Spannung herrschte im Spitzenduell der 33. Runde der Super League kaum fünf Minuten. Kemal Ademi (4.) und Samuele Campo (5.) sorgten beim Überraschungsteam der Super League für eine kalte Dusche, lang bevor der St. Galler Fussballplatz mit Beginn der zweiten Halbzeit zum Schauplatz eines kurzen und heftigen Unwetters wurde.
St. Gallen, das in der laufenden Saison den Grundstein zu manchem Sieg in der Startphase gelegt hatte, erhielt vom FCB etwas der eigenen Medizin. Zu viel für das Team von Peter Zeidler, dessen offensive und kräftezehrende Spielweise nicht für englische Wochen gemacht scheint. Dies widerspiegelt sich auch in der unerbittlichen Höhe des 5:0-Schlussresultats.
Die Basler hatten wenige Stunden vor dem Anpfiff in St.Gallen einen positiven Coronatest bei einem ihrer Spieler publik gemacht, mit den von Marcel Koller befürchteten Konzentrationsschwierigkeiten hatte das Gästeteam ganz und gar nicht zu kämpfen. Wie der FCB zwei Fehler des Heimteams innerhalb von 62 Sekunden zum 2:0 ausnützte, war eher ein Plädoyer für die grosse Präsenz des Gastes.
In der 4. Minute schalteten die FCB-Routiniers Valentin Stocker und Fabian Frei nach einem Ballverlust von Victor Ruiz schneller als die Ostschweizer und ermöglichten Kemal Ademi alleine vor dem Tor das 1:0, nur Sekunden später stand der überragende Silvan Widmer mit einem Vorstoss am Ursprung von Samuele Campos 2:0. Kurz vor der Pause hätten die St.Galler nach einer Intervention von Omar Alderete gegen Jérémy Guillemenot gerne einen Penalty gehabt, doch die Pfeife von Schiedsrichter Urs Schnyder blieb stumm.
Die Mannschaft von Marcel Koller startete in der Ostschweiz mit der grösseren Intensität und der feineren Klinge. Während in den Reihen des FCB eine lange Zeit nicht mehr gesehene Aggressivität zu erkennen war, präsentierte sich das Heimteam zu Beginn fehleranfällig und gegen Ende kraft- und mutlos. Unter den Augen von FIFA-Präsident Gianni Infantino gelang es dem FCB, zumindest den Kampf um den 2. Platz in der Super League neu zu entfachen. Der Rückstand auf St. Gallen schmolz drei Runden vor Schluss auf drei Punkte zusammen.
St. Gallen - Basel 0:5 (0:2)
1000 Zuschauer. - SR Schnyder.
Tore: 4. Ademi (Frei) 0:1. 5. Campo (Widmer) 0:2. 57. Ademi (Campo) 0:3. 84. Stocker (Van Wolfswinkel) 0:4. 87. Van Wolfswinkel (Widmer) 0:5.
St. Gallen: Zigi; Hefti (74. Kräuchi), Stergiou, Fazliji, Muheim (82. Rüfli); Quintilla (74. Staubli); Görtler (74. Ribeiro), Ruiz (55. Bakayoko); Guillemenot; Demirovic, Itten.
Basel: Omlin (75. Nikolic); Widmer, Cömert, Alderete (85. Isufi), Van der Werff; Frei, Xhaka; Stocker (85. Ramires), Campo, Pululu (77. Tushi); Ademi (75. Van Wolfswinkel).
Bemerkungen: St. Gallen ohne Babic und Gonzalez (beide verletzt). Basel ohne Cabral (gesperrt), Zuffi, Riveros, Oberlin und Petretta (alle verletzt). 75. Omlin verletzt ausgeschieden. Verwarnungen: 7. Görtler (Foul). 34. Widmer (Foul/im nächsten Spiel gesperrt). 62. Demirovic (Foul). 65. Itten (Foul). 69. Ademi (Foul).
Xamax' Situation im Abstiegskampf der Super League hat sich weiter zugespitzt. Nebst Thun gewann auch Sion sein Spiel der 33. Runde. Die Walliser holten beim schwer angeschlagenen FC Luzern ein 2:1.
Die einen wirft das Coronavirus aus der Bahn, die anderen der brutale Verschleiss der englischen Wochen. Oder: Der FC Zürich hatte die Quarantäne als Störfall, der FC Luzern eine beispiellose Verletzungsmisere. Gegen Sion fehlten dem FCL schon zu Beginn nicht weniger als sieben potenzielle Stammkräfte. Weil sich dann zudem vier Spieler verletzten und Trainer Fabio Celestini die erlaubten drei Wechsel-Gelegenheiten aufgebraucht hatte, mussten die gebeutelten Zentralschweizer ab der 79. Minute zu zehnt spielen.
