Die Fahnen aussen am Stadion sind in blauer Farbe gehalten. Kaum irgendwo prangt das Logo der Europa League. Schon gar nicht auf auffälligen Werbebannern. Es herrscht Ruhe. Ordner sind nur eine Handvoll da. Es deutet nichts darauf hin, dass hier ein Spielort eines Finalturnier sein soll. Eines einmaligen Events.
Dabei findet hier heute ein Spiel statt. Ein Viertelfinal der Europa League. Schachtar Donezk gegen den FC Basel. Aber in Zeiten von Corona ist eben alles ein bisschen anders. Ein bisschen aussergewöhnlich.
«Ich denke aber schon, dass wir bei der Abreise am Sonntag gespürt haben, dass hier etwas Spezielles auf uns wartet», sagt Marcel Koller via Video-Medienkonferenz am Montagabend. Der zwei Meter von ihm entfernt sitzende Silvan Widmer spricht «von einem Kribbeln im Bauch». Es ist in der Tat etwas Aussergewöhnliches – für Koller und Widmer, schliesslich haben beide noch nie ein europäisches Viertelfinal erreicht.
🗣️ "Wir wollen unseren Traum weiterleben." – Unsere Vorschau zum #UEL-Viertelfinal gegen den @FCShakhtar 🎬 #FCBasel1893 #WyterInEuropa #zämmestark #rotblaulive pic.twitter.com/M4ZXH1ci4J
— FC Basel 1893 (@FCBasel1893) August 10, 2020
Und auch wenn es für den FC Basel bereits die vierte Teilnahme auf dieser Stufe ist, so ist es auch für den Verein beachtlich. Gerade wenn man sich die Teams, die noch dabei sind, vor Augen führt. Die Manchester Uniteds oder Inter Mailands der Welt. Aber rund um diese vierte Viertelfinalteilnahme des FCB ist alles noch einmaliger als ohnehin schon. So will es die Uefa und Corona.
Im Vergleich zu einem normalen internationalen Auswärtsspiel benötigte es eine Anreise noch einen Tag früher als sonst, es herrscht eine ungewisse Verweildauer, Maskenpflicht, die Spieler müssen auf zwei Cars aufgeteilt sowie innerhalb von drei Tagen zwei Mal auf Corona getestet werden. Vorsicht und Distanz wo und so viel es geht. Aber dieser improvisierte, neue Modus birgt auch Chancen. Selten waren die Erfolgsaussichten für ein verhältnismässig kleines Team wie den FCB so gross wie im Ein-Spiel-Modus: «Wenn man sich noch nicht so kennt, sind die Chancen vielleicht etwas grösser», meint Koller entsprechend. Und der Weg zum ganz grossen Ziel ist kürzer. Das Endspiel ist nur noch zwei Partien weg.
Für den FC Basel aber wäre schon ein Einzug in den Halbfinal ein grosser Coup. Gelingt das Weiterkommen gegen die Ukrainer, zöge der FCB zum zweiten Mal nach 2013 in den Europa-League-Halbfinal ein. Es wäre ein riesiges Ausrufezeichen. Eines, das neben dem Prestige auch noch wichtige Punkte für die Schweiz in der Fünfjahreswertung bedeuten würde. In der Liste der Länder-Koeffizienten rangiert die Schweiz aktuell auf Rang 18. Bereits der Viertelfinal-Einzug sichert den Sprung auf Rang 17 – gar bei einer Niederlage. Bei einem Sieg im Viertelfinal und einer Niederlage im Halbfinal springt die Schweiz immerhin auf Platz 16. Noch bedeutender wäre der Sprung auf den 15. Rang.
One victory and one draw would be enough, as @rubensch states correctly. https://t.co/5d5gx6ilZC
— zwölf (@zwoelf_mag) August 7, 2020
Dieser wäre der Schlüssel zu zwei Plätzen in der Champions-League-Qualifikation und einem Quali-Platz für die Europa-League in der Saison 2021/2022. Nur: Dazu bräuchte es heute einen Sieg gegen Schachtar – plus mindestens ein Unentschieden in der regulären Spielzeit im Halbfinal. Keine leichten Aufgaben. Aber auch noch Zukunftsmusik.
Die Gegenwart heisst Donezk, und damit brasilianische Offensiv-Power. Stoppt die Basler Defensive – ohne den gesperrten Eray Cömert und den bald zu Montpellier wechselnden Jonas Omlin jedoch – die Gegner so gut wie in den bisherigen zehn Partien (sieben Spiele zu null) und kommt weiter, wird dies auch noch zum Geldsegen.
Der Einzug in die nächste Runde wird mit rund 2.5 Millionen Franken entlöhnt – und käme so zu den bereits 13 in der bisherigen Kampagne generierten Millionen dazu.
Das Spiel gegen Donezk ist also eine Dreifach-Chance für die Basler. Die Chance auf Prestige, Prämien und Punkte. Und vielleicht noch zu viel mehr. Es wäre überraschend, für den FCB, für die Europa League. Aber es würde passen zu einem Jahr, in dem nichts ist, wie man gedacht hatte. Und zu einem Wettbewerb, bei dem alles anders ist, als zu dessen Beginn. (bzbasel.ch)