Gelingt YB die Titelverteidigung? Die Antwortsuche beginnt heute um 19 Uhr.Bild: KEYSTONE
Zum Start der neuen Super-League-Saison hat sich die «Schweiz am Wochenende» mit jedem der zehn Klubs beschäftigt – Exponenten geben Antworten auf die dringendsten Fragen
21.07.2018, 15:5421.07.2018, 16:18
Ein Artikel von Schweiz am Wochenende
Gelingt YB die Titelverteidigung?
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Steve von Bergen
Spieler Young Boys
«Das kann niemand voraussagen. Aber wenn du als amtierender Meister in eine Saison steigst, willst du den Titel nicht abgeben. Die Saison ist sehr lang. Da kann vieles passieren. Wir sind froh, dass wir bisher unser Kader gut zusammenhalten konnten. So blieb das Grundgerüst und auch unser Teamspirit bestehen.
Wir sind aber keine Träumer und wissen, wie schwierig die Saison der Bestätigung ist. Es ist eine riesige Herausforderung, eine solche Spielzeit, wie wir sie hatten, wiederholen zu können. Wichtig wird es sein, dass wir in die Zukunft schauen und nicht mehr an den errungenen Meistertitel denken. Denn wir haben ihn angemessen gefeiert, aber nun können wir uns davon nichts mehr kaufen.
Ich gehe von einem langen Titelkampf aus. Es wäre auch spannend, wenn die Meisterschaft länger ausgeglichen wäre und vielleicht noch ein drittes oder viertes Team oben mitmischen könnte. Unser neuer Trainer, Gerardo Seoane, hat viele eigene Ideen. Er legt viel Wert auf das taktische Grundverständnis und auf die Kommunikation. Aber ich finde es auch gut, dass er nicht gleich alles verändern will. Wir wissen, dass wir schwierig zu besiegen sind – das gibt uns ein sehr gutes Gefühl.»
(ssl)
Warum erobert sich der FCB den Thron zurück?
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Marco Streller
Sportchef FC Basel
«Als FC Basel kann man nie in eine Saison
gehen und sagen, dass man Zweiter werden
will. Das entspricht nicht unserem Naturell.
Wir haben Respekt vor der Konkurrenz,
speziell vor YB. Das war auch vergangene
Saison der Fall. Ich will nicht zu viel über
den Gegner reden. Aber wir wissen, wie es
ist, wenn man als Meister in eine Saison
geht.
Wir kennen die Probleme, sie noch nicht. Wie sie damit umgehen werden, weiss ich nicht. Der Transfermarkt nimmt jetzt Fahrt auf, wir haben aber das Gröbste schon hinter uns. Wir hatten drei grosse Abgänge, aber in unseren Augen haben wir diese ersetzt. Und zwar mit Stammspielern. Jonas Omlin war Fixstarter in der Super League, Aldo Kalulu war es in der Ligue 2 und Silvan Widmer über Jahre in der Serie A. Dass wir Widmer holen konnten, ist ein Transfercoup.
Hinzu kommt, dass die Spieler, die wir im Winter geholt haben, jetzt weiter sind. Genau deshalb haben wir sie ja bereits damals geholt. Wir sind uns bewusst, dass wir liefern müssen. Wir haben aber auch genug Selbstvertrauen, um zu sagen, dass wir das tun werden. Die Saison ohne Titel hat uns im Stolz verletzt und auch wieder etwas demütiger werden lassen. Und hungriger. Es ist das oberste Gebot, den Pokal zurückzuerobern. Dem wird alles untergeordnet.»
(cfe)
Wie schlimm sind die Folgen des Ausverkaufs beim FCL?
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Bernhard Alpstaeg
Investor FC Luzern
«Wir haben einen guten Trainer und gute
Spieler, welche die vergangene Saison
immerhin auf dem dritten Platz beendeten.
Salvi hat Omlin, der in Basel zuerst noch
beweisen muss, dass er für diesen Schritt
bereit ist, im Tor ersetzt. Sonst ist unser
Kader praktisch dasselbe wie im vergangenen
Jahr. Ich bin überzeugt von Weiler,
er wird sicher einen ähnlichen Weg gehen
wie Seoane – und nicht einen solchen wie
Babbel.
