Am Mittwoch hat die deutsche Regierung grünes Licht gegeben: Noch im Mai nimmt die Bundesliga als erste der grossen europäischen Fussball-Ligen ihren Betrieb wieder auf. Bei den Protagonisten sind die Meinungen darüber allerdings gespalten. Während viele Fussball-Funktionäre den Entscheid begrüssen, machen sich Mediziner und Gesundheitsspezialisten Sorgen.
Der ehemalige Bayern-Boss freut sich darüber, dass die Saison doch noch beendet wird. Ein Abbruch hätte gewisse Vereine finanzielle Probleme bereiten können, argumentiert Hoeness in der Sendung «Sport im Abseits» von «BR24». «Für den einen oder anderen wäre es eng geworden», so Hoeness.
Der Ehrenpräsident der Bayern vermutet, dass Sponsoren unter Umständen hätten aussteigen können: «Wenn es keine sogenannten Geisterspiele gegeben hätte, und wenn nicht der Sender Sky sich grosszügig gezeigt hätte, sein Fernsehgeld möglicherweise doch zu bezahlen, dann wäre vielleicht der ein oder andere Sponsor gekommen und hätte gesagt: ‹Wenn keine Spiele im Fernsehen sind, dann muss ich über meine Honorarzahlungen nachdenken.›»
Watzke ist in erster Linie zufrieden, dass in Deutschland erste Schritte zur Normalität gemacht werden können. Das habe man den Bürgern zu verdanken, sagt er gegenüber der vereinseigenen Homepage.
🗯 Hans-Joachim #Watzke nimmt zur Entscheidung der Politik, der @Bundesliga_DE auf Basis des Konzeptes der @DFL_Official eine Rückkehr in den Spielbetrieb zu ermöglichen, wie folgt Stellung:
— Borussia Dortmund (@BVB) May 6, 2020
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Wie Hoeness findet auch Watzke, eine Fortsetzung mit Geisterspielen sei die bestmögliche Lösung: «Vor leeren Rängen spielen zu müssen, ist gerade für einen Verein wie den BVB, eine enorme Herausforderung. Die Bundesliga so lange ruhen zu lassen, bis wieder Zuschauer in die Stadien dürfen, wäre für die Vereine wirtschaftlich allerdings nicht durchzuhalten gewesen.»
Auch der ehemalige Star der deutschen Nationalmannschaft ist erfreut darüber, dass es bald weitergeht. Es werde den Leuten gut tun, so Matthäus gegenüber «Sky Sport»: «In Deutschland sind viele Leute fussballinteressiert. Es ist wichtig, nicht nur über das Virus zu sprechen. Der Fussball wird den Leuten gut tun, dafür sorgen, dass wir wieder andere Gesprächsthemen haben. Der Fussball ist eine sehr gute Medizin für die Psyche.»
Falls der Neustart richtig umgesetzt wird, ist Matthäus überzeugt, dass die Bundesliga so auch eine Vorbildfunktion für andere Länder übernehmen könnte. «Wenn es funktioniert, werden sich viele an der Bundesliga orientieren. Wie man die Voraussetzungen schafft, um den Spielbetrieb aufzunehmen. Das ist eine Riesenaufgabe, die man stemmen muss», so der 59-Jährige.
In einem Kommentar auf «11 Freunde» schreibt Nussdorfer, die Fortsetzung der Bundesliga sei ein notwendiger Schritt, auch wenn er sich falsch anfühle. Der Journalist widerspricht zwar etwa Ralf Rangnick, der behauptet, eine Fortsetzung könne für die ganze Menschheit wichtig sein. Allerdings sieht Nussdorfer eine konkrete Gefahr darin, dass viele Arbeitsplätze gefährdet seien. «Für die Zukunft sollte der Profifussball hieraus die richtigen Lehren ziehen und ein Umdenken einleiten», fordert der Journalist deshalb.
Bei Werder ist man grundsätzlich zufrieden, dass bald wieder Fussball gespielt werden kann. Allerdings setzt sich Geschäftsführer Baumann dafür ein, dass der Neustart nicht schon am 15, sondern am 23. Mai erfolgt. «Wir folgen hier auch den Empfehlungen, die an die Politik gegeben worden sind und die ein rund zweiwöchiges Mannschaftstraining vor dem Saisonstart vorsahen», so Baumann auf der Vereins-Homepage.
Zudem sei es fairer, die Fortsetzung nach hinten zu verschieben. So konnte in Bremen zuletzt noch nicht trainiert werden, an anderen Orten hingegen schon. Baumann erklärt: «Ein früherer Start der Liga würde für uns einen deutlichen Wettbewerbsnachteil darstellen, da an anderen Standorten bereits seit Wochen in zum Teil deutlich grösseren Gruppen als in Bremen trainiert werden konnte.»
