Wer an PSG denkt, dem kommen wohl als erstes Neymar und Kylian Mbappé in den Sinn. Beide zeigten gegen Leipzig ein gutes Spiel, doch der beste Mann auf dem Platz war wohl der dritte Stürmer der Franzosen: Angel Di Maria. Der Argentinier ist zwar nicht ganz so spektakulär wie seine zwei Teamkollegen, aber auch ungemein gefährlich.
Das 1:0 bereitete der 32-jährige Argentinier mit einer perfekten Freistoss-Flanke mustergültig vor, das 2:0 erzielte er selbst und beim 3:0 durch Juan Bernat gab Di Maria erneut die Vorlage. PSG war gegen Leipzig um einiges torgefährlicher als noch im Viertelfinal gegen Atalanta – damals war Di Maria auch noch gesperrt. Ein Zufall? Wohl kaum.
Ángel Di María's game by numbers vs. RB Leipzig:
— Squawka Football (@Squawka) August 18, 2020
100% shot accuracy (2/2)
100% take-ons completed (4/4)
8 penalty area entries
6 crosses
6 ball recoveries
5 chances created
3 Big Chances created
4 clearances
2 fouls won
2 assists
1 goal
Fantastique. #UCL pic.twitter.com/AeZwqVOrW6
Neben Matchwinner Di Maria hatte PSG auch in der Abwehr einen überragenden Mann: Innenverteidiger Presnel Kimpembe. Der 25-jährige Franzose zeigte eine fehlerfreie Leistung, glänzte mit Spitzenwerten im Defensivspiel und war sich auch nicht zu schade, den Ball immer mal wieder auf die leeren Tribünen zu schlagen. Zudem überzeugte Kimpembe auch im Aufbau, 90 seiner 91 Pässe kamen beim Mitspieler an.
Presnel Kimpembe's game by numbers vs. RB Leipzig:
— Squawka Football (@Squawka) August 18, 2020
✰ 110 touches
✰ 91 passes attempted
✰ 90 passes completed
✰ Most clearances (10)
✰ =Most interceptions (3)
✰ =Most ball recoveries (9)
And the most fouls conceded (4). 😅 pic.twitter.com/k11LDFoNCv
Zusammen mit Thiago Silva bildet Kimpembe das Zentrum einer Abwehr, die in dieser Saison nur schwer zu überwinden ist. Gegen Leipzig spielte PSG im zehnten Champions-League-Spiel der Saison bereits zum siebten Mal zu Null.
Für die Spieler von RB Leipzig war die PSG-Partie eine der bisher wichtigsten ihrer Karriere – kein einziger von ihnen hatte zuvor je einen Halbfinal der Champions League bestritten. Dies merkte man dem Bundesligisten aber an. Leipzig zeigte sich weniger mutig als sonst und beging auffällig viele einfache Fehlpässe im Aufbauspiel. Der Patzer von Goalie Peter Gulacsi vor dem 0:2 war nur die Spitze des Eisbergs.
Auch die Offensive litt darunter: Leipzig hatte nur eine einzige wirklich gute Chance, die Patrik Schick kurz vor Schluss vergab. Das reicht bei weitem nicht, um gegen ein Team wie PSG mithalten zu können.
Ein klares 3:0 im Halbfinal der Champions League – ein entspannter Abend also für PSG-Trainer Thomas Tuchel? Überhaupt nicht. Der Deutsche regte sich fürchterlich über die ruppige Gangart des Gegners aus Leipzig auf. Während der Partie lieferte er sich mit RB-Coach Julian Nagelsmann ein Wortgefecht nach dem anderen und nach dem Schlusspfiff diskutierte Tuchel wild mit Leipzigs Fitnesstrainer Daniel Behlau. Es habe ihn gestört, wie Behlau sich eingemischt hatte, so Tuchel nach dem Spiel: «Es war eine Angelegenheit zwischen mir und Julian, da hat sich dann ein Dritter eingemischt und das hat mir nicht gefallen. Das geht so nicht.»
Right, we know one of you must speak German, what's Thomas Tuchel saying here? 🧐 pic.twitter.com/URaVz9Z1b4
— DAZN Canada (@DAZN_CA) August 18, 2020
Leipzig-Trainer Nagelsmann hatte derweil Verständnis für den Ärger seines Kontrahenten. «Er beklagte sich, weil er seine Spieler schützen wollte. Das ist ganz normal, so der Jungtrainer.» Schliesslich habe sein Team wirklich viele Fouls begangen.
Im Halbfinal gegen Leipzig sorgte PSG für einen Rekord: Für die Franzosen war es das 34. Champions-League-Spiel in Serie, in dem sie mindestens einen Treffer erzielen konnten. Damit zog der französische Meister mit Real Madrid gleich, das zwischen 2011 und 2014 ebenfalls in 34 Partien ohne Unterbruch traf. Im Final gegen Bayern München oder Lyon kann PSG somit alleiniger Rekordhalter werden.
Das letzte Champions-League-Spiel ohne Tor liegt gut vier Jahre zurück. Am 12. April 2016 verloren die Franzosen bei Manchester City mit 0:1. Nur drei Spieler, die am Sonntag im Final im Kader stehen werden, spielten damals bereits für PSG: Angel Di Maria, Marquinhos und Thiago Silva.
PSG steht also im Champions-League-Final – endlich, werden sich die Fans sagen, die das Team schon lange verfolgen. 110 Spiele brauchten die Franzosen, um sich erstmals überhaupt für ein Endspiel der Champions League zu qualifizieren, so viele wie noch kein ehemaliger Finalist zuvor. Bisheriger Rekordhalter war der FC Arsenal, der bis 2006 immerhin 90 Spiele brauchte, um den Final zu erreichen.
Der erste europäische Titel wäre es für PSG derweil nicht. 1996 gewannen die Franzosen den Cup der Cupsieger, ein Jahr später verlor man im Endspiel gegen den FC Barcelona. Es war die drittletzte Austragung, bevor der Wettbewerb abgeschafft wurde.
Als heimlicher Star des Abends entpuppte sich der Anzug von Leipzig-Trainer Julian Nagelsmann. Das extravagante graue Kleidungsstück wurde auch auf den sozialen Medien schnell zum Thema – viele machten sich über die aussergewöhnliche Kleidungswahl lustig.
Der Anzug von Nagelsmann spielte vor elf Jahren noch in der Clown-Schule. #RBLPSG pic.twitter.com/qNW7Ra9Xlk
— Wo sind sie jetzt? (@exprofis) August 18, 2020
bei dem anzug von #nagelsmann werde ich richtig nostalgisch! meine großeltern hatten mal so ein sofa! #RBLPSG
— boscho (@boscho78) August 18, 2020
Alle haben sich gefragt, ob #Nagelsmann in der Pause wechselt. Aber er trägt immer noch denselben Anzug #RBLeipzig #RBLPSG #ChampionsLeague
— Holger Schmidt (@Hossaar) August 18, 2020
julian nagelsmann auf jeden award für den hässlichsten anzug
— prodbymary (@prodbymary) August 18, 2020
Besser so. Nicht auszudenken, was für einen Anzug Nagelsmann im Finale getragen hätte. #RBLPSG
— elediaW (@elediaW) August 18, 2020