Schlecht. Der FC Barcelona steht vor einem horrenden Schuldenberg. Mit 1,173 Milliarden Euro stehen die Katalanen in der Kreide. 730 Millionen Euro davon muss Barça kurzfristig lockermachen, 266 Millionen davon sogar schon bis zum 30. Juni 2021.
Der Radiosender «Cope» berichtet, dass die Spieler ihre letzte Gehaltstranche noch nicht erhalten hätten. Der Klub müsse erst ein Darlehen aufnehmen, um dann im Februar die Zahlung vornehmen zu können. Andere Quellen berichten, dass die Spieler das Geld über die nächsten vier Saisons erhalten und das so abgesprochen sei.
Experten nennen «hohe Transferausgaben in den letzten Jahren» und «enorme Gehälter» als Hauptgründe. Transfer-Altlasten von 196 Millionen Euro belasten den Klub, 126 Millionen müssten kurzfristig gezahlt werden. Noch immer stehen Raten-Zahlungen für die Wechsel von Philippe Coutinho (2018 von Liverpool), Arturo Vidal (2018 von Bayern München), Frenkie De Jong (2019 von Ajax) und vielen anderen aus. Ausserdem muss Barcelona 74 Prozent der Einnahmen gleich wieder für die Löhne der Spieler, Trainer und Mitarbeiter ausgeben.
Barcelona have released their official accounts - they owe 19 clubs a total of €126m for outstanding payments on transfers. The largest sum is the €29m they must pay Liverpool for the transfer of Philippe Coutinho. pic.twitter.com/mjjhoYGkP8
— Colin Millar (@Millar_Colin) January 25, 2021
Natürlich macht der «Blaugrana» auch die Corona-Pandemie zu schaffen. Rund 300 Millionen Euro sollen die Einnahme-Ausfälle betragen, weil das Camp Nou aufgrund der Viruskrise leer bleiben muss. Das 99'000 Zuschauer fassende Stadion bürgte vor der Pandemie allein für bis zu 230 Millionen Euro pro Saison.
Vorläufig nicht. Denn der Verein gilt momentan nicht als zahlungsunfähig. Der 26-fache spanische Meister verfügt noch immer über grosse Mengen an Vermögenswerten, darunter Grundstücke, Immobilien und natürlich Fussballspieler.
Gemäss dem Wirtschaftsunternehmen «Deloitte» war Barcelona in der Saison 2019/20 mit 715,1 Millionen Euro der umsatzstärkste Verein, wegen der hohen Ausgaben bleibt die Lage aber angespannt. Schaffen der am 7. März neu zu wählende Präsident und seine Entourage den Turnaround nicht, droht dem FC Barcelona tatsächlich ein Insolvenz-Verfahren.
Der FC Barcelona hat seine Gläubiger Goldman Sachs, Allianz, Barings, Amundi und Prudential laut «El Confidencial» gebeten, ausstehende Schulden zu verschieben, damit der Klub die drohende Insolvenz vorerst vermeiden kann. Noch ist allerdings unklar, ob und inwiefern die Unternehmen einlenken.
Daneben müssen die Kosten drastisch gesenkt werden, das geht vor allem über zwei Wege: Spielerverkäufe und Gehaltseinsparungen. Die Lohnkosten für die Spieler belaufen sich auf 636 Millionen Euro im Jahr, allein der sechsfache Weltfussballer Lionel Messi kostet den Verein über 100 Millionen Euro im Jahr. Die Barça-Spieler verzichteten aber bereits Ende November auf Gehälter von 122 Millionen Euro.
Kommen sie dem Verein nicht erneut entgegen, bleibt nur der Verkauf von weiteren Spielern – Luis Suarez, Arturo Vidal und Ivan Raktic wurden ja bereits abgegeben. Als erstes fällt einem da Lionel Messi ein: Der Argentinier wollte seinen langjährigen Klub bereits vor der aktuellen Saison verlassen, musste aber bleiben. Nun drängt die Zeit für einen Abgang plötzlich: Denn Messi ist im Sommer ablösefrei zu haben. Will Barça neben den Lohneinsparungen noch mehr Profit aus einem Messi-Abgang schlagen, müssten sie ihn bis kommenden Montag (Ende des Transferfensters) loswerden. Das scheint momentan aber eher unwahrscheinlich.
Viel wahrscheinlicher ist, dass bis im Sommer anderes Tafelsilber verscherbelt wird. Antoine Griezmann, Ousmane Dembélé, Philippe Coutinho, Jordi Alba, Frenkie de Jong oder Marc-André ter Stegen sollen auf der Verkaufsliste stehen.
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— FC Barcelona (@FCBarcelona) January 27, 2021
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Das steht momentan noch in den Sternen. Momentan scheint in Spanien auch niemand damit zu rechnen, dass der FC Barcelona wirklich Konkurs gehen könnte. Zwar gibt es ähnliche Fälle in den letzten Jahren, bei den verschuldeten Klubs handelte es sich aber anders als bei Barça nicht um Giganten des spanischen Fussballs.
Wegen Steuerschulden wurde der FC Elche 2015 in die Segunda Division zwangsrelegiert. Während der grossen Pleitewelle im spanischen Fussball 2011 nutzten viele Klubs einen Konkurs als Schlupfloch, da man nach dem Reglement des spanischen Verbandes RFEF während eines laufenden Insolvenz-Verfahrens nicht zwangsrelegiert werden konnte.
Der 2012 durch den Abgang von Klubeigentümer Scheich Abdullah Bin Nasser Al Thani in finanzielle Schieflage geratene FC Malaga, der 2013 noch im Champions-League-Viertelfinal stand, musste bis 2018 stets die besten Spieler verkaufen, um über die Runden zu kommen. 2018 stieg der ausgeblutete Verein sportlich in die Segunda Division ab, in diesem Sommer wurden schliesslich sämtliche Spieler entlassen, damit man sie für einen tieferen Lohn teilweise wieder neu anstellen konnte.
Das scheint momentan ausgeschlossen. Die drei Präsidentschaftskandidaten Joan Laporta, Victor Font und Toni Freixa haben den Wählern allesamt versprochen, dass Barcelona in den Händen der über 100'000 Mitglieder bleiben soll. Der Klub werde weder in eine Sport-Aktiengesellschaft umgewandelt, noch werde man nach potenten Geldgebern suchen.
Der FC Barcelona ist schlichtweg too big to fail.