Lauterbach gehört zu den schärfsten Kritiker der Bundesliga-Fortsetzung. Der Gesundheitswissenschaftler zeigt sich gegenüber «t-online» unzufrieden: «Der Beschluss zur Bundesliga ist enttäuschend und falsch, ich bedauere ihn sehr», so Lauterbach, der anfügt, das Hygienekonzept funktioniere nicht.
Zudem ärgert sich Lauterbach darüber, dass es den Teams dabei nur ums Geld gehe: «Es ist keine sportliche Entscheidung, sondern eine rein kommerzielle, um Sponsorenverträge nicht zu verlieren.» Dabei setze man die Spieler einem Risiko aus – denn auch junge Menschen können durch das Virus gefährdet sein.
Ähnliche Sorgen wie Lauterbach hat auch Wilhelm Bloch. Der Mediziner warnt in der «Sportschau» der «ARD» vor den schwerwiegenden Folgen, welche eine Infektion auf Sportler haben könne. «Ein Sportler sollte sich schon Gedanken darüber machen, dass eine Infektion das Karriereende sein kann», warnt Bloch.
Bei Infektionen könne es zu einer Vernarbung der Lunge kommen, erklärt der Mediziner. «Wenn solche Veränderungen da sind, ist die Frage, ob sie nach Monaten wieder weggehen oder ob sie bleiben. Und dann habe ich ein paar Prozent weniger Lungenkapazität – für einen Hochleistungssportler ist das schon eine relativ kritische Sache.»
Auch Athletiktrainer Kolodziej hat Bedenken. Der beim FCZ angestellte Deutsche kann nicht ausschliessen, dass die Trainingsphase vor der Wiederaufnahme der Meisterschaft zu kurz ist. «Ich bin auf zwei Aspekte gespannt: Wird es vermehrt zu Verletzungen kommen? Ich fürchte: ja. Und werden die Spiele mit der Intensität geführt, die wir gewohnt sind? Mal abwarten», so Kolodziej gegenüber dem «Kicker».
Vor allem die Muskeln werden beim Neustart stark gefordert sein, erklärt der Spezialist weiter: «Im Spiel geht es um Sprints mit Richtungswechseln, also schnelles Abstoppen und Beschleunigen, unter Maximalkontraktion der Muskulatur. Das lässt sich nicht wirklich simulieren.»
Auch auf Twitter gehen die Meinungen auseinander. Die einen freuen sich, dass es weitergeht, andere sind unzufrieden. Und nochmals andere zeigen sich von ihrer humorvollen Seite.
Als es kurz vor der „Pause“ die ersten Geisterspiele gab, dachte ich: Leute, das macht doch keinen Spaß so! Nach über 50 Tagen Fußball-Entzug kenne ich mich besser. Ich werde jedes verdammte Geisterspiel schauen, wenn es endlich wieder losgeht.#Bundesliga #COVID19
— Micha (@boyern_micha) May 7, 2020
Ich verstehe die Aufregung um die Fortführung der #Bundesliga nicht.
— Marcel_Degasse (@MDegasse) May 7, 2020
Ihr wird nichts zugeschanzt, sie zahlen die Tests alle selber. Sie hat nun mal die Möglichkeiten dazu, warum sollte sie dafür bestraft werden? #Corona
In der derzeitigen Debatte scheint die #Bundesliga wichtiger zu sein als #Schule und #Kita. Zumindest in den #Medien. Hauptsache der Rubel rollt.
— Daveschni (@Daveschni) May 7, 2020
Bitte, die Bundesliga nicht starten. Das gibt ein zweites Corona.
— Martin (@Martin80698745) May 7, 2020
Werder Bremen will noch nicht spielen, weil Claudio Pizarro zur Risikogruppe gehört.
— Malte Dürr (@DerMalteDuerr) May 6, 2020
#Bundesliga mit Mindestabstand.
— Destruktiver Zwischenruf (@DestruktiverZR) May 6, 2020
Ich sag mal so, mein @s04 hält seit längerem schon 1,5 Meter Abstand zum Gegner. Zumindest wenn es sich um einen Stürmer im eigenen Strafraum handelt.#Maskenpflicht #COVID19 #DFL
Mal im ernst: als BuLi Fan finde ich es super, jedoch habe ich meine Bedenken, ob es denn schlau ist, so früh zu beginnen. Wir werden sehen
Dieses hin und her könnte ich lange weiter machen...
Nicht sein ernst oder?! Ich meine, ich vermisse den Fussball ja auch (egal ob CH oder D) und einen gewissen Stellenwert kann man dieser Sportart nicht absprechen. Jedoch bin ich mir sicher für die Menschheit gibt es momentan wohl so viele andere wichtige Dinge...