Tottenham Hotspur hat eine historische Pleite eingesteckt. Noch nie seit der Gründung vor 137 Jahren kassierten die «Spurs» in einem Heimspiel sieben Tore. Doch dann kamen die Bayern und sorgten mit einem 7:2-Kantersieg in der Champions League dafür, dass die «Süddeutsche Zeitung» den schönen Titel «Oktoberfest in Nordlondon» fabrizieren konnte.
Mann des Spiels war Serge Gnabry. Der 24-jährige deutsche Nationalspieler schoss gleich vier Tore. «Das habe ich zuletzt vielleicht in der F-Jugend gemacht», strahlte Gnabry danach.
Gnabry traf in der Königsklasse vorher noch nie: «Ich habe eineinhalb Saisons auf mein erstes Champions-League-Tor gewartet, jetzt waren es gleich vier.» In der Champions League gelang es zuletzt Cristiano Ronaldo vor vier Jahren, in einem Spiel vier Treffer zu erzielen.
#BayernMünchen deklassiert #Tottenham in London gleich mit 7:2. Serge #Gnabry trifft gleich vierfach. Alle Tore im Schnelldurchlauf. #srffussball #championsleague pic.twitter.com/O9vOzsrxLj
— SRF Sport (@srfsport) October 1, 2019
Gnabry, der von 2011 bis 2016 bei Tottenhams Erzrivale Arsenal war und sich dort nicht durchsetzen konnte, hatte nach dem Spiel nur ein Problem: Der Ball war weg.
Traditionsgemäss darf ein Spieler diesen behalten, wenn er einen Hattrick erzielt hat. Doch Mitspieler Javi Martinez schoss ihn beim Feiern zu den Fans. Serge Gnabry gelang an diesem Abend in London aber alles: «Ich habe mir den Ball gesichert, ich habe ihn wiederbekommen.»
😍⚽@SergeGnabry und sein bester Freund an diesem Abend! 😊#MiaSanMia #TOTFCB pic.twitter.com/VZcSy5n8i9
— FC Bayern München (@FCBayern) October 1, 2019
«Was wir in der zweiten Halbzeit gespielt haben, das ist das, was ich mir vorstelle, was ich mir wünsche», sagte Trainer Niko Kovac. Deutschlands Weltmeister-Goalie Manuel Neuer dachte nach dem Spiel an seinen «Nachfolger» Hugo Lloris, der den WM-Pokal 2018 mit Frankreich gewann. Gnabrys Leistung kommentierte Neuer so: «Was soll man dazu sagen? Er hat wirklich alles getroffen. Hugo Lloris tut mir ein bisschen leid. Er konnte nichts machen und bekommt daheim sieben Gegentore. Das ist schon bitter.»
Für den Vorstandschef des FC Bayern München, Karl-Heinz Rummenigge, war es nicht einfach nur ein hoher Sieg. Sondern ein Erfolg, der viel mehr bedeutet. «Wir haben nachhaltig bewiesen, dass wir durchaus in der Lage sind, eine Top-Mannschaft der Premier League zu besiegen. Es war ein historischer Tag für Bayern München.»
Zu Beginn der Saison war eine spannende Bundesliga-Spielzeit ausgerufen worden, an deren Ende vielleicht nach sieben Jahren in Folge mal nicht die Bayern deutscher Meister werden. Der Abgang der beiden überragenden Flügelspieler Arjen Robben und Franck Ribéry liess die Konkurrenz hoffen. Doch nach sechs Runden steht Bayern schon wieder unbesiegt an der Spitze. Und nun dieser Kantersieg beim Champions-League-Finalisten der Vorsaison, der laut Serge Gnabry für ein «mega Selbstvertrauen» sorgt.
Die Bayern scheinen nach einem für ihre Verhältnisse mässigen Saisonstart – Niederlage im Supercup gegen Borussia Dortmund und zwei Unentschieden in den ersten vier Meisterschaftsspielen – den Tritt gefunden zu haben. Der routinierte Torhüter Neuer betont zwar: «Wir haben ein Spiel gewonnen. Wir müssen cool bleiben. Und werden jetzt nicht sagen, dass wir ganz Europa schlagen.» Doch eines scheint gewiss: Diese Bayern können nicht nur national für Furore sorgen.