Im Premier-League-Spitzenspiel gegen die «Gunners» zelebrierten die «Reds» wieder den Fussball, den Trainer Jürgen Klopp so mag. Präziser, geradliniger Angriffsfussball und eine ungemeine Ballhungrigkeit führten zu einer verdienten 2:0-Pausenführung gegen das Ensemble von Arsène Wenger, die nach einer ausgeglicheneren zweiten Hälfte zu einem 3:1 führte.
Wieder einmal bestätigte sich der Fakt, dass Liverpool gegen die die anderen Topteams in dieser Saison ungemein stark auftritt. Der Klub aus der Beatles-Stadt führt denn auch die «Miniliga» mit Chelsea, Tottenham, Manchester City, Manchester United und Arsenal mit Abstand an:
Points won by the top-6 against the top-6 so far in 2016/17:
— Squawka Football (@Squawka) 4. März 2017
Liverpool (19)
Chelsea (13)
Tottenham (9)
Man City (7)
Man Utd (6)
Arsenal (5) pic.twitter.com/4tWLndrF6t
Gegen die stärksten Gegner geht das Klopp-Konzept perfekt auf – 5 Siege stehen 4 Unentschieden gegenüber. In den Spitzenspielen übertrumpft Liverpool die Gegner regelmässig mit seiner Intensität, seiner Laufbereitschaft und seiner individuellen Klasse im Angriff. Katalysiert durch die individuellen Anpassungen des 49-jährigen deutschen Energiebündels an der Seitenlinie.
Etwas, auf das beispielsweise Arsène Wenger gänzlich zu verzichten scheint, was die magere Ausbeute gegen die anderen Topteams erklären könnte. Wie schon gegen die Bayern in der Champions League (1:5) wirkte Arsenal taktisch ratlos, unfähig sich dem Spiel des Gegners anzupassen. Erst durch die Einwechslung von Alexis Sanchez – er sass in der ersten Halbzeit aus disziplinarischen Gründen auf der Bank – wurde das Spiel besser.
Wieso sich Liverpool aber nur bedingt über das beachtliche Abschneiden in den Spitzenspielen freuen kann, zeigt der ernüchternde Blick auf aktuelle die Tabelle:
Zwar haben die «Reds» Arsenal mindestens temporär wieder überholt, aber die elf Punkte Rückstand auf Chelsea bedeuten mit sehr grosser Sicherheit, dass es auch in dieser Saison nicht zum 19. Titel in der Vereinsgeschichte reichen wird.
Der Grund dafür ist schnell gefunden. So gut Liverpool gegen die Top 6 spielt, so schlecht spielt es gegen den Rest. Einfach festzumachen ist das nur schon am Kontrast der letzten beiden Partien. Vor dem Sieg gegen Arsenal zeigten die Liverpooler einen blutleeren Auftritt gegen den kriselnden Meister Leicester, der bis dahin 2017 in der Meisterschaft noch kein einziges Tor erzielt hatte.
Es war das exakte Spiegelbild zum Arsenal-Match – die «Foxes» gewannen nach 2:0-Pausenführung verdient 3:1. Für den LFC war das die vierte Niederlage gegen ein Team aus der Abstiegsregion, was man sich in der Meisterschaft natürlich nicht erlauben darf.
Haha... 🙄
— Empire of the Kop (@empireofthekop) 6. März 2017
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Die vermeintlich «Kleinen» haben realisiert, dass Liverpool einfach der Wind aus den Segeln zu nehmen ist, wenn man tief steht und die Mitte zustellt. Das hat zwei direkte folgen: Es können keine Angriffe mit Tempo gefahren werden und die Impulsgebung in Liverpools Ballbesitz-Fussball fällt den Aussenverteidigern zu, was dem Spiel die «magische» Komponente entzieht, die normalerweise von der Offensivabteilung ausgeht.
Man kann die «Reds» auch eine Stimmungsmannschaft nennen, denn gegen die schwächeren Teams tritt die Angriffsfraktion um Philippe Coutinho nicht mit derselben Laufintensitat auf, wie gegen Arsenal und Co. – was wiederum zur Folge hat, dass die defensive Anfälligkeit nicht mehr so gut kaschiert werden kann. Unnötige Gegentore spielten der gegnerischen Igeltaktik zusätzlich in die Karten.
Liverpool wird sich im Sommer intensiv auf dem Transfermarkt umsehen müssen. Und auch wenn der Meistertitel in der Top-6-Miniliga absolut nichts zählt, wird man eins in die kommende Saison mitnehmen: Die Gewissheit, dass man in den eigentlich entscheidenden Spielen richtig gut ist.