Vor den letzten ein oder zwei Spielen dieser langen und aussergewöhnlichen Saison schaffte der FC Basel zumindest diesen Fakt: Der Trainer in der nächsten Saison heisst nicht mehr Marcel Koller. Wenn die Saison spätestens am Sonntag, 30. August, zu Ende ist, ist auch die Zeit Kollers beim FCB abgelaufen.
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— FC Basel 1893 (@FCBasel1893) August 19, 2020
Noch aber hat Koller, der im Sommer 2018 als Nachfolger von Raphaël Wicky zum FC Basel gekommen ist, die Möglichkeit, mit dem FCB einen zweiten Titel zu holen. Nach dem Cupsieg im Vorjahr im Final gegen Thun könnte er die Trophäe erneut gewinnen. Am Dienstag treffen die Basler im Halbfinal auf den Challenge-League-Klub Winterthur und im Falle eines Sieges danach am Sonntag, 30. August, im Final im Wankdorf auf Schweizer Meister Young Boys.
Sollte Koller den Cup nochmals holen, wäre sein zweijähriges Engagement in Basel (sportlich) durchaus nicht unerfolgreich gewesen. Er hätte zwei Mal den Cup gewonnen und er hat ausserdem den FCB in der eben beendeten Kampagne in die Viertelfinals der Europa League geführt – das beste Ergebnis eines Schweizer Klubs seit sechs Jahren.
Was der ehemalige Nationalcoach von Österreich in Basel allerdings im Gegensatz zu früheren Engagements in der Schweiz mit St. Gallen und mit den Grasshoppers nicht geschafft hat, ist der Gewinn des Meistertitels. Den Young Boys war der FCB in diesen beiden Jahren mit Koller deutlich unterlegen – nicht zuletzt auch spielerisch. 2018/19 wies Basel am Ende 20 Punkte Rückstand auf, in dieser Saison waren es nach einer schwachen Rückrunde 14 Zähler.
Auch deshalb wird die Zeit Kollers in Basel nicht als grosser Erfolg angesehen, sondern vielerorts sogar als Missverständnis. Schon vor einem Jahr stand Koller trotz Cupsieg kurz vor der Entlassung. Eine Trennung verhinderte damals Präsident Bernhard Burgener, was zum Rücktritt von Sportchef Marco Streller führte.
Im letzten Herbst zeigte sich der FCB verbessert, er dominierte den Rivalen Young Boys im Spitzenspiel deutlich (3:0) und begegnete dem Titelverteidiger in der Tabelle wochenlang auf Augenhöhe. Doch Jubelstürme lösten die guten Resultate beim jahrelang erfolgsverwöhnten Publikum nicht aus. Den pragmatischen Fussball Kollers sah das Publikum im St.-Jakob-Park nicht gerne. Dies machte den Zürcher Trainer angreifbar, in Zeiten des nicht umfassenden Erfolgs. Diese Zeiten kamen im Frühjahr, als der FCB zum Rückrundenstart nur eines von sechs Spielen gewann.
Koller bleibt also nicht in Basel. Einen zweiten Fakt hat der FC Basel wenige Tage vor den entscheidenden Spielen im Cup aber noch nicht geschaffen: Der Nachfolger von Koller ist noch nicht bekannt. Der FCB schreibt in seinem Communiqué, dass im Hinblick auf den Saisonstart 2020/21 zu «gegebener Zeit ein neues Trainerteam vorgestellt» werde. Lange darf die Suche jedoch nicht dauern. Bereits einen Tag nach dem Cupfinal beginnt die Vorbereitung auf die neue Saison, die am 19./20. September startet.
Ein möglicher Kandidat hat dem FC Basel eine Absage erteilt. Fabio Celestini gab beim Trainingsstart des FC Luzern gegenüber den Medien zu, dass er «mit Basel in Kontakt» gestanden sei. Ein Wechsel zum FCB scheiterte aber, womöglich weil der Luzerner Sportchef Remo Meyer sein Veto eingelegt hatte. Jedenfalls sagte Celestini am Mittwoch: «Ja, ich bleibe in Luzern.» Eine mögliche Option wäre hingegen Alex Frei, welcher derzeit die U21 des FCB trainiert. (zap/sda)
Aber wahrscheinlich wollte auch Koller einfach nicht mehr.