Nach dem jüngsten Fall von Rassismus im italienischen Fussball hat sich Romelu Lukaku zu Wort gemeldet. Die Zeitung «Corriere dello Sport» hatte ihn gestern gemeinsam mit dem ebenfalls dunkelhäutigen Chris Smalling aufs Titelblatt gedruckt zur Schlagzeile «Black Friday». Zwar war der Artikel antirassistisch, die Frontseite aber dennoch deplatziert und der Schaden damit angerichtet.
Lukaku äusserte sich am Abend. Er hält fest:
Der belgische Stürmer, der auf diese Saison hin von Manchester United zu Inter gewechselt hatte, bedankte sich bei allen Fans und Journalisten für ihre Unterstützung. Auch Roma-Verteidiger Chris Smalling äusserte sich gestern Abend:
Smalling bedankte sich bei seinem Klub für die Rückendeckung. Die AS Roma gab in einem gemeinsamen Communiqué mit der AC Milan bekannt, die Zeitung zu boykottieren. «Wir alle stehen in der Verantwortung, genau abzuwägen, welche Worte wir verwenden», heisst es. «Roma und Milan haben deshalb entschieden, den ‹Corriere dello Sport› bis Ende Jahr von den Trainings zu verbannen und die Spieler werden für Anfragen der Zeitung nicht zur Verfügung stehen.» Die beiden Klubs seien sich bewusst, dass der Artikel an sich eine antirassistische Botschaft vermittelt habe. Deshalb gelte der Boykott auch nicht länger. So ist er als Denkzettel zu verstehen.
Der Chefredaktor des Blatts hatte Schlagzeile und Artikel schon gestern verteidigt. «Schwarzer Freitag» sei eine Eloge auf die Unterschiede: «Ein unschuldiger Titel, der perfekt argumentiert wird, wird von denen, die das Gift im Inneren haben, in Gift verwandelt.» Die Antirassismus-Organisation FARE hingegen befand, Medien würden mit solchen Schlagzeilen nur Rassismus schüren.
Die Zeitung hat das Thema heute nochmals prominent aufgegriffen. Auf der Titelseite zeigt sie Ausrisse anderer Medien und fragt gross: «Rassistisch für wen?» Beim «Corriere dello Sport» handle es sich schliesslich um eine Zeitung, die sich in den vergangenen Wochen durch eine antirassistische Kampagne ausgezeichnet habe. «Trotz alledem wurde ein beispielloses Lynchen in Gang gesetzt.»
"Razzista a chi?" - di Ivan Zazzaroni https://t.co/l14VLGO8VD
— Corriere dello Sport (@CorSport) December 6, 2019
Der Chefredaktor warf denjenigen, die «Rassismus» rufen, vor, Lachse zu sein, «die zum Strom des akzeptierten Moralismus und der Heuchelei zurückkehren.» Nur vier Serie-A-Klubs hätten Solidaritäts-Tweets für die «Opfer» gepostet. Der Zeitung sei die Gelbe Karte gezeigt worden (der Boykott), aber gleichzeitig sei dabei daran erinnert worden, ein antirassistisches Blatt zu sein. Er sieht darin einen Widerspruch und schliesst mit dem Hinweis: «Achtung: Auch im Leben gibt es den VAR.»
Heute Abend (20.45 Uhr) im San Siro soll es um Fussball gehen. Roma-Verteidiger Smalling versucht, seinen ehemaligen Teamkollegen bei Manchester United zu stoppen. Lukaku erzielte zehn Tore in 14 Serie-A-Einsätzen und ist damit massgeblich daran beteiligt, dass Inter Mailand die Tabelle anführt.