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FCZ-Boss Ancillo Canepa: Fussball ohne Fans bedroht die Schweizer Teams

Der Praesident des FC Zuerich Ancillo Canepa beim Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Luzern und dem FC Zuerich vom Sonntag 27. August 2017 in Luzern. (KEYSTONE/Urs Flueeler)
Ancillo Canepa blickt in eine düstere Zukunft.Bild: KEYSTONE

FCZ-Präsident Canepa: «Geisterspiele bis Ende Jahr würden viele Klubs nicht überleben»

Der Schweizer Fussball steht wegen des Coronavirus still. Eine Wiederaufnahme ist noch nicht in Sicht. Die Planungsunsicherheit macht Ancillo Canepa sorgen – denn für einige Teams könnte die Krise existenzbedrohend sein.
20.04.2020, 10:2620.04.2020, 13:15
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Aufgrund des Coronavirus steht der Schweizer Fussball schon seit fast zwei Monaten still. Wann der Betrieb in der Super League wieder aufgenommen wird, ist auch nach den letzten Angaben des Bundesrats zur Lockerung des Lockdowns noch unklar.

Diese Ungewissheit bereitet einigen Schweizer Fussball-Funktionären Sorgen. So auch Ancillo Canepa. Der Präsident des FC Zürich zeigt sich im Interview mit dem «Tages-Anzeiger» enttäuscht darüber, dass er nach wie vor keine Planungssicherheit hat. «Die Sorgen haben massiv zugenommen», so Canepa. «Wieder sind zwei Wochen vergangen, in denen nichts passiert ist. Am Donnerstag wurde wieder nichts beschlossen, an dem wir uns hätten orientieren können.»

ARCHIV - ZUR ENTSCHEIDUNG DES BUNDESRATS, WEGEN DES CORONAVIRUS ALLE OEFFENTLICHEN GROSSVERANSTALTUNGEN MIT MEHR ALS TAUSEND TEILNEHMERINNEN UND TEILNEHMERN BIS ZUM 15. MAERZ 2020 ZU VERBIETEN, STELLE ...
Ein leeres Stadion sorgt für finanzielle Sorgen bei den Clubs.Bild: KEYSTONE

Canepa hat Angst, «Bundesbern» sei bereit, so lange abzuwarten, bis die Klubs in Zahlungsunfähigkeit geraten. Dies könne nicht die Lösung sein, findet der FCZ-Präsident: «Was offenbar auch unterschätzt wird: Allein die Swiss Football League generiert eine jährliche Wertschöpfung für andere Branchen und Unternehmen von rund 800 Millionen Franken. Damit verbunden sind auch rund 4000 Arbeitsplätze.»

Die realistischste Lösung ist momentan, dass die Saison, wenn überhaupt, ohne Zuschauer zu Ende gespielt werden muss. Auch diese Vorstellung macht Canepa zu schaffen: «Der Einnahmeausfall ist die eine Seite, die andere die hohen Kosten, die auch bei Geisterspielen anfallen werden. Pro Spiel geht es um einen mittleren sechsstelligen Betrag.»

Zu viele Geisterspiele sind nicht zu verkraften

Noch prekärer sähe die Lage aus, wenn bis Ende 2020 keine Zuschauer ins Stadion mehr dürfen. Canepa erklärt: «Aus heutiger Sicht und ausgehend von den aktuellen Rahmenbedingungen ist das ein Worst-Case-Szenario, das wir und viele andere Klubs nicht überleben würden. Fehlende Umsätze, auch in den Bereichen Werbung und Sponsoring, führen zu massiven Verlusten, dadurch wird das Eigenkapital aufgebraucht. Das heisst, es droht Überschuldung und Illiquidität.»

Sollte dieses Szenario eintreffen, würde sich beim FCZ die Frage stellen, wer für die nötige Kapitalerhöhung aufkommen könnte. Darauf hat Canepa noch keine Antwort: «Aus meiner Sicht nicht diejenigen, die diese Situation nicht verursacht haben. Die Familie Canepa hat bereits einmal mehr Zuschüsse und Bürgschaften geleistet. Aber für uns persönlich ist irgendwann das Ende der Fahnenstange erreicht.»

Ginge es nach Canepa, sollte der Fussballbetrieb so bald wie möglich wieder aufgenommen werden. Das Wunschszenario wäre, die Saison Anfang Juni mit Geisterspielen fortzusetzen und ab der Saison 2020/21 im August oder September wieder Fans ins Stadion lassen zu können. (dab)

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12 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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zellweger_fussballgott
20.04.2020 12:01registriert November 2017
Ich rate GC eine Consulting-Abteilung aufzubauen. Gibt es in nächster Zeit Geisterspiele werden sich wohl alle Schweizer Vereine beim ehrwürdigen Rekordmeister melden und nach Tipps und Tricks im Umgang ohne Zuschauer fragen. Seien diese auf finanzieller, mentaler oder stimmungstechnischer Ebene.
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