Am 18. September soll die neue Bundesliga-Saison beginnen. Zum zweiten Mal ist dann auch Union Berlin mit dabei, nachdem der Zürcher Aufstiegstrainer Urs Fischer die Mannschaft ziemlich souverän zum Klassenerhalt geführt hatte.
Doch in welchem Rahmen können Bundesliga-Spiele im Herbst stattfinden? Werden es Geisterspiele, so wie nach dem Restart nach der Corona-Zwangspause? Können – wie in der Schweiz – ganz wenige Zuschauer dabei sein? Oder kann schon bald wieder vor vollem Haus gespielt werden?
Auf das letzte Szenario hoffen wohl alle Klubs. Schliesslich gehen ihnen jede Menge Zuschauereinnahmen durch die Lappen. Union Berlin hat deshalb ein Konzept vorgestellt, wie es sein Stadion wieder mit 22'000 Fans füllen möchte. Eine ausverkaufte Alte Försterei – ohne Abstandsregelung, ohne Maskenpflicht.
Die Idee: Jeder, der ins Stadion will, muss einen negativen Corona-Test vorlegen können. Dieser darf nicht älter als 24 Stunden sein.
Union-Präsident Dirk Zingler erläuterte, dass das Stadionerlebnis mit Abstand nicht funktioniere, «und wenn wir nicht singen und schreien dürfen, dann ist es nicht Union.» Ihm ist bewusst, dass die Umsetzung des Konzepts eine grosse organisatorische und wirtschaftliche Herausforderung darstellt.
Der Klub wird laut Zingler für die Kosten selber aufkommen – für die Tests wären pro Spiel rund eine Million Euro fällig. «Uns geht es darum, den Menschen den Fussball zurückzugeben, den sie lieben und nach dem sie sich sehnen», so der Präsident von Union Berlin. Er betonte, dass man dabei auch an diejenigen denke, die im und um das Stadion herum Arbeit haben, wenn ein Spiel ansteht. Sein Klub biete an einem Spieltag rund 1000 Mitarbeitern die Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Unions Mediensprecher Christian Arbeit sagte dem «Spiegel», dass die geltenden Regeln nicht in Stein gemeisselt seien. «Was ich erlassen kann, kann ich auch wieder aufheben, ich kann auch eine Ausnahmeregelung gewähren.» Denn eigentlich sind in der deutschen Hauptstadt Berlin Grossveranstaltungen mit über 5000 Personen noch bis Ende Oktober verboten.
Trotzdem wollte Berlins Sportsenator Andreas Geisel dem Union-Vorschlag nicht vorschnell eine Absage erteilen. Man werde zumindest darüber diskutieren und das Konzept auf seine Tauglichkeit prüfen. In der «Berliner Morgenpost» hielt Geisel indes fest: «Es sollte keine unterschiedlichen Lösungen innerhalb der Bundesliga geben.»
Das Problem: Auch wer tags zuvor negativ getestet wurde, kann sich bis zum Anpfiff infizieren und danach im Stadion andere Zuschauer anstecken. Zudem gibt es eine gewisse Fehlerquote bei den Tests oder das Virus ist zwar bereits im Körper eines Getesten, kann aber noch nicht nicht nachgewiesen werden.
Union-Sprecher Arbeit sagte im «Spiegel», man beziehe sich dabei auf das Konzept zur Sonderspielregelung, das Bundesliga-Partien wieder zugelassen hatte: «Da wurde anerkannt, dass man in den ersten 24 Stunden nach einer Infektion noch nicht infektiös sei.»
Selbst wenn das Konzept bewilligt würde, steht Union Berlin vor einer logistischen Herkulesaufgabe. Gemäss dem deutschen Laborverband ALM können die Labore in Berlin und Brandenburg derzeit täglich rund 12'000 Tests durchführen. Also nur rund die Hälfte der Anzahl, die nötig wäre, um jeden Besucher der Alten Försterei zu testen. Und es müssen ja noch eine Menge anderer Menschen getestet werden. Der Humantoxikologe Prof. Dr. Gregor Luthe sagte aber der «Bild», dass 22'000 Tests möglich seien, nämlich dann, wenn man mehrere Proben auf einmal testen würde. Proben würden nur dann einzeln geprüft, wenn der Sammeltest angeschlagen habe.
Wie geht unser aller Leben weiter? Wie und wie bald können wir zu einem Alltag zurückkehren, der uns bekannt und lieb war mit all seinen Freiheiten? Darum geht es im Kern, wenn Union Berlin nun die Rückkehr zu Spielen mit Fans plant. Christian Arbeit, der Sprecher des Bundesligisten, sprach aus, was derzeit die Menschheit auf der ganzen Welt beschäftigt: «Wir können uns doch nicht dauerhaft damit abfinden, zukünftig alles mit 1,5 Meter Abstand stattfinden zu lassen.»
aber es geht halt nicht immer alles