Stéphane Henchoz ist nicht mehr Trainer des FC Sion. Der 45-jährige Freiburger hat am Tag nach dem 0:3 in der 13. Runde der Super League in St. Gallen seine Demission eingereicht. Es war das sechste Meisterschaftsspiel der Sittener in Folge ohne Sieg.
Communiqué officiel de Stéphane Henchoz, à lire ici.
— FC Sion (@FCSion) November 3, 2019
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Mit seiner Demission ist Henchoz wohl einer Entlassung zuvorgekommen. Bereits Anfang Woche hatte er von Präsident Christian Constantin den technischen Koordinator des Vereins, Christian Zermatten, als zusätzlichen Assistenten beziehungsweise eine Art Supervisor zur Seite gestellt bekommen. Constantin selbst hatte dann in St. Gallen ebenfalls auf der Trainerbank Platz genommen. Es waren die Vorboten einer bevorstehenden Trennung. Zermatten dürfte das Team nun am kommenden Sonntag im Auswärtsspiel gegen den FC Zürich interimistisch betreuen, ehe Constantin in der danach folgenden Nationalmannschaftspause einen Nachfolger für Henchoz bestimmen wird.
Wie der FC Sion am Sonntag mitteilte, verzichte Henchoz «auf seinen Vertrag». Dies sei seinem «guten Verhältnis mit dem Walliser Klub und dessen Präsidenten geschuldet», wie der Verein schrieb. In anderen Worten: Der Öffentlichkeit bleibt diesmal eine juristische Schlammschlacht erspart, wie sie einige Vorgänger von Henchoz in den letzten Jahren mit Christian Constantin hatten austragen müssen.
Henchoz hatte im letzten Sommer im FC Sion angeheuert (ein anderes Verb umschreibt die Situation nicht korrekt, wenn der Walliser Verein einen Trainer engagiert), nachdem er Neuchâtel Xamax in der Barrage gegen den FC Aarau zum Ligaerhalt gecoacht hatte. Nach einem bemerkenswerten Saisonstart und nach fünf Siegen in Folge lag der FC Sion am 22. September nach der 7. Runde auf dem 2. Platz – noch vor Meister Young Boys. Doch es folgte umgehend der Absturz. Seither holte Sion in sechs Spielen nur noch einen Punkt, mit teilweise pitoyablen Auftritten wie vor Wochenfrist gegen Aufsteiger Servette oder am Samstag in St. Gallen.
Über die Gründe für die Krise sind sie sich im Wallis nicht einig. Es gibt Beobachter, welche Probleme in Motivation und Engagement ausgemacht haben wollen, was – Zufall oder nicht – terminlich mit der Vertragsauflösung von Valon Behrami einherging. Andere sind überzeugt, dass das zu Beginn hochgelobte Kader masslos überschätzt wurde, weil der talentierten Equipe Führungspersönlichkeiten fehlen. Ausserdem kommen Leistungsträger nicht auf Touren: Pajtim Kasami ist auf dem Platz launisch und dadurch nicht konstant. Seydou Doumbia konnte den Beweis noch nicht antreten, dass er in der Super League auch mit knapp 32 Jahren noch für den Unterschied sorgen kann. Anto Grgic, eine der prägenden Figuren in den ersten zwei Monaten, ist seit Wochen im Formtief.
Vor diesem Hintergrund sind die Abschiedsworte von Henchoz durchaus interessant: «Ich hoffe, dass der FC Sion einen positiven Verlauf der Saison erlebt und dass mein Entscheid die Mannschaft aufweckt. Ich würde mir wünschen, dass die Spieler sich ihres Glücks bewusst werden, das sie haben, weil sie Fussballer sein können», wird Henchoz im Communiqué zitiert. (sda)
Ironisch gemeint?