Irgendwann geht es nicht mehr. Wolfsburg-Verteidiger Marin Pongracic stützt die Arme in die Knie, versucht nach Luft zu ringen. Es sind Bilder, die man sonst vielleicht in einer Verlängerung sieht. Gespielt in dieser Bundesligapartie sind aber erst 15 Spielminuten. Pongracic beisst weiter, stützt sich auch in den folgenden Minuten bei Unterbrüchen immer wieder auf seine Knie. Zur Pause muss er raus. Seine Atemnot ist eine Folge einer überstandenen Coronavirus-Erkrankung.
Pongracic ist kein Einzelfall. Es werden immer mehr Fälle von Profifussballern bekannt, die an den Folgen einer Covid-Infektion leiden. Der Kardiologe und Sportarzt Christian Schmied vom Universitätsspital Zürich betreut solche Sportler.
Schmied sagt: «Nach derzeitigem Wissensstand haben 10 bis 20 Prozent der Spitzensportler zwei bis sechs Monate nach dem Coronavirus noch Beschwerden.» Die Symptome: Müdigkeit, Atemnot und geringere Leistungsfähigkeit. «Ich gehe davon aus, dass sich die Blutgefässe verändern und entzünden. Dadurch kommen die Gefässe in einen ähnlichen Zustand, wie etwa bei einer Person, die raucht», erzählt Schmied. «Dadurch ist der Spieler gefährdet für weitere Krankheiten.» Möglich sei etwa eine Herzmuskelentzündung.
Wissenschaftliche Untersuchungen dazu laufen, Resultate fehlen aber noch grossmehrheitlich. Was aber klar und beunruhigend ist: Es betrifft nicht nur Spieler, die schwere Verläufe haben. Auch Spieler mit wenigen oder keinen Symptomen während der Infektion klagen über Probleme.
Ein prominenter Fall ist Kai Havertz, der im Sommer für 100 Millionen Euro von Leverkusen zu Chelsea gewechselt ist. Im November erkrankte er am Virus, verpasste sechs Spiele und ist seither noch nicht wieder in Form gekommen.
Chelsea-Trainer Frank Lampard bat zuletzt um Geduld und verwies darauf, dass man das Problem «ernst nehmen müsse». Auch Newcastle-Manager Steve Bruce sprach davon, dass seine Spieler nach dem Virus müde seien.
Und es gibt weitere Beispiele: Leipzig-Stürmer Hee-chan Hwang fiel fast zwei Monate aus. Junior Sambia von Montepellier landete im April 2020 auf der Intensivstation. Und in Bolvien ist mit Deibert Frans Roman Guzman ein Profifussballer am Coronavirus gestorben.
In der Schweiz sind keine so schlimmen Fälle bekannt, obwohl die Vereine in der Super League im internationalen Vergleich deutlich mehr Corona-Fälle hatten als etwa in der deutschen Bundesliga. Basel-Verteidiger Timm Klose sagte im Interview mit ch media zu den Folgen des Virus:
Es ist derzeit auch für Fachleute schwierig zu sagen, wann ein Spieler solche Symptome aufweist. Beim FC Basel wurde Timm Klose und alle anderen Spieler die positiv getestet wurden kardiologisch fachärztlich abgeklärt – mittels eines Herz-Ultraschalls. Alles im grünen Bereich. Selbst die Leistungsdaten der erkrankten Spieler unterscheiden sich nicht im Vergleich zu denjenigen zuvor.
Im Juli 2020 ist der FC Zürich der erste Schweizer Profiklub, bei welchem die ganze Mannschaft in Quarantäne musste. Seither schaut Teamarzt Stefan Sannwald ganz genau hin. Er sagt, dass der FCZ bisher Glück gehabt hat. «Weder in unseren Tests, noch in den Leistungsdaten ist bislang etwas ersichtlich», so Sannwald. «Wir setzen ein Return-to-Play-Schema konsequent um und beugen dem Risiko einer Herzmuskelentzündung durch eine Herzuntersuchung vor. Das Thema nehmen wir sehr ernst.»
Die Return-to-Play-Empfehlungen stammen von Christian Schmied, der sie im Auftrag von Swiss Olympic erarbeitet hat. «Diese Empfehlungen beruhen auf der aktuellen Datenlage, interessant und wegweisend werden die aktuellen Verlaufskontrollen bei Sportlern mit andauernden Symptomen», sagt Schmied. Ist eine gänzliche Sportpause bei Symptomen angebracht? Oder eher ein langsamer Aufbau, wie derzeit empfohlen? Dazu erhofft sich Schmied bald neue Erkenntnisse.
Bei Schweizer Meister YB sagt Teamarzt Jan Montagne:
Auch bei YB heisst es, dass keine schweren Verläufe bekannt sind und sich die Leistungsdaten auf stabilem Niveau bewegen.
Glück gehabt, also. Wobei man sich auch immer bewusst sein muss: Ein Spieler gibt gerade bei solch vagen Symptomen selten eine Krankheit zu. Er riskiert seinen Platz im Team, der Druck ist hoch. Das zeigt sich auch am Beispiel von Pongracic, der wegen Personalnot spielen musste.
Immerhin: Schmied glaubt nicht, dass dadurch die Spielerkarriere gefährdet ist. «Ich gehe davon aus, dass bei primär unkompliziertem Infektionsverlauf die Symptome zurückgehen und die Leistungsfähigkeit zurückkehrt. Aber ich denke, dass Spieler mit jenen Verläufen nach der Karriere anfälliger für Herzprobleme sein könnten.»
Risiken hin oder her: Die Show muss weitergehen. Der Fussballbetrieb in den Profiligen läuft seit dem Sommer ununterbrochen. In den meisten Topligen funktioniert das dank regelmässiger Tests, in der Schweiz wird jedoch hauptsächlich bei Symptomen getestet. Schmied sieht dies kritisch:
Offenbar könnten damit auch Langzeitfolgen vorgebeugt werden.
Sie sollten sich besser Sorgen wegen Langzeitfolgen der Corona-Erkrankung machen. Und auch da weiss man nicht, wie und ob sich das in 2 Jahren noch bemerkbar machen kann.
Ein gesunder, durchtrainierter Spitzensportler mit 24h Betreuung durch einen Staff von Medizinern, Ernährungsberatern usw. steckt das locker weg!
Oder haben die Covidioten etwa unrecht?