So gesehen war das 1:2 gegen den stärker werdenden Abstiegskandidaten nichts als logisch und die Steigerung in der zweiten Halbzeit eine besondere Erwähnung wert. Die prekäre Personalsituation blieb aber nicht ohne Auswirkungen. 2:0 führte Sion zur Pause, 2:1 für die Gäste lautete das Schlussresultat. Sandro Theler und Itaitinga trafen für die effizienten Gäste (31./37. Minute), der vor der Pause eingewechselte Salah Azis Binous verkürzte für Luzern nach einer Stunde, ehe er 20 Minuten später mit einer wahrscheinlich schweren Knie- oder Beinverletzung ausschied. Der 19-Jährige, der die Luzerner Offensive sichtbar ankurbelte, war nach einem Sprung wüst umgeknickt.
Den Luzernern konnte zugute gehalten werden, dass sie sich bis zum Umfallen gegen die vierte Niederlage aus den letzten fünf Spielen stemmten. Schliesslich blieb Sion aber doch zum vierten Mal in Folge ungeschlagen und baute seine Reserve auf das Schlusslicht Neuchâtel Xamax auf fünf Punkte aus. Gewinnen die Walliser am Samstag das kapitale Heimspiel gegen Thun – oder verlieren sie zumindest nicht –, sind auch die Chancen intakt, die Barrage zu vermeiden.
Luzern - Sion 1:2 (0:2)
1000 Zuschauer. - SR Tschudi.
Tore: 31. Theler 0:1. 36. Itaitinga (Bamert) 0:2. 59. Binous (Schulz) 1:2.
Luzern: Müller; Lucas (56. Marleku), Bürki, Knezevic; Grether, Schulz, Voca, Emini (34. Kakabadse), Sidler; Matos (43. Binous), Schürpf.
Sion: Fickentscher; Maceiras, Bamert, Ndoye, Theler (76. Facchinetti); Zock, Toma (76. Kabashi), Grgic; Baltazar (88. Ruiz); Kasami, Itaitinga (76. Uldrikis).
Bemerkungen: Luzern ohne Margiotta (gesperrt), Schwegler, Ndenge, Males, Ndiaye, Eleke und Burch (alle verletzt). Sion ohne Abdellaoui (gesperrt), Raphael, Andersson, Luan, Lenjani, Cavaré (alle verletzt) und Stojilkovic (nicht im Aufgebot). 79. Binous fällt verletzt aus, Luzern darf nicht mehr wechseln (drei Wechsel-Gelegenheiten bereits genützt). Verwarnungen: 35. Grether (Foul). 42. Bürki (Foul). 59. Theler (Foul). 88. Fickentscher (Foul).
Der FC Zürich konnte trotz deutlich verbesserten Verfassung seine dritte Niederlage ohne Torerfolg in Serie nicht vermeiden. Die Zürcher verloren in Lugano 0:1. Das lange Zeit klar dominierende Lugano hätte in der ersten Halbzeit deutlicher in Führung gehen können als 1:0. Für den Treffer brauchte es einen Schlenzer von Olivier Custodio aus fast 30 Metern nach einem ungenügend abgewehrten Corner.
Eine Frage vor dem Spiel war, ob sich der FC Zürich nach dem zehntägigen Trainingsverbot etwas vorteilhafter präsentieren würde als beim 0:5 gegen die Young Boys vom letzten Samstag. Der Auftritt war tatsächlich weitaus besser, aber die potentielle Leistungsfähigkeit dürfte noch längst nicht erreicht sein. In der zweiten Hälfte war der Auftritt der Zürcher gefällig. Benjamin Kololli hatte kurz nach der Pause mit einem Pfostenschuss Pech, und abermals Kololli zwang Luganos Goalie Noam Baumann zu einer hervorragenden Parade.
Die Zürcher müssen weiter arbeiten, wenn sie am Samstagabend daheim den vierten Sieg im vierten Duell mit St.Gallen einfahren wollen.
Lugano - Zürich 1:0 (1:0)
1000 Zuschauer. - SR Dudic.
Tor: 36. Custodio 1:0.
Lugano: Baumann; Kecskes, Maric, Daprelà; Yao (76. Jefferson), Sabbatini, Custodio, Guidotti, Lavanchy; Lovric (78. Covilo), Lungoyi (90. Macek).
Zürich: Brecher; Nathan, Hekuran Kryeziu (78. Winter), Mirlind Kryeziu; Rüegg, Sohm (46. Koide), Domgjoni, Kempter; Schönbächler (46. Seiler); Kololli, Kramer.
Bemerkungen: Lugano ohne Holender (gesperrt), Janga, Bottani, Obexer, Pavlovic (alle verletzt) und Gerndt (krank). Zürich ohne Tosin, Marchesano, Mahi (alle verletzt) Omeragic und Janjicic (beide krank). 46. Pfostenschuss Kololli. Verwarnungen: 5. Sabbatini (Schwalbe), 28. Lovric (Foul), 31. Yao (Foul), 52. Seiler (Foul), 70. Domgjoni (Foul), 84. Custodio (Spielverzögerung), 87. Nathan (Foul), 92. Rüegg (Foul). (pre/sda)