Viele kennen solche Episoden sogar aus eigener Erfahrung. Während man selbst kaum die Schnürsenkel zusammenbinden konnte, schenkte einem der Gegenspieler, schon zwei Köpfe grösser und mit Bartwuchs ausgestattet, fünf Tore ein. Auch wenn hier vielleicht ein wenig übertriebene Kindheitserinnerungen hineinprojeziert werden. Die alltägliche Problematik der Altersfrage ist ein Dauerthema im Weltfussball.
So war der Kameruner Joseph Minala vor ein paar Tagen in die Medienmaschinerie geraten. Der italienische Spitzenklub Lazio Rom hatte ihn unter Vertrag genommen. Doch bald tauchten Fotos von dem Kameruner auf. Vor allem setzte eine senegalesische Internetseite ein angebliches in Umlauf. «Ich bin nicht 17 Jahre alt, im August werde ich meinen 42. Geburtstag feiern. Ich hoffe, dass mich Lazio trotz allem behält», soll der Spieler erklärt haben. Danach ergoss sich im Zitat von MinalaInternet eine Hämewelle über die Römer.
Joseph Minala, Lazio youth player aged 17..... 😂😂😂 pic.twitter.com/EHzBIF2kLe
— 'Arry (@Hazza1981) 9. Februar 2014
Lazio und Minala dementierten in einer die Gerüchte. Der Serie-A-Club, bestätigte, dass die Geburtsurkunde korrekt sei. Sie drohen mit rechtlichen Schritten. Vielleicht machen die «Laziali» aber trotzdem ein MRT. Nur zur Sicherheit. Stellungnahme
Die BBC hat sich dieser ganzen Thematik angenommen. Vor allem afrikanische Jugendteams sind oft verdächtigt, ältere Spieler in ihren Reihen auflaufen zu lassen. Und oft nicht zu unrecht. Einige Beispiele:
- Neun Spieler (je drei aus Kongo, Elfenbeinküste und Nigeria) wurden im April 2013 bei der afrikanischen U-17 Kontinental-Meisterschaften ausgeschlossen, da sie den MRT-Test nicht bestanden.
- Bei den Asienmeisterschaften 2012 wurden den australischen Funktionäre die Unterlagen der syrischen U-19 Auswahl zugespielt. Dort waren sechs Spieler am 1. Januar 1993 geboren. Der letztmögliche Stichtag. Die ganze Mannschaft hatte im Januar Geburtstag. Ein Schelm wer Böses denkt.
- Aber nicht nur in Afrika oder Asien wird geschummelt. Beim Gewinn der Brasilianer beim WM Youth Cup 2003, der eigentlich für Unter-20-Jährige gedacht ist, spielte mit Carlos Alberto ein 25-Jähriger.
Deshalb ist es Alltag, dass wenn man einen Spieler nach seinem Alter fragt, man zur Antwort kriegt: «Mein Fussballalter oder mein tatsächliches Alter?»
Häufig sind die Protagonisten ein paar Jahre später von der Bildfläche verschwunden. Sie können die Leistung, die sie auf ihrem Jugendniveau gehabt haben, nicht mehr aufrecht halten. Diese Kicker haben dann den wirklich altersgerechten Spielern den Platz weggenommen.
Natürlich ist festzuhalten, dass die Betrüger dies nicht aus Eitelkeit tun, sondern einfach mit der Hoffnung eines jungen Spielers, um einmal Im Ausland spielen zu können. Auch die Trainer sind unter dem Druck, möglichst positive Resultate zu bringen. Oft gibt es auch keine Geburtenregister in den Ländern. Viele wissen gar nicht, wann sie geboren sind.