Claudio Lustenberger hat schon fast alles erlebt in seiner Fussballerkarriere beim FC Luzern. Doch nach über zwölf Jahren kommt es in dieser Saison für ihn zu einer Premiere, einer negativen Premiere. Erstmals seit 2006 vergeht eine Vorrunde in der Super League, ohne dass er ein Spiel für den FC Luzern bestritten hat. Zuerst erlitt er eine Schambeinentzündung, kaum ausgeheilt, plagt ihn nun eine Muskelverletzung.
Doch Lustenberger strahlt im Gespräch Optimismus aus, der 31-Jährige ist überzeugt, bald wieder für den FC Luzern auf dem Platz stehen zu können. Sein Ziel: die Wintervorbereitung. «Ich will mich in der Vorbereitung beim neuen Trainer aufdrängen.»
René Weiler ist bereits Lustenbergers zehnter Trainer beim FC Luzern. Bevor der langjährige Profi auch nur eine Partie unter Weiler bestritt, verlor er nach sechs Jahren sein Captainamt. Die Binde trägt nun Lustenbergers guter Kumpel Christian Schneuwly. Weiler sagte gar öffentlich, dass er wegen der Schwere der Verletzung nicht mehr mit dem langjährigen Linksverteidiger rechne.
Aber vielleicht ist Lustenberger so lange im schnelllebigen Profigeschäft mit dabei, weil er sich von solchen Aussagen eines Trainers nicht unterkriegen lässt. Er sagt: «Es ist René Weilers gutes Recht, zu sagen, dass er nicht mit mir plane. Bei einer solchen Verletzung kann man nicht mit einer raschen Rückkehr planen. Als neuer Trainer ist es normal, dass er dann einfach mit jenen Spielern arbeitet, die fit sind.»
Doch als Beobachter mutet es speziell an, dass Lustenberger während einer Verletzungspause die Captainbinde entzogen wurde. Auch das ist kein Problem für den Routinier: «Intern wurde kommuniziert, dass Chrigu neuer Captain ist», sagt Lustenberger dazu. Und natürlich helfe er seinem Kumpel Schneuwly gerne, stehe unterstützend zur Seite. Ein bisschen Wehmut scheint aber doch dabei zu sein, als er sagt: «Es machte mich enorm stolz, den FC Luzern als Captain aufs Feld zu führen.»
Nach dem Aufstieg 2006 stiess Lustenberger vom SC Kriens zum FCL. Inzwischen hat «CL7» über 400 Partien für den FC Luzern bestritten. Und dann drohte durch eine Verletzung plötzlich das Karrierenende. «Wird FCL-Lustenberger nie mehr spielen?», titelte etwa der «Blick» nach Bekanntgabe der Verletzung. Es wurden Vergleiche gezogen mit Zürichs Flügelspieler Marco Schönbächler, der mit einer ähnlichen Verletzung für anderthalb Jahre ausfiel und bis heute nicht mehr zu seiner Form zurückfand.
Lustenberger sagt, solche Gedanken habe er sich nicht gemacht, und er meint: «Ich finde, man sollte bei Verletzungen mit Vergleichen vorsichtig sein.» Doch zu Beginn sei es schwer gewesen, die Verletzung zu akzeptieren, sagt Lustenberger, der seit Jahren zwar immer wieder kleine gesundheitlichen Probleme hatte, aber von schwerwiegenden Verletzungen verschont geblieben war. «Zu Beginn war Schwimmen das Einzige, was ich durfte», erzählt Lustenberger. Zu jenem Zeitpunkt habe er sich seine Gedanken gemacht – auch über die Fussballerkarriere hinaus. «Ich war sehr weit von der Mannschaft weg, da gibt es schon den Moment, an dem man sich Gedanken zur Zukunft macht. Das ist aber nichts Neues. Wenn man im fortgeschrittenen Fussballeralter ist und eine Familie hat, dann gehört eine solche Planung dazu.» Und doch sei der Rücktritt derzeit nicht nah: «Ich denke überhaupt nicht ans Aufhören.»
Als Lustenberger im Februar dieses Jahres seinen Vertrag beim FCL um ein Jahr bis im Sommer 2019 verlängerte, meinte er: «Ich will dem Verein nicht irgendwann zur Last fallen.» Dies bedeute aber nicht, dass er wegen der jetzigen Verletzungspause die Fussballschuhe an den Nagel hängen wolle. «Als ich wieder ins Mannschaftstraining einsteigen konnte, habe ich gemerkt, wie viel Spass mir der Fussball noch immer macht.» Ob sein im Sommer auslaufender Vertrag verlängert wird, ist derzeit offen.
Eine Partie konnte Claudio Lustenberger dann doch noch bestreiten in dieser Vorrunde: in der 1. Liga. Am 10. November trat er mit der U21 gegen Bassecourt (0:0) an. Eine Partie, die Lustenberger Spass machte: «Es war toll, dass ich 90 Minuten ohne Schmerzen spielen konnte.» Einige Tage später im Training habe es im Oberschenkel gezwickt. Ein Rückschlag, doch nichts Schlimmes: «Nach einer so langen Verletzung kann das passieren. Es ist wichtig, dass ich von der alten Verletzung nichts mehr spüre. Die Muskelblessur sollte schnell ausgeheilt sein.»
Und dann will die Kämpfernatur wieder richtig angreifen.