Ich glaube, mit Weiler werden wir
eine gute Zusammenarbeit haben. Dass
Weiler Verstärkungen im Sturm und in
der Aussenverteidigung gefordert hat, ist
Sache des Sportchefs. Er muss die Mannschaft
im Rahmen unserer Möglichkeiten zusammenstellen. Fest steht: Das Budget
halten wir ein. Schliesslich ist es uns mit
dieser klaren finanziellen Vorgabe besser
gelaufen als zuvor.
Es wird behauptet,
dass wir, ohne 15 Millionen Franken ins
Team zu stecken, keine Chance hätten, so
weit nach vorne zu kommen. Wir setzen
den bescheidenen Weg fort, so wie das zur
Innerschweiz passt; ein Stück fleissiger
sein als andere und immer auf dem Boden
bleiben. Jetzt kommt dann bald aus, ob
wir im Herbst europäisch spielen. Auch
in diesem Punkt bin ich guter Dinge, dass
wir unser Ziel erreichen. In der Gruppenphase
der Europa League ist viel Geld
zu verdienen.»
(dwy)
Geht der Höhenflug beim FCZ nach dem Cupsieg weiter?
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Marco Schönbächler
Spieler FC Zürich
«Klar ist: Wir wollen uns nach vorne orientieren,
die beiden Grossen, FCB und YB,
ein bisschen nerven. Die Gedanken an den
Cupsieg haben wir jetzt beiseite gelegt.
Ich spüre, dass etwas am Wachsen ist bei
uns. Mit Magnin und Van Eck haben wir
ein Trainergespann, das gut harmoniert,
eine klare Idee verfolgt und heiss auf Erfolg
ist. Wenn es im Training nicht so
läuft, wie sie es sich vorstellen, kann es
auch mal sehr laut werden. Der FCZ will
Fussball spielen – nicht Fussball arbeiten.
Zudem haben wir ein breites Kader, der
Konkurrenzkampf ist da, auch die vielen
Jungen werden gefordert sein und sich
beweisen können. Ich habe meinen Vertrag
auch dank Magnin verlängert. Er
wollte mich unbedingt behalten, gibt mir
Vertrauen. Nach den vielen Verletzungen
war der Cupfinal für mich ein tolles Dessert.
Ich durfte nach einer schwierigen Zeit
noch einige Minuten auf dem Platz stehen.
Das ganze Team hat schon zwei, drei Tage
vor dem Final gespürt, dass wir gute
Chancen haben, den Cup zu holen. Magnin
hat uns heiss gemacht, einige grossartige
Ansprachen gehalten. Die Feier auf dem
Helvetia-Platz war unvergesslich. Ganz
anders als vor zwei Jahren. Damals wollten
uns ein paar hundert Fans sehen, der
Frust nach dem Abstieg überwog. Nun
ist die Euphorie zurück.»
(ewu)
Wie gefährlich ist es, in der Ostschweiz Champagner-Fussball zu fordern?
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Matthias Hüppi
Präsident FC St.Gallen
«Gefährlich ist das falsche Wort. Dass
vom FC St.Gallen in der Bevölkerung
viel erwartet wird, ist uns bewusst. Fussball
ist in der Ostschweiz sehr wichtig,
und deshalb ist auch eine Erwartungshaltung
da, die nicht immer einfach zu
erfüllen ist. Wir wollen diese Erwartungshaltung,
die sicher in Richtung
Champagner-Fussball abzielt und aufgrund
unseres hohen Anspruchs auch
gerecht ist, aber längerfristig erfüllen
können.
Das geht aber nicht von heute
auf morgen. Sportlich geht es vorerst
darum, die sportlichen Schwankungen,
die beim FC St.Gallen zu einer Art
«Markenzeichen» im negativen Sinn geworden
sind, durch Konstanz zu ersetzen.
Dies braucht Zeit, Geduld und
viel Engagement. Wichtig ist, dass wir
als neu eingesetzte Crew zusammen
agieren und keinen Sololauf aufführen.
Mit der Verpflichtung von Peter Zeidler
als Trainer haben wir einen ersten
Schritt gemacht. Denn er ist bekannt
dafür, dass er einen mutigen, dynamischen
und offensiven Fussball spielen
lässt, der den Zuschauern sicherlich
Freude bereiten wird. Und wir wollen zu
Hause eine Macht werden, sodass auch
Spitzenteams wie YB und Basel Mühe
haben, hier im Kybunpark Punkte mitzunehmen.»
(ssl)
Warum schafft es Thun, nicht abzusteigen?
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Dennis Hediger
Spieler FC Thun
«Weil wir als Team mit überdurchschnittlich
viel Disziplin, Mentalität und Teamgeist
überzeugen. Es ist kein Geheimnis,
dass diese Tugenden den FC Thun Jahr
für Jahr stark machen. Wir wissen, woher
wir kommen, was wir leisten müssen und
investieren schon in der Vorbereitung
sehr viel Zeit und Arbeit, damit diese
Tugenden gefördert werden. Die Spieler,
die beim FC Thun sind, kennen sich gut.
Die Begegnungen sind von gegenseitigem
Respekt geprägt. Daraus folgt,
dass wir eine Einheit auf dem Feld sind
und jeder für den anderen kämpft. Ich
mit der Captainbinde gehe da mit gutem
Beispiel voran und versuche, dieses
Selbstverständnis täglich vorzuleben.
Der Thuner Geist bleibt auch hier, wenn
uns ein Spieler verlässt. Wir verlieren
unsere Identität nicht.
Dazu stimmt
mich die Vorbereitung optimistisch, wir
hatten mit 26 Feldspielern jede Position
mindestens doppelt besetzt und somit
einen gesunden Konkurrenzkampf, der
ausgeprägter ist als vergangene Saison,
wo wir mit Verletzungen viel Pech hatten.
Ich kann mir jedenfalls gut vorstellen,
dass der Abstiegskampf auch in dieser
Saison hart und lang wird – mit vielen
involvierten Teams und mit einem FC
Thun, der sich auch am Ende dieser Saison
in der Super League hält.»
(ssl)
Gelingt es Lugano, die Konkurrenz zu überraschen?
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Marc Janko
Spieler FC Lugano
«Wenn wir auf die vergangene Saison
zurückschauen, stellt man schnell fest: So
schön und historisch die Europa League
für Lugano war, irgendwie hat sie uns auch
das Genick gebrochen. Dieses Phänomen
ist immer wieder zu sehen, nicht nur in
der Schweiz. Ein kleiner Klub muss
plötzlich die Doppelbelastung verkraften
– dann wird es schwierig. Es geht nicht
einmal um die 90 zusätzlichen Minuten
pro Woche auf dem Platz.
Aber die Erholungszeit
ist kürzer, das Reisen ist mit
Strapazen verbunden. Und das muss
dann eine Mannschaft erst einmal auffangen
können, vor allem wenn die
Breite im Kader nicht so gross ist. Dies
gepaart damit, dass Klubverantwortliche
häufig meinen, dass man als Verein
weiter sei, als es tatsächlich der Fall ist,
führt dazu, dass einen die Realität
schnell einholt.
Wir konnten uns zum
Glück doch noch einigermassen souverän
retten. Dem 1. FC Köln ist das in der
Bundesliga beispielsweise nicht gelungen.
Genauso häufig ist zu beobachten, dass
manche Vereine dann nach einer
schwierigen Saison wieder mehr Erfolg
haben, wenn sie aus der Krise rausgefunden
haben. Darauf hoffe ich natürlich
auch bei uns. Gewissheit gibt es im
Fussball selten, aber ich vertraue auf
unsere Stärken.»
(ewu)
Nimmt das Chaos bei GC endlich ein Ende?
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Thorsten Fink
Trainer Grasshoppers
«Davon bin ich überzeugt. Wir haben
mehr Ruhe. Mir redet bei der Arbeit keiner
rein. Und wenn ein Verein die Ruhe bewahrt,
dann kommt das in den meisten
Fällen gut. Wir sprechen lieber über die
Zukunft als über die vergangene Saison.
Die war nicht gut, das ist allen bewusst.
Aber nun beginnt eine neue Geschichte.
Eines ist mir besonders wichtig: Ich
möchte alle Spieler mit Respekt behandeln.
Die Jungs sollen stets wissen,
woran sie sind. Zwischenfälle wie vergangene
Saison soll es nicht mehr geben.
Wir wollen frech spielen. Wir wollen nach
vorne spielen. Und am Ende auf einem
Europa-League-Platz und natürlich vor
dem FCZ stehen. Wichtig wird vor allem
sein, welchen Charakter wir zeigen. Wie
wir mit Niederlagen umgehen. Und auch,
dass wir uns nicht nur der Stärken, sondern
auch der Defizite bewusst sind und
gezielt daran arbeiten.
Mit YB, FCZ und
Basel stehen uns zu Beginn gleich drei
Knaller-Partien bevor. Wobei ich lieber
gegen die guten Gegner spiele, bevor
sie ins Rollen kommen. Ein Meister hat
zum Auftakt einiges zu verlieren. Wir
wollen es nutzen, sollte YB schwächeln.
Das Grundgerüst unseres Teams steht, die
eine oder andere Verstärkung kommt wohl
noch dazu. Wir tendieren zur Jugend,
aber nicht zum Wahnsinn.»
(ewu)
Wie lange bleiben Sie beim FC Sion im Amt?
Bild: KEYSTONE
Maurizio Jacobacci
Trainer FC Sion
«Wenn wir an unsere guten Leistungen
der Rückrunde anknüpfen, noch lange. Ich
weiss natürlich, dass Sion ein spezielles
Pflaster ist. Der Präsident hat aber genau
verfolgt, wie intensiv und gut wir in den
vergangenen sechs Wochen gearbeitet
haben. Ich hoffe, dass unsere harte Arbeit
Früchte trägt und Constantin auch dann
eine gewisse Geduld aufbringt, wenn die
Resultate nicht sofort stimmen. Ich bin
aber zuversichtlich. Nicht nur wegen
unserer guten Leistung beim 2:0-Sieg
am Mittwoch im Test gegen Inter Mailand.
Ich konnte im Gegensatz zum vergangenen
Winter die gesamte Vorbereitung
leiten und kann meine Mannschaft
besser einschätzen. Wir haben zwar neun
Zugänge, aber das Gerüst wird von
Spielern gebildet, die schon da waren. Ich
denke, dass gegen Lugano acht Feldspieler
auflaufen werden, auf die das zutrifft.
Weil die Goalies Mitrjuschkin und
Fickentscher verletzt sind, wird der von
Saint-Etienne gekommene 20-jährige
Maisonnal vorderhand das Tor hüten.
Unsere neuen Spieler sind grösstenteils
noch sehr jung. Man sieht jedoch, dass
sie Qualität haben. Und vielleicht ist ja
einer wie Cunha dabei. Wir konnten den
19-Jährigen nach nur einem Jahr in Sion
für 15 Millionen Euro an RB Leipzig
weiterverkaufen.»
(br)
Wie gelingt der Ligaerhalt als Aufsteiger
Bild: KEYSTONE
Christian Binggeli
Präsident Neuchâtel Xamax
«Ganz einfach: Wir wollen möglichst viele
Heimspiele gewinnen und auch auswärts
gute Resultate erzielen. Dafür müssen wir
hart arbeiten – und gelegentlich auch in
die Kirche gehen. Unser Herzblut hat
uns schon weit gebracht. Wir werden
Spielstil und Mentalität beibehalten und
das Beste aus unseren bescheidenen
finanziellen Mitteln machen. Unser Budget
konnte dank den Fernsehrechten
und der Anhebung diverser Mitgliederbeiträge
bereits von 4,5 auf 7,5 Millionen
Franken erhöht werden.
Trotzdem sind
wir stets auf Sponsorensuche und setzen
in der Kaderplanung auf Leihspieler und
solche, die nicht primär wegen des Geldes
hier sind. Die meisten unserer Spieler
kommen aus der Umgebung, der Teamspirit
stimmt. Wie wir immer sagen: ‹Wir
haben vielleicht nicht die besten Spieler
der Super League, aber wir haben eine
Seele.›
Das Langzeitziel bleibt der
Schweizer-Meister-Titel, das war es
schon immer. Seit wir den Aufstieg in die
2. Liga interregional geschafft haben,
trainieren wir so wie jetzt. Ich bin zuversichtlich,
dass wir uns mit viel Disziplin,
Bescheidenheit und ein wenig Glück in
der höchsten Liga halten können. Und
wer weiss, vielleicht steht in ein paar
Jahren der Schweizer Pokal auf meinem
Schreibtisch.»
(nha)
Fussballer im Büro
Video: watson/Angelina Graf
GC, Basel und? Diese Klubs wurden schon Schweizer Meister
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GC, Basel und? Diese Klubs wurden schon Schweizer Meister
Grasshopper Club Zürich: 27-mal Meister, zuletzt 2003.
quelle: keystone / paolo foschini
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