Mit dem Sieg gegen PSG vollendeten die Bayern eine historische Champions-League-Kampagne. Die Deutschen gewannen alle Spiele auf dem Weg zum Titel innerhalb von 90 Minuten, als erstes Team überhaupt.
100% - FC Bayern München are the first side in European Cup/Champions League history to win 100% of their games in a single campaign en route to lifting the trophy (11 wins). Flawless. #PSGFCB #UCLfinal pic.twitter.com/taT6pn23Ik
— OptaJoe (@OptaJoe) August 23, 2020
Dabei waren die Münchner auch das torgefährlichste Team aller Zeiten: Mit ihren 43 Treffern verpassten sie zwar den Torrekord von Barcelona aus der Saison 1999/2000 (45 Tore), haben aber im Schnitt deutlich mehr Tore pro Spiel erzielt als damals die Katalanen (3,91 gegenüber 2,81), die fünf Spiele mehr bestritten haben.
Ausgerechnet ein verlorener Sohn liess am Ende den Champions-League-Traum bei PSG platzen. Kingsley Coman, der einzige Final-Torschütze, kam in Paris zur Welt, spielte seit seinem achten Lebensjahr im Nachwuchs von PSG und holte zwei Meistertitel mit der ersten Mannschaft, ehe er im Sommer 2014 die französische Hauptstadt verliess.
Auch Coman selbst war sich deshalb nach dem Finalsieg nicht ganz sicher, wie er sich fühlte: «Das sind unglaubliche Gefühle. Ganz viel Freude, aber auch etwas Trauer für Paris», so der Franzose.
Der Final gegen PSG war wohl das letzte Spiel von Thiago im Trikot von Bayern München – der Spanier wird München wohl nach sieben Jahren in Richtung Liverpool verlassen. In seinem letzten Spiel für die Deutschen brillierte Thiago mit einem seiner besten Spiele überhaupt.
No Bayern player in the #UCLFinal played more passes (85), made more ball recoveries (7), made more tackles (3), made more interceptions (2) or created more chances (2) than Thiago.
— Squawka Football (@Squawka) August 23, 2020
His 16th trophy with the club. 🙌 pic.twitter.com/NGi2zckbuA
Der Bayern-Mittelfeld-Stratege spielte die meisten Pässe aller Spieler, eroberte die meisten Bälle, hatte die meisten Tacklings und stand mit einem präzisen langen Ball am Ursprung des Siegtreffers. Damit war Thiago neben Torschütze Coman der Mann des Spiels.
Nach der Champions League ist vor dem Transfer-Fenster – deshalb wurde Bayern-Trainer Hansi Flick nach dem Sieg gleich darauf angesprochen, ob es Thiagos letztes Spiel für Bayern München gewesen sei. Der Deutsche überraschte alle und antwortete ohne eine Miene zu verziehen: «Ne, er hat mir gesagt, dass er bleibt.»
Nach diesen Worten herrschte einige Sekunden lang verdutztes Schweigen, ehe Flick das Lachen nicht mehr zurückhalten konnte. «War ein schönes Gesicht», so der offensichtlich gut gelaunte Flick nach seinem gelungenen Scherz zum überraschten Journalisten.
OMG😭😭😭❤️ pic.twitter.com/QblQ9oJQEP
— Ruben (CHAMPIONS OF EUROPE 🏆🏆🏆🏆🏆🏆) (@Rubsnnn) August 23, 2020
Es hätte der grosse Abend von Neymar werden können. Mit seinem zweiten Champions-League-Sieg, dem ersten bei PSG, wäre der Brasilianer endgültig zu einem der ganz grossen Fussballspieler dieses Planeten geworden. Stattdessen endete der Final mit einer Enttäuschung. Neymar kämpfte unglücklich und konnte nicht an seine brillanten Leistungen aus dem Halbfinal und dem Viertelfinal anknüpfen.
Wie sehr Neymar diese Niederlage schmerzte, zeigte sich nach dem Spiel. Erst blieb er weinend auf dem Platz stehen und musste von Gegner David Alaba getröstet werden, danach verabschiedete er sich mit einer Berührung von der Champions-League-Trophäe.
Im Champions-League-Final kam es für die Spieler zu einer unerwarteten zusätzlichen Herausforderung: Die Bälle waren unterschiedlich aufgepumpt. Keine einfache Situation, wie Bayern-Goalie Manuel Neuer nach dem Spiel gegenüber dem «ZDF» erklärte: «Einer war platt, einer war bombenfest. Und dann wusstest du nie, was dich erwartet beim nächsten Pass», so der Deutsche.
Auch Schiedsrichter Daniele Orsato war das Problem bekannt, allerdings konnte man nichts dagegen unternehmen. Als ihn Bayern-Trainer Hansi Flick auf die platten Bälle ansprach, antwortete der Italiener gemäss der «Bild»: «Ich weiss ... jeder Ball ist scheisse, aber das kann ich nicht ändern!»
Mit der Niederlage von PSG muss Frankreich weiterhin auf den ersten Titel in der Champions League seit 1993 warten. Ein trauriger Tag somit für alle französischen Fans? Nein – im Gegenteil. Im Marseille etwa war die Freude über die Niederlage des Rivalen aus der Hauptstadt derart gross, dass die Fans den Bayern-Sieg auf der Strasse feierten.
Marseille erupts as PSG lose the Champions’ League final: “Where are all the Parisians now?” pic.twitter.com/YGrr0ihBOv
— Get French Football News (@GFFN) August 23, 2020
Schon vor der Partie hatte man befürchtet, einige Marseille-Anhänger könnten im Falle eines PSG-Siegs die Nerven verlieren. So schrieb Olympique Marseille vor dem Final auf Twitter: «Heute Abend rufen wir zur Ruhe und zur Verantwortung auf. Weil Gewalt bringt nichts.»
Ganz anders als in Marseille war die Gefühlslage in Paris, wo einige Fans nicht mit der Finalniederlage klarzukommen schienen. Nach dem Schlusspfiff kam es zu Ausschreitungen, unter anderem wurden Fahrzeuge angezündet und Fensterscheiben zerbrochen. Die Polizei musste mit Tränengas gegen die Chaoten vorgehen, am Ende wurden 22 PSG-Anhänger festgenommen.
Some hooligans and vandalism has occurred in Paris. PSG fan don't know where to go.
— Enock Kobina Essel Niccolò Makaveli (@EnockKobinaEsse) August 24, 2020
The car was then looted pic.twitter.com/SiuKrTB3Tk
Des parents qui se lèvent à 6h du mat et rentre à 20h les soirs pendant des années pour s’acheter une voiture , pour que ça se termine comme ça à cause d’une défaite du PSG pffff pic.twitter.com/ODbU218F97
— SAPAPAYA 👲🏽 (@olazumba) August 23, 2020
Erstmals überhaupt hatte in der Schweiz 3+ die Rechte für den Champions-League-Final. Und dem Sender unterlief kurz vor dem Spiel gleich ein Patzer: Als sich die Spieler für die Hymne aufreihten, verschwand das Bild aus Lissabon plötzlich – dafür tauchte «Bauer, ledig, sucht...»-Moderator Marco Fritsche mit einem «Halleluja!» auf.
Danach wurde es plötzlich schwarz, erst nach einigen Sekunden «Bachelor»-Werbeclip war das Bild aus Lissabon schliesslich wieder zurück. Es sollte die einzige Panne bleiben, der Rest der Übertragung verlief ohne Probleme.