegt. Ausgerechnet hier die Trendwende zu schaffen, muss sich für die Deutschen wie eine «Mission impossible» anfühlen. Selbst wenn Barcelona derzeit auch nicht in der Hochblüte seines Schaffens steht.
Zwar hat die Klubführung des BVB nach dem beschämenden 3:3 gegen Schlusslicht Paderborn am Wochenende erklärt, dass Favre sicher auch am Samstag im Bundesligaspiel bei Hertha BSC noch auf der Dortmunder Trainerbank sitzen werde. Doch eine Klatsche in der Grössenordnung eines 0:4 wie beim FC Bayern vor zweieinhalb Wochen würde das Fass möglicherweise schon vorher zum Überlaufen bringen – und Favre die Entlassung.
Der 62-Jährige, bei seiner Ankunft vor anderthalb Jahren als der grosse Heilsbringer gefeiert, ist in Dortmund schwer angezählt und eigentlich nur noch ein Trainer auf Bewährung. Vielleicht auch bloss deshalb noch im Amt, weil der BVB nicht auch intern einen Nachfolger aus dem Hut zaubern kann, wie es Bayern mit Hansi Flick für Niko Kovac tun konnte.
Von aussen betrachtet scheint es, als sei Favre zu nett für diese Mannschaft. Zwar hat er den pubertierenden Jungstar Jadon Sancho einmal wegen eines zu späten Einrückens aus dem Aufgebot gestrichen und in München noch vor der Pause ausgewechselt, doch kapiert hat der Engländer die Botschaft offenbar nicht.
Wie es überhaupt der Mannschaft an der nötigen Einstellung fehlt. Möglicherweise ist der exzellente Fachmann Favre ein Trainer, der selbst gestandenen Profis im Umgang mit dem Ball noch etwas beibringen kann, es aber nicht schafft, ihnen Dampf zu machen. Weil es für ihn eine Selbstverständlichkeit ist, dass diese Stars über genügend Eigenmotivation verfügen und keinen Einpeitscher brauchen. Eine Zeitung schrieb: «Vielleicht sollte er aufhören, der liebe Monsieur Favre zu sein.»
Geht es nach Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, ist die Sache aber simpel. An der Mitgliederversammlung hat er den verhätschelten Profis zugerufen: «Reisst euch zusammen.»
Gegen Mannschaften wie Bayern 4:0 zu verlieren kann an einem schlechten Tag passieren, gegen den wahrscheinlichen Absteiger unentschieden zu spielen aber darf es nicht. So gewinnt man nichts.