Damit hat wohl niemand gerechnet: Weltmeister Frankreich verlor gestern das Testspiel gegen den krassen Aussenseiter Finnland mit 0:2. Natürlich trat die Mannschaft von Trainer Didier Deschamps nicht in Bestbesetzung an. Aber auch Finnland liess lediglich eine B-Elf auflaufen, bei der diverse Stammspieler fehlten. Und bei Les Bleus standen mit Olivier Giroud, Paul Pogba, Steven N'Zonzi und Steve Mandanda immerhin vier Weltmeister in der Startelf. Dazu kamen andere bewährte Kräfte aus den europäischen Topligen wie Lucas Digne, Clément Lenglet oder Marcus Thuram.
Letzterer war denn auch einer der Einzigen, die für positive Eindrücke sorgten. Der Gladbach-Stürmer war für drei gute Chancen der Franzosen in der ersten Halbzeit verantwortlich, scheiterte bei seinem Länderspieldebüt jedoch zwei Mal am finnischen Goalie und ein Mal an der Latte. Entsprechend erhielt er auch Lob in den französischen Medien.
«Thuram tat sein Bestes, um Frankreich zu retten», schrieb beispielsweise «Le Figaro». Ins gleiche Horn stiess die Zeitung Le Parisien: «Die Tatsache, dass der Neuling für alles verantwortlich war, sagt mehr über die anderen Spieler als über ihn aus. Er war bereit, seine Mitspieler offensichtlich nicht.»
Die bekannte Sportzeitung «L'Équipe» schrieb auf ihrer Titelseite, dass «alles falsch» gelaufen sei beim Auftritt der Franzosen, die «einen Abend zum vergessen» abgeliefert hätten. Einen Schuldigen haben die Medien auch ausgemacht: «Moussa Sissoko. Er brachte seine Mannschaft mit dem Fehler zum 0:1 in eine schwierige Lage», schrieb eurosport.fr.
Voici la une du journal L'Équipe ce jeudi 12 novembre.
— L'ÉQUIPE (@lequipe) November 11, 2020
Le journal > https://t.co/jjB1e9mXoF pic.twitter.com/ajaMvk1oPU
Aber auch sonst wusste ausser Thuram und Lucas Digne kaum ein Spieler des Heimteams zu überzeugen. «Le Parisien» wurde fast schon poetisch: «Die Spieler schaufelten ihre eigenen Gräber, steckten im Sumpf ihrer individuellen Fehler fest und hielten am offensiven Defizit fest.»
Und Trainer Didier Deschamps? Der sah das Spiel als wertvolle Lektion für seine Mannschaft: «Wir haben eine gute Ohrfeige kassiert. Das Resultat ist logisch, wir haben dem Gegner Selbstvertrauen geschenkt. Ich habe zwar danach immer eine schlechte Nacht, aber manchmal tut eine Niederlage gut, wenn man auf dem Platz die einfachsten Dinge vergisst.»
Derweil jubelte Finnland über einen der grössten Siege in der Geschichte des Nationalteams. «May the Forss and Onni be with you», schrieb der finnische Verband in Anspielung auf die beiden Torschützen auf Twitter.
VOITTO! 🔥 Suomi kaataa hallitsevan maailmanmestarin Pariisissa debytanttien maaleilla. Tämä ilta ei unohdu ihan hetkeen.
— Huuhkajat (@Huuhkajat) November 11, 2020
May the Forss and Onni be with you! 🦉🙏#Huuhkajat #FRAFIN pic.twitter.com/TRb69BVlIb
Was den Abend aus finnischer Sicht noch etwas spezieller machte, ist die Tatsache, dass beide Torschützen gegen Frankreich ihr Länderspieldebüt feierten. «Heute haben wir gezeigt, zu was Finnland in der Lage ist», sagte Marcus Forss, der für die «Eulen» das Skore eröffnet hatte. «Jeder hat seine beste Leistung abgerufen. Wenn wir alle zusammenarbeiten, dann sind solche Erfolge möglich», ergänzte Onni Valakari, der zum 0:2 traf. (